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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sie sich in der Nähe des Lagers befanden, trug Loosen eine fröhliche Miene zur Schau. Doch als sie sich der Eger und damit der Grenze zu Sokolnys Herrschaftsgebiet näherten, verstummte er und sah sich immer wieder um, als erwarte er jeden Augenblick, Hussiten hinter den Büschen hervorspringen zu sehen.
    Auch Haidhausen wirkte angespannt, griff beim kleinsten Geräusch zum Schwert, denn er glaubte, in den Nebelschwaden Gestalten zu erkennen. Er war es ebenso wie Loosen gewohnt, mit einem kampfstarken Trupp vorzurücken, und fühlte sich nun mitten in einem von Feinden überwachten Gebiet wie auf dem Präsentierteller. Doch wenn sie Hettenheims Auftrag erfüllen und Michel Adler beseitigen wollten, mussten sie dies in größerer Entfernung vom Heerlager tun.
    Als Michel ihnen ein Zeichen gab, anzuhalten, und selbst vom Pferd stieg, um dem schmalen Weg zu folgen, der zum Ufer führte, wechselten die beiden Ritter einen beredten Blick.
    »Jetzt oder nie!«, flüsterte Loosen Haidhausen zu und schwang sich aus dem Sattel. Das Geräusch, mit dem seine Füße auf den Boden trafen, kam ihm viel zu laut vor, und er blickte erschrocken nach vorne. Michel Adler schien jedoch nichts bemerkt zu haben.
    Eben schob dieser einen Zweig beiseite, der in den Weg hineinragte, und blickte auf eine kleine Lichtung hinaus, die auf der anderen Seite durch Ufergebüsch begrenzt wurde. Zwar übertönte das Plätschern des fließenden Wassers alle anderen Geräusche, aber es war niemand zu sehen. Daher begann Michel zu hoffen, unbemerkt auf Sokolnys Gebiet vordringen zu können.
    Unterdessen war auch Haidhausen abgesessen und zog leise sein Schwert. Loosen hielt die eigene Klinge bereits in der Hand und schlich hinter Michel her. Nur Mühldorfer saß noch auf seinem Pferd und schüttelte sich wie im Fieber. Es passte ihm nicht, dass hier ein wackerer und noch dazu argloser Mann sterben sollte. Doch er hatte Hettenheim den Treueid geschworen und durfte diesen nicht brechen.
    Michel betrat die Lichtung und wollte weiter zum Ufer gehen, als er neben sich den Schatten eines Mannes auftauchen sah, der eben mit einem Schwert ausholte. Blitzschnell wich er zur Seite und zog in der gleichen Bewegung seine Waffe. Stahl klirrte gegen Stahl. Dann erst erkannte er den Angreifer.
    »Loosen, was soll das?«, rief er verdattert.
    Im nächsten Augenblick griff Haidhausen ihn an, und die beiden drängten ihn bis an den Rand des Ufers.
    Michel konnte nicht begreifen, was hier geschah, und schrie die Ritter an: »Seid Ihr von Sinnen?«
    Statt einer Antwort traktierten sie ihn mit wuchtigen Schwerthieben. Michel hatte nun seine Überraschung überwunden und schwang die Waffe mit grimmiger Entschlossenheit. Seine Gegner versuchten, ihn in den Fluss zu treiben und somit wehrlos zu machen, doch mit geschicktem Taktieren gewann er mehrere Schritte Raum. Auf der Lichtung konnte er sein Schwert effektiver einsetzen, und es war rasch zu erkennen, dass Loosen und Haidhausen selbst zu zweit nicht in der Lage waren, ihn zu bezwingen.
    Michel kämpfte mit kalter Wut. Zwar hatte er nie viel von den beiden Rittern gehalten und oft genug zu spüren bekommen, dass sie ihn seiner unedlen Herkunft wegen verachteten. Aber einen heimtückischen Mordversuch hätte er ihnen niemals zugetraut. Während er Loosen mit schnellen Schwerthieben mehrere Schritte zurücktrieb, um sich dann Haidhausen zuzuwenden, verspottete er sie.
    »Zwei edel geborene Ritter sind nicht in der Lage, mit dem Sohn eines Schankwirts fertig zu werden. Da wundert es mich nicht, dass Sigismunds Kriegszug gegen die Hussiten ins Stocken geraten ist.«
    Michels Schwert traf Haidhausens Helm und betäubte den Ritter für kurze Zeit. Bevor er diesen Vorteil ausnutzen konnte, kam Mühldorfer mit blanker Klinge auf ihn zu.
    Mit einem verächtlichen Blick streifte der Sergeant die beiden Ritter und atmete tief durch.
    »Hauptmann, wir wissen doch beide, dass es immer die einfachen Soldaten sind, welche die Schlachten entscheiden!«
    Michel kniff verwundert die Augen zusammen. »Du hilfst diesen Männern, Mühldorfer? Warum?«
    »Sicher nicht, weil es mir gefällt. Ich befolge nur meine Befehle. Es tut mir leid um Euch, Hauptmann!«
    Mühldorfer hob sein Schwert und schlug zu.
    Zwar konnte Michel die Klinge abwehren, aber nun hatte Haidhausen sich wieder gefasst und kreiste ihn gemeinsam mit Loosen ein. Mit Hilfe des Sergeanten glaubten sie, ihn endlich bezwingen zu können. Doch Michel gelang es erneut, sich mit ein

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