Die Rache Der Wanderhure
kurzen Blick mit seinen Freunden und sah diese nicken.
Dann klopfte er Michel scheinbar kameradschaftlich auf die Schulter. »Findet einen Weg, auf dem wir vorrücken können, ohne dass uns der Feind in die Quere kommen kann.«
Michel brachte noch einen Einwand: »Wir werden bei diesem Ritt Sokolnys Gebiet betreten müssen. Hoffentlich wird er dadurch nicht gewarnt!«
»Dagegen gibt es ein einfaches Mittel«, antwortete Hettenheim lachend. »Ihr lasst euch einfach nicht erwischen. Meine Herren, damit danke ich euch. Eine gute Nacht!«
»Gute Nacht«, wünschte Michel ihm und verließ als Erster das Zelt. Loosen und Haidhausen folgten ihm grinsend und stießen sich dabei gegenseitig an, als würden sie sich auf einen fröhlichen Ausritt und nicht auf eine gefährliche Erkundung begeben.
Als der Sergeant ebenfalls aufbrechen wollte, hielt Hettenheim ihn zurück. »Einen Augenblick, Mühldorfer!«
»Ihr wünscht, Herr?« Der Mann machte kehrt und blieb vor dem Grafen stehen.
Dieser legte das Tannenbergrohr wieder in die Kiste zurück, setzte sich und winkte dem Sergeanten, neben ihn zu treten. Seiner Miene nach schien er zu fürchten, jemand anders könnte hören, was er Mühldorfer zu sagen hatte.
Er wies auf die Karte und deutete dann auf die Stelle, an der die Straße durch eine Furt in der Eger führte. »Schau her, Mühldorfer! Ihr werdet morgen bei eurer Erkundung nicht über diese Stelle hinauskommen.«
Der Sergeant starrte verwundert auf den Fleck, auf dem sich Straße und Fluss kreuzten. »Aber Ihr habt doch gesagt, wir sollen von dort aus in Sokolnys Land eindringen.«
»Das war nur eine Ausrede, eine Kriegslist sozusagen. Mir geht es um Michel Adler. Er wird an dieser Stelle den Tod finden.«
»Den Tod? Ich verstehe nicht!«
Mühldorfer klang so verdattert, dass Hettenheim zu lachen begann. »Was ist daran nicht zu verstehen? Michel Adler wird auf dem Erkundungsritt von einigen Hussiten erschlagen. Das ist doch ein ehrenvoller Tod.«
Da Mühldorfer noch immer so aussah, als begreife er die Welt nicht mehr, erteilte Hettenheim ihm genauere Anweisungen und schloss mit den Worten, dass Michel Adler einem sehr hochrangigen Mann im Wege stände.
»Es wird dein Schaden nicht sein, wenn du Loosen und Haidhausen hilfst, diesen Bastard unter die Erde zu bringen!«
»Das wäre Verrat an einem tapferen Recken«, stieß Mühldorfer empört aus.
Hettenheim funkelte den Sergeanten zornig an. »Verrat wäre es, mir nicht zu gehorchen! Oder muss ich dich erst daran erinnern, wem du Treue geschworen hast?«
»Euch, Herr!« Besiegt senkte Mühldorfer den Kopf.
Obwohl er Michel Adler als fähigen Anführer und guten Kameraden schätzte, so war er Hettenheim verpflichtet. Wenn sein Herr befahl, dass er den Burghauptmann von Hohenstein umbringen sollte, so hatte er zu gehorchen. Für sich aber beschloss der Sergeant, den beiden Rittern den Vortritt zu lassen und nur dann einzugreifen, wenn Loosen und Haidhausen nicht mit Michel Adler fertig wurden.
Mit einem dumpfen Gefühl in der Magengrube verließ Mühldorfer das Zelt und stiefelte zu seiner Unterkunft. Unterwegs sah er Michel an einem Lagerfeuer sitzen und aus einem Blechnapf den undefinierbaren Eintopf löffeln, den der Koch aus den Resten ihrer Vorräte zusammengemanscht hatte. Zu einer anderen Zeit hätte er sich zu der Gruppe gesetzt und ein paar Worte mit Michel gewechselt. Nun aber ging er weiter und kam an dem Zelt vorbei, in dem Haidhausen und Loosen hausten. Die beiden Ritter standen vor dem Eingang und blickten ebenfalls zu Michel hinüber. Als sie Mühldorfer kommen sahen, grinsten sie einander an, als wüssten sie bereits, dass er ihnen helfen sollte. Der Sergeant schüttelte sich innerlich und hätte gerne erfahren, aus welchem Grund Michel Adler sterben sollte.
Weder Mühldorfer noch die beiden Ritter konnten wissen, dass Hettenheim sich drei Tage zuvor erneut mit Janus Suppertur getroffen hatte. Der Inquisitor war erzürnt gewesen, weil Michel immer noch lebte, und hatte darauf gedrungen, dass Hettenheim seinen Auftrag ausführte. Da der Krieg gegen die Böhmen nicht so verlief, wie der Papst es sich vorstellte, war eine mögliche Anerkennung Falko von Hettenheims durch Martin V. als König und eine Kaiserkrönung in Rom ein Lockmittel, dem Sigismunds Vetter sich nicht hatte entziehen können.
12.
D er nächste Morgen entstieg kühl und neblig der Nacht, und Michel fröstelte, als er aus seinem Zelt hinausschaute. Hoffentlich regnet es
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