Die Rache der Zwerge
hohen Sprung. Was die Not ihm eingegeben hatte, gelang! Er landete kniend auf der breiten Oberfläche des Gefährtes. Der gepanzerte Rücken wuchs vor ihm in die Höhe, und sein Instinkt leitete sein Tun.
Tungdil dachte nicht weiter nach. Er hob die Arme und drosch die Feuerklinge mit aller Kraft gegen die Stelle, an der er das Rück grat des Scheusals vermutete. Brachte dieser Hieb nicht den Tod, wäre es mit seinem eigenen Leben wohl bald vorüber.
Doch die Axt ließ ihn nicht im Stich. Sie zerriss das Tionium, hackte sich hindurch und glitt mühelos durch das feste Fleisch bis zu den Wirbeln. Dabei erstrahlte sie mit flammendem Schein; die Diamanten pulsierten, als schlüge ein Herz in ihnen.
Das Scheusal schrie gellend, es bog und krümmte sich, die langen Arme zuckten nach hinten, um den Zwerg in seinem Rücken zu packen. »Geh runter von mir!«
»Nein!« Da hatte Tungdil bereits ein zweites Mal zugeschlagen, auch wenn es nicht einfach war, auf dem schwankenden Untergrund das Gleichgewicht zu wahren. Der nächste Hieb fiel weniger kräftig aus, aber es genügte, um die gleiche, stark blutende Wunde zu treffen und den Schaden zu vergrößern. Mit einem tierhaften Brüllen schlug das Wesen um sich und erwischte Tungdil am Oberkörper. Er flog zwei Schritt weit durch die Luft und schlug schwer auf dem Boden auf, ohne den Stiel der Axt loszulassen. Benommen rappelte er sich auf und sah durch einen Schleier hindurch den Wagen schlingernd heranrasen. Die übrigen Zwerge rannten herbei, um ihrem Anführer beizustehen.
Neben sich sah er den Speer, der seinen Freund Ingrimmsch verfehlt hatte. »Ich lege mein Leben in deine Hand, Vraccas!«, sandte er ein Stoßgebet an seinen Schöpfer, nahm den Speer und warf ihn dem Feind entgegen. Das Scheusal fuhr in sein eigenes Verderben. Die Auswirkungen der beiden Axtschläge verhinderten, dass es eine Abwehrbewegung machen oder dem Geschoss ausweichen konnte. Und so traf die breite, scharfe Klinge mitten in seine Brust.
Das Gefährt vollführte eine abrupte Drehung und überschlug sich mehrmals; dabei wurde der Speer zunächst tiefer in den Körper gedrückt, bevor er nach dem zweiten Aufprall auf dem Boden abbrach. Tungdil hechtete zur Seite, um dem schweren Wagen auszuweichen. Das Gefährt rumpelte an ihm vorbei, zerschellte an der Höhlenwand und spickte das Scheusal in seinem Innern mit allerlei Bruchstücken von Zahnrädern und Gestänge, die zum Antrieb gedient hatten. Blut schwappte in Strömen auf den Fels. Undeutlich sah Tungdil, dass man dem Wesen die Beine oberhalb der Knie amputiert und die Stummel mit zahlreichen Haken und kleinen Ketten versehen hatte. Mit dieser Vorrichtung war das Gefährt gesteuert worden. Ihn schauderte.
Drei Zwerge stützten Tungdil und gingen mit ihm zum Altar. Ingrimmsch stand davor und hielt die Rechte mit dem Diamanten in die Höhe. »Hier, Gelehrter«, rief er. »Wir haben ihn! Vraccas sei Dank! Komm her und hack dem Spitzohr den Kopf ab, damit wir gehen und unsere Verwundeten versorgen können.« Er holte zum Wurf aus. »Fang!«
Es sirrte, und plötzlich ragte ein Pfeil aus seiner linken Seite. Dann wurde seine Hand nach links geschlagen, die Finger öffneten sich und gaben den Stein frei. Er fiel zurück auf die Brust der Albin, rollte auf deren Bauch und blieb an ihren gefalteten Händen liegen.
Ingrimmsch starrte auf den zweiten Pfeil, der in seinem Unterarm steckte. »Heimtückische Spitzohren«, ächzte er und wurde von drei weiteren Geschossen in die Brust getroffen, ehe er einknickte und auf die Albin fiel. Aus dem zweiten Eingang strömten drei Dutzend Elben und schössen ihre Pfeile nach den Zwergen. »Boindil!«, schrie Tungdil wie von Sinnen und stürmte den Elben mit erhobener Axt entgegen. Es war nicht die Zeit, wie ein Gelehrter zu handeln.
Bis sich die übrigen Zwerge von ihrer Überraschung erholt hatten, starben fünfzehn von ihnen durch die Geschosse. Die Überlebenden von Tungdils Truppe folgten ihrem Anführer brüllend, um sich auf die verhassten Feinde zu stürzen und sie am Raub des Steins zu hindern.
Es wurden die längsten siebenunddreißig Schritte, die Tungdil jemals in seinem Leben getan hatte. Um ihn herum erklangen die Todesschreie der Zwerge, die zu ihm aufgeschlossen hatten. Die meisterhaften Bogenschützen fanden Lücke um Lücke in dem Schildwall, durch die sie ihre tödlichen Pfeile sandten. Manche der Geschosse durchschlugen sogar die Schilde der Zwerge, nagelten ihre Unterarme daran fest oder flogen
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