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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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er sich mit diesen Worten nicht zum Lügner gemacht hatte. Stumm bat er um Kraft für seinen Freund, damit aus ihm wieder ein Zwerg wurde, wie er einer sein sollte. Wie er von Vraccas geschaffen worden war.
Manon nickte und kehrte an seinen Platz im Zug zurück.
Nach mehr als einem halben Umlauf betraten sie einen Gang, der sich nach hundert Schritten mit Nebel füllte. »Hier sind wir wohl richtig«, gluckste Boindil. »Ich erinnere mich genau.« Er schnupperte in den Dunst. »Das ist er: feucht, kalt, ekelhaft.«
»Fehlen nur noch die Orks von damals«, meinte Tungdil leise und wies seine Begleiter an, die Waffen zu ziehen. »Gebt Acht. In dieser Suppe sieht man den Feind erst, wenn er vor einem auftaucht. Und seid leise. Je mehr Krach ihr macht, umso besser wissen die Gegner, wo ihr euch befindet.«
Sie pirschten in den Nebel. In Tungdil und Boindil stieg die Erinnerung auf. »Es waren drei Schweinchen«, flüsterte Ingrimmsch.
»Zwei haben wir erledigt, aber einer ist uns entkommen, weißt du noch?«
Wie hätte er den Anblick der verstümmelten Zwergenleichen vergessen können. Der entkommene Ork hatte vor seiner Flucht grauenvoll unter ihren Begleitern gewütet. »Sei still!«
»Vielleicht ist der Ork immer noch da?«, murmelte Boindil und zog den Kopf zurück; der Atem seines Freundes war alkoholgeschwängert und roch sauer. »Oh, am Ende bekomme ich doch noch Lust auf einen Kampf!« »Boindil!«, herrschte er seinen Freund an. »Schweig endlich!«
»Schon gut. Ich sage nichts mehr. Bis wir den Ork gefunden haben.« Er drehte den Krähenschnabel um die eigene Achse. Eine lange vermisste Anspannung hatte ihn befallen.
Quälend langsam ging es durch den Dampf, der die Barte und die Haare befeuchtete und Tröpfchen auf den Rüstungen bildete. Die Zwerge lauschten in das Grau und hörten dennoch nichts außer den Schritten des jeweiligen Vorder- und Hintermannes. Die Scheusale ließen sich nicht blicken, was ihre Wanderung nicht besser machte.
»Hat diese Suppe mal ein Ende? Lieber begegne ich einem Angriff und verschaffe mir mit dem Krähenschnabel Ruhe, als diese Schleicherei«, beschwerte sich Boindil irgendwann.
»Hast du einen Ork gesehen?«, fragte ihn Tungdil grantig, der als Schemen neben ihm lief. »Nein, warum?«
»Wieso redest du dann?«
Ingrimmsch schwieg wieder und hörte, wie Tungdil einen tiefen Schluck aus seiner Trinkflasche nahm; es roch nach Branntwein.
Ihr Weg führte sie nach schier endloser Lauferei in eine Höhle, wie sie anhand der ertasteten Wand feststellten. Tungdil fand die Rune wieder, und bald darauf entdeckten sie einen Gang, der sie tiefer ins Jenseitige Land führte. Niemand wagte es, die Stimme zu erheben. Nun befanden sie sich wirklich an einem Ort, an dem keiner aus dem Volk der Zwerge jemals gewesen war.
Urplötzlich, als habe man ihn hinter einer Biegung gleich einem feuchten grauen Tuch abgeschnitten und weggeworfen, lichtete sich der Nebel.
Die Stille, die rundum herrschte, sorgte für eine beklemmende Spannung, die sich nicht legen wollte. Bald brannten die Zwerge auf ein wie auch immer geartetes Geräusch, das ihnen endlich einen Hinweis auf Leben in den Gängen gäbe, gleich, ob es ihnen nun feindlich oder freundlich gesonnen wäre.
»Das ist ein Irrgarten.« Manon hatte die Stimme erhoben. »Die Gabelungen häufen sich.«
»Ich weiß«, erwiderte Tungdil. »Und jemand war vor uns da.« Er zeigte auf Kratzer in der Felswand, die sonst keiner von ihnen wahrgenommen hatte. »Eine Orkrune aus dem Geborgenen Land. Sie bedeutet gr, und wir folgen ihr schon eine Weile.«
»Wir sind auf der Spur des Schweinchens, das uns damals entkommen ist!« Boindil nickte Manon verstohlen zu, als wolle er damit sagen: Siehst du? Er ist ein guter Anführer. »Wo es uns wohl hinführt?«
Tungdil zuckte mit den Achseln und lief weiter. Die Runen waren bald immer achtloser in den Fels geritzt worden, dann endete die Spur ganz. Tungdil führte die Gruppe den Gang entlang und hinterließ seine eigenen Markierungen.
»Eine Höhle«, sagte er nach der letzten Biegung und deutete nach vorn. Lichtstrahlen fielen schräg von oben herab und beleuchteten den von Knochen übersäten Boden. Vorsichtig betraten sie die Kammer. »Ho, da konnte jemand die Schweinchen gar nicht leiden«, meinte Ingrimmsch mit einem Blick auf die Überreste. Er ging in die Hocke und erkundete ihren Fund genauer. »Jemand hat sie ausgebeint. Das Ungeheuer, das das hier getan hat, gefällt mir«, griente er und spie auf die

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