Die Rache der Zwerge
Aufbruch. »Gibt es noch eine Sache zu bereden?«
»Was bei aller Sorge um die Steine nicht vergessen werden soll: Ich entbiete Euch meine Anteilnahme am Verlust Eures Fürsten, Tiwalün und Vilanoil«, erhob Mallen die Stimme. »Sein Tod wird wie der aller, die für die Diamanten gestorben sind, nicht umsonst gewesen sein. Aber bevor wir auseinander gehen, um uns in Paland zu treffen, sagt uns: Wer tritt die Nachfolge Liütasils an?«
Vilanoil lächelte. »Meinen Dank an Euch und alle, die mit dem Volk der Elben trauern. In zehn Umläufen kann ich Eure Frage beantworten, Prinz Mallen von Idoslän. Wir beraten derzeit, denn Liütasil hat uns keinen Nachfolger benannt. So werden wir die Reiche der Menschen und Zwerge wissen lassen, wann nach dem Leid die Freude in die Herzen meines Volkes zieht.«
Die Elben verließen das Zelt, und die Mächtigen kehrten in ihre Unterkünfte zurück.
Mallen und die Zwerge verweilten unter den Stoffbahnen, tranken ihre Becher leer und dachten über die Pläne und Ereignisse nach.
Tungdil ging derweil zur Karte, schaute auf die Stellen, an denen sich die vernichtete Stadt und das zerstörte Dorf befunden hatten. »Das ergibt keinen Sinn«, murmelte er. »Sie liegen viel zu weit auseinander, um in dieser kurzen Zeit von der gleichen Gruppe Orks angegriffen worden zu sein. Und es gab keinen Grund, sie anzugreifen und die Ortschaften oder Gehöfte um sie herum in Frieden zu lassen.« Er strich über die Karte. »Orks greifen alles an, was auf ihrem Weg liegt.«
»Vielleicht sind diese Orks anders?«, warf Mallen ein. »Gandogar, hattet Ihr nicht berichtet, dass es nicht einen einzigen Toten unter den Zwergen gab, als die Orks den Stein von den Vierten stahlen? Das ist doch merkwürdig, oder?«
In dem Augenblick, wo der blonde Ido es aussprach, erinnerte sich Tungdil an den Umstand in den Beschreibungen der Überfälle, der ihm seltsam erschienen war. Weder die Untergründigen noch diese merkwürdigen Orks mit den rosafarbenen Augen hatten getötet. Erst die Maschine im Aufzug begann mit dem gnadenlosen Vernichtungswerk unter den Vierten, ehe sie sich in einen Stollen zurückzog und verschwand.
»Keulen«, sagte er leise. »Die Orks haben mit Keulen angegriffen. Und die Untergründigen, die in Xamtys' Rotem Gebirge für die Ablenkung sorgten, hinterließen Verletzte, keine Toten.« Und das, obwohl keiner von ihnen den Überfall überlebt hatte. Zwei waren den Soldaten der Königin entkommen und streiften durch den Bergesleib. Sie hatten sich im wahrsten Sinn des Wortes für den gelungenen Diebstahl geopfert. Er sprach aus, was er dachte. »Gandogar, wir müssen unbedingt einen der Untergründigen lebend in die Finger bekommen, um ihn zu befragen.«
Ingrimmsch sah es ähnlich. »Sie geben ihr Leben, um ihr Eigentum wiederzuerlangen.«
»Eigentum?«, sagten Gandogar und Mallen gleichzeitig.
»Meine Güte, Ingrimmsch!« Tungdil lief zu seinem Freund und packte ihn bei den Schultern. »Aber sicher! Wie konnte ich das übersehen?« Er schlug sich gegen die Stirn. »Und ich werde Gelehrter genannt!«, rief er. »Dich, Boindil, müsste man so heißen.«
»Jetzt bin ich gespannt«, sagte Ingrimmsch stolz und wollte sich durch den schwarzen Bart streichen, griff auf seiner Brust jedoch ins Leere. Er hatte verdrängt, dass ihm ein immenses Stück verloren gegangen war. »Sie suchen den Diamanten, weil er ihrer ist!« Tungdil wandte sich an den Prinzen und den Großkönig. »Erinnert ihr euch, dass wir immer annahmen, dass ein Diamant mit diesem meisterlichen Schliff nur von Zwergen geschaffen worden sein könnte?«
»Bei Vraccas, wir waren mit Blindheit geschlagen«, entfuhr es Gandogar, der sich genau an das Aussehen der Steine entsann. Sein Stamm hatte die Imitate hergestellt und dabei alle Meisterlichkeit anwenden müssen, um die Täuschung möglich zu machen. »Die Eoil hat ihn von den Untergründigen gestohlen.«
»Und weil sie erfahren haben, dass der Stein inzwischen ein machtvolles Artefakt geworden ist, fragen sie nicht lange, sondern trachten danach, ihn heimlich an sich zu bringen. Sie wissen genau, dass wir ihn nicht ohne weiteres zurückgeben könnten«, schloss Tungdil.
»Aber was haben die Orks dann mit den Diamanten zu schaffen? Wieso helfen sie den Untergründigen?« »Das frage ich mich auch«, knurrte Boindil. »Es kann keinen Pakt zwischen diesen Bestien und unserem Volk geben.«
»Die Untergründigen denken da wohl anders als wir«, erinnerte ihn Tungdil. Das Wort Pakt brachte
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