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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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antwortete Michel gereizt. »Daher ist es nicht wichtig, ob seine Männer die gleichen Schuhe tragen wie Vyszos Leute. Sie alle stechen oder schlagen zuerst zu, bevor sie Fragen stellen. Nur kann man ihnen nicht mehr antworten, weil man tot ist.«
    »Ich liebe Euren Humor, Hohenstein!«, rief Bodo von Haidhausen. »Er hat so etwas Erfrischendes an sich. Da wir gerade bei einer Erfrischung sind. Gibt es in diesem elenden Lager vielleicht noch ein Fässchen Wein? Meine Kehle ist wie ausgedörrt, und von dem Wasser hier bekommt man Bauchgrummeln.«
    Er sah Hettenheim auffordernd an, doch der wollte den wenigen Wein, den er noch besaß, nicht mit dem Ritter teilen.
    »Ihr werdet Euch gedulden müssen, bis die nächsten Proviantwagen eintreffen. So lange müssen wir uns mit Wasser begnügen.«
    »Sorgt aber dafür, dass es aus anderen Quellen geholt wird als aus denen, die bislang benutzt werden«, wandte Michel ein.
    Gunter von Loosen war sonst nie mit Michel einer Meinung, doch nun machte er eine zustimmende Geste. »Er hat recht! Das Zeug stinkt bereits, wenn man es in den Becher füllt. Daran sind wahrscheinlich unsere Latrinen schuld oder die Kerle, die sich in die Büsche schlagen, um dort zu scheißen!«
    »Gut! Sorge dafür, dass das Wasser woanders geholt wird«, forderte Hettenheim seinen Sergeanten auf.
    Mühldorfer zog hilflos die Schultern hoch. »Dann müssen unsere Wasserholer ein schönes Stück laufen. Wir werden ihnen Geleitschutz mitgeben müssen, sonst werden sie von Vyszos oder Sokolnys Leuten überfallen.«
    »Dann tut das!« Hettenheims Ton verriet, dass dieses Thema für ihn abgeschlossen war. Er erhob sich, trat in eine Ecke des Zeltes und hob ein armspannenlanges Bronzerohr aus einem Kasten. Dieses legte er mit einem breiten Grinsen auf den Tisch.
    »Mit dieser Waffe werden wir sowohl Vyszos Gesindel wie auch Sokolnys Leuten einheizen«, erklärte er selbstzufrieden.
    Michel betrachtete das Rohr, das ein etwa fingerdickes Loch aufwies, und runzelte die Stirn. »Das Ding sieht aus wie eine kleine Kanone mit einem ziemlich langen Lauf!«
    »Genau das ist es. Es handelt sich um eine sogenannte Tannenbergbüchse, die ein einzelner Mann handhaben kann. Die Hussiten haben uns die Durchschlagskraft kleiner Kaliber schon ein paarmal bewiesen. Da ihre Feldschlangen jede Ritterrüstung mühelos durchschlagen, mussten wir uns etwas einfallen lassen. Mein Vetter, der König, hat mir ein paar Dutzend dieser Dinger geschickt, damit wir sie im Feld erproben können.«
    »Wann ist denn sein Bote erschienen? Es hieß, es wäre bisher kein kaiserlicher Abgesandter aufgetaucht«, rief Michel verwundert.
    »O doch, das ist er, aber als Händler verkleidet! Darüber sollten wir Stillschweigen bewahren«, antwortete Hettenheim herablassend und zeigte auf die Karte. »Sigismund erwartet, dass wir auf diesem Weg hier vorrücken und die Ebene hinter dem Fluss einnehmen. So gewinnen wir eine kürzere Verteidigungslinie gegen die Hussiten und können auch Sokolny besser unter Kontrolle halten. Was meint Ihr dazu?«
    Die Frage galt Michel. Dieser wunderte sich, denn bislang hatte Hettenheim Loosens oder Haidhausens Meinung stets der seinen vorgezogen. Aber er war zu froh, sich äußern zu können, um weiter darüber nachzudenken. Im Gegensatz zu den beiden Edelleuten hatte er die Gegend bereits erkundet und vermochte nun sein Wissen in die Waagschale zu werfen.
    »So einfach wird das nicht sein. Vor uns stehen mehr als zweitausend Hussiten. Wenn wir wie befohlen vorrücken, werden sie diese Einladung annehmen und uns in die Flanke fallen. Um das zu verhindern, müssten wir uns südwärts wenden und die Eger überqueren. Dort aber ist Sokolnys Land, und wir stehen dessen Leuten gegenüber. Wenn wir die niederkämpfen, schwächen wir den Grafen, der sein Gebiet bis jetzt immer noch gegen Vyszo hält, und treiben ihn unter Umständen sogar den Hussiten in die Arme.«
    »Was seid Ihr für ein Bedenkenträger!«, spottete Loosen.
    Bevor er mehr sagen konnte, wies Hettenheim ihn zurecht. »Hohenstein hat recht! Wir können nicht einfach unser Lager abbrechen und ohne Erkundung in Sokolnys Gebiet eindringen. Die Aktion muss gut geplant und noch besser vorbereitet werden.«
    »Vor allem müssen wir erkunden, wie stark Sokolny den Weg bewachen lässt«, setzte Michel hinzu.
    »Genau das werdet Ihr tun, Hohenstein. Ich gebe Euch die Ritter Loosen und Haidhausen sowie meinen Sergeanten Mühldorfer mit.« Hettenheim wechselte einen

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