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Die Rache Der Wanderhure

Die Rache Der Wanderhure

Titel: Die Rache Der Wanderhure Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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müssten.«
    Bei diesen Worten gab er seinem Pferd die Sporen. Hettenheim, Loosen und Haidhausen folgten ihm, während die übrigen Reiter zögerten. Zwei von ihnen halfen Eberhard, der eben mit einem mächtigen Brummschädel aus seiner Bewusstlosigkeit erwachte, auf die Beine und setzten ihn aufs Pferd.
    »Da hast du noch mal Glück gehabt! Der schwarze Mönch wollte dir in seiner Wut das Lebenslicht ausblasen«, sagte einer.
    Eberhard begriff, dass er dem Tod im letzten Moment von der Schaufel gesprungen war, und schüttelte entsetzt den Kopf. »Der Mann ist ganz und gar verrückt!«

8.
    M it dem Wissen, dass ihr die Verfolger im Nacken saßen, ritt Marie so schnell, wie der zertrampelte und von tiefen Löchern übersäte Weg es erlaubte. Sie musste auf der richtigen Straße sein, denn vor sich sah sie einen Trupp Soldaten marschieren, die in dieselbe Richtung strebten wie sie. Mit zusammengebissenen Zähnen überholte sie die Männer und trieb den Wallach wenig später eine Bergkuppe hinauf. Oben angekommen, entdeckte sie das große Feldlager, das am Fuße der Erhebung lag.
    Erleichtert ritt sie weiter und musterte jedes einzelne der im Winde wehenden Banner. Die Farben des Königs suchte sie vergebens. Also war Sigismund noch nicht zu seinem Heer zurückgekehrt.
    Am Lagertor trat ein Wachtposten ihr entgegen, blieb achtungsvoll stehen, als er ihre Nonnentracht bemerkte, und neigte kurz den Kopf. »Ihr gehört wohl zu den Schwestern oben im Kloster?«
    Marie nickte. »Gottes Gruß und Segen! Ja, ich gehöre zu ihnen und wurde von der Äbtissin hierhergeschickt. Ich suche den Gaukler Nepomuk!«
    »Den Zwerg? Keine Ahnung, wo der sich rumtreibt. Da müsst Ihr schon die dort fragen«, sagte der Mann und wies auf eine Gruppe Frauen mit gelben Bändern an den Kleidern, die den an ihnen vorbeikommenden Soldaten ihre Dienste anboten.
    Marie sah dem Posten an, dass er sich darüber amüsierte, sie zu den Huren geschickt zu haben. Aber für sie war es vielleicht die Rettung, denn ein Blick die Straße hinauf verriet ihr, dass soeben eine Schar in scharfem Tempo die Hügelkuppe überquerte. Es bedurfte nicht des schwarzen Umhangs, der hinter dem vordersten Reiter flatterte, um ihr zu verraten, dass ihre Verfolger aufgeholt hatten.
    Rasch glitt sie aus dem Sattel, warf einem herbeieilenden Knecht die Zügel zu und schritt zwischen Zelten, Feuerstellen und Schmieden durch, um zu den Hübschlerinnen zu gelangen. Zwei Soldaten grüßten sie, als sie an ihnen vorbeiging, und Marie erschrak. Dann begriff sie, dass die Männer nur ihren Respekt vor ihrer Nonnentracht zeigen wollten, und eilte aufatmend weiter. Als sie die Huren erreichte, schmerzte sie der Anblick der gelben Bänder, denn er erinnerte sie an jene Zeit, in der sie diese selbst hatte tragen müssen. Für ein paar Augenblicke wäre sie am liebsten davongelaufen, doch sie riss sich zusammen und trat auf eine der Frauen zu.
    »Schwestern, sagt mir bitte, wo ich Nepomuk, den Gaukler, finde.«
    Erstaunt, von einer Nonne so freundlich angesprochen zu werden, sahen die Huren einander an.
    »Was hat eine heilige Frau wie Ihr mit diesem Lumpen zu schaffen?«, rief eine der Huren verblüfft.
    Marie lächelte freundlich. »Seine verirrten Schäflein liebt der Herr ganz besonders. Also, wo finde ich ihn?«
    »Überall und nirgends. Er spielt jeden Tag woanders.«
    Für Marie war es ein Schlag, denn sie hatte auf die Hilfe des Gauklers gehofft. Wie es aussah, würde sie sich weiterhin nur auf ihre Findigkeit verlassen müssen. Da die Verfolger in Kürze das Lager erreicht hatten, war sie dicht davor, sich aufzugeben. Dann fiel ihr ein möglicher Ausweg ein.
    »Wisst ihr, wo sich das Aufgebot aus Franken befindet?«, fragte sie. Obwohl Hettenheim und Loosen sich dem Inquisitor angeschlossen hatten, so hoffte Marie doch, unter den Franken Freunde und Bekannte zu finden, die ihr helfen würden.
    Eine der Huren biss von einem Apfel ab, dass es nur so krachte, kaute den Bissen ein paarmal und schluckte ihn hinunter, bevor sie etwas sagte. »Die Franken? Die findet Ihr dort hinten bei dem Banner mit dem schwarzen Stier ihres Anführers Hettenheim!«
    »Vergelt’s Gott!« Marie eilte weiter und kam dabei an Hettenheims Zelt vorbei, das in seiner Abwesenheit leer stand. Ein paar Schritte weiter näherte sich ihr ein junger Soldat mit verlegener Miene.
    »Ehrwürdige Schwester, bitte gebt mir Euren Segen. Ich …« Der Bursche brach ab, da er nicht bekennen wollte, dass ihm die Angst

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