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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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erinnerte sich noch gut daran, dass Thomas zwei seiner besten Krieger wie frischgebackene Rekruten hatte aussehen lassen, und gab seinen Leuten einen Wink. Während vier Männer Hiltruds Ehemann packten und zu einem Pfahl schleppten, an dem sonst Pferde angebunden wurden, schwang Eberhard in freudiger Erwartung die Gabel. Sein Kamerad, der ebenfalls den Kürzeren gezogen hatte, fesselte Thomas und versetzte ihm einen heimtückischen Schlag in die Nierengegend.
    Während Thomas sich vor Schmerzen krümmte, holte Eberhard mit der Gabel aus und schlug mit dem Stiel zu. Weitere Soldaten drehten ihre Hellebarden um und prügelten mit den Schäften auf den hilflosen Mann ein.
    Etliche Minuten lang waren nur das Klatschen der Hiebe, das gehässige Keuchen der Krieger und Thomas’ scharfe Atemzüge zu hören. Hiltrud stand entsetzensstarr an der Mauer und musste mit ansehen, wie ihr Mann zusammengeschlagen wurde. Dabei umklammerte sie Trudi, die ganz so aussah, als wolle sie mit ihren kleinen Fäusten auf den Mönch, auf Hettenheim und auch auf die Waffenknechte losgehen.
    Endlich hielten die Männer inne. Eberhard löste den Strick und sah zu, wie Thomas zu Boden fiel. Dann setzte er ihm die Zinken der Gabel an den Hals.
    »Rede!«, forderte Hettenheim Thomas auf.
    Dieser drehte sich stöhnend um und sah ihn voller Verachtung an. »Zur Hölle mit Euch!«
    »Macht weiter!«, befahl Hettenheim seinen Männern hasserfüllt, doch Eberhard hob warnend die Hand.
    »Wenn wir das tun, bringen wir den Burschen um, und Seine Exzellenz erfährt überhaupt nichts.«
    Verärgert, weil die Männer nicht in der Lage schienen, den Gefangenen zum Reden zu bringen, trat Ruppertus auf einen Krieger zu, zog ihm die Streitaxt aus dem Gürtel und verzog seine Lippen zu einem diabolischen Grinsen.
    »Streckt seinen rechten Arm aus«, wies er Eberhard und dessen Kameraden an. Die beiden gehorchten sofort.
    Als Ruppertus die Axt hob, um Thomas’ Hand abzuhacken, schlug Hiltrud die Hände vor die Augen und begann zu schluchzen. Selbst Hettenheim drehte den Kopf, um nicht hinsehen zu müssen.
    Da klang auf einmal Trudis helle Stimme auf. »Lass ihn in Ruhe!«
    Konsterniert hielt Ruppertus inne und drehte sich zu dem Mädchen hin. In Trudis Augen las er Hass, aber auch viel von der Kraft, die ihre Mutter besaß, und den gleichen festen Willen.
    »Lasst Thomas in Ruhe! Dann sage ich es«, erklärte die Kleine.
    Ruppertus zögerte einen Augenblick, dann warf er die Axt dem Mann, dem er sie abgenommen hatte, vor die Füße und gab Eberhard und dessen Kumpanen das Zeichen, von Thomas abzulassen.
    Während Hiltrud zu ihrem Mann eilte und ihm auf die Beine half, stellte Ruppertus sich vor Trudi hin.
    »Wo ist deine Mutter?«
    Die Kleine blickte ohne Scheu in das maskenverhüllte Gesicht mit dem einen Auge. »Sie sucht meinen Vater!«
    Als Ruppertus das hörte, schüttelte er spöttisch den Kopf. »Dein Vater ist tot!«
    Mit in die Hüften gestemmten Händen sah Trudi zu ihm auf. »Du lügst! Mein Vater ist nicht tot!«
    »Siehst du dieses Gewand?«, fragte Ruppertus und wies auf seine Kutte. Im nächsten Moment hielt er der Kleinen das silberne Kreuz hin, das ihm an einer Kette um den Hals hing.
    »Ich bin ein Mann der Kirche und damit die Stimme Gottes. So wie Gott nicht lügt, lüge auch ich nicht!«
    »Gott ist lieb, aber du bist böse. Wenn meine Mutter meinen Vater gefunden hat, wird er dich bestrafen!«
    Einen Augenblick hob Ruppertus die Hand, als wolle er die Kleine schlagen, dann aber kehrte er ihr mit einer brüsken Geste den Rücken und wandte sich an Hettenheim. »Was sagt Ihr dazu?«
    Der Ritter begann zu lachen. »Die Kastellanin glaubt nicht, dass ihr Mann tot ist! Sie muss wahnsinnig sein!«
    »Wo habt Ihr ihn zuletzt gesehen?«, fragte Ruppertus scharf.
    »Weit im Osten an der Eger, deren Lauf dort die Grenze zu Sokolnys Land bildet. An jener Stelle hat Michel Adler von Hohenstein sein Schicksal ereilt!«
    Beinahe hätte Hettenheim mehr gesagt und zugegeben, Michel eigenhändig umgebracht zu haben. Doch das wusste keiner seiner Männer bis auf die drei, die beteiligt gewesen waren. Obwohl seine Soldaten rauhe Burschen waren, wollte er nicht, dass sie es erfuhren, denn einige von ihnen hatten seltsame Ansichten von Kameradschaft. Michel Adler war bei den einfachen Leuten beliebt gewesen, was er von sich selbst und seinen beiden Vertrauten nicht gerade behaupten konnte.
    Ruppertus’ Gedanken beschäftigten sich mehr mit dem Gehörten.

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