Die Rache der Zwerge
Füßen, es krachte und donnerte. Der Berg schrie seine Trauer über die Zerstörung auf seine Weise laut hinaus.
»Dieser Bastard!«, rief Manon hustend und spurtete an Tungdil und Boindil vorbei, um den Zwerg einzuholen, der den Untergang der Höhle ausgelöst hatte. »Ich werde ihn erschlagen!«
Tungdil zweifelte nicht am Ernst der Worte. Der Dritte hatte zwei seiner Leute verloren, und das ohne jeglichen Anlass.
»Manon, nein!«, wollte er ihm nachrufen, aber es kam nur ein Krächzen aus seiner verstaubten Kehle. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als hinterher zu rennen und den Mord zu verhindern.
In dem Stollen, in den sie rannten, gab es keine Dreckwolken, und so hatten sie beste Sicht. Sie hasteten hintereinander durch den Tunnel wie an einer Perlenschnur aufgereiht, vorneweg der Zwerg, dann Manon und am Ende Tungdil, der immer mehr zurückfiel. Sein Körper war die Anstrengung nicht mehr gewohnt. »Halt«, ächzte er und spuckte einen grauen Klumpen Speichel, der einen hervorragenden Mörtel abgegeben hätte, auf den Boden. »Manon, warte! Er kann dich leicht in eine Falle locken.« Er trabte hinterher, Boindil und der Rest der Gruppe schloss zu ihnen auf. »So ein Heißblut!«
Als sie die Höhle erreichten, in der sie die Orkknochen gefunden hatten, sahen sie, wie Manon durch einen Ausgang zu ihrer Linken hetzte. Niemandem war das Loch vorher aufgefallen.
Die Jagd ging weiter.
Tungdils Seitenstechen wurde unerträglich. Er keuchte und pfiff wie ein löchriger Sudkessel; selbst der ältere Ingrimmsch, der den Schlachten und damit den Anstrengungen entsagt hatte, besaß mehr Ausdauer als er. »Lauft weiter«, hechelte Tungdil und verfiel ins Gehen. »Ich komme nach. Ich halte euch nur auf.« »Nicht nötig, Gelehrter«, sagte Boindil und zeigte auf eine Kreuzung.
Dort lag Manon; die gezogene Waffe hielt er in der Linken, und eine üble Platzwunde prangte unterhalb des Auges. Ingrimmsch und Tungdil knieten neben ihm nieder, während die Krieger sicherten. Von dem Zwerg, den sie verfolgt hatten, fehlte jede Spur.
Tungdil überprüfte die Schlagader am Hals. »Er ist nicht tot«, sagte er erleichtert und stieß die angehaltene Luft aus.
Boindil hielt eine augengroße Steinkugel in die Höhe, an der das Blut des Dritten klebte. »Jemand hat ihn mit einer Schleuder niedergestreckt«, stellte er fest.
»Verschwindet!«, hallte eine Stimme aus dem Gang. »Es gibt hier nichts, was es sich für euch zu entdecken lohnt.« Sie erkannten eine zwergengroße Gestalt, die nichts am Leib trug als einen Lendenschurz und ein Kettenhemd darüber; in der Rechten hielt sie einen schweren Hammer. Der Qualm ihrer Fackel machte das Gesicht unkenntlich.
Tungdil erhob sich und stellte sich an die Spitze der Truppe, während sich zwei Krieger um Manon kümmerten. »Wer bist du? Und warum hast du die Höhle ...«
Hinter der Gestalt erhob sich ein großer, eckiger Schatten, der den gesamten Gang ausfüllte. Zahnräder klickten und surrten laut, mechanische Teile rieben aneinander. Quietschend näherte sich das Ding. »Verschwindet endlich!«, rief ihnen die Gestalt zu, ließ die Fackel fallen und schleuderte den Hammer mit beiden Händen nach ihnen.
Einer der Krieger wehrte das schwere Geschoss mit seinem Schild ab; es prallte ab und krachte gegen die niedrige Decke.
Die Geschehnisse aus der Höhle wiederholten sich. Große Fragmente des Scheingranits polterten auf den Felsboden, und der Gang brach auf mehreren Schritten Länge ein.
»Zurück! Es ist zu gefährlich, etwas zu unternehmen.« Tungdil ballte enttäuscht die Faust. Dieses Mal würden sie das Geheimnis des Jenseitigen Landes nicht enthüllen können.
Boindil und die drei Krieger schnappten sich den bewusstlosen Manon und rannten um ihr Leben. Nicht alle entkamen dem tödlichen steinernen Regen. Zwei Krieger wurden unter dem Scheingranit begraben, der Rest gelangte hustend und keuchend mit knapper Not in die Knochenhöhle. Der Stollen fiel hinter ihnen in sich zusammen und spie eine gewaltige Staubfontäne aus, welche die Zwerge überschüttete.
Und dabei blieb es nicht.
Das Gebirge schüttelte sich wütend, als ärgere es sich über das, was man ihm antat und wolle alle bestrafen, die sich in seinem Innern aufhielten. Über ihren Köpfen knisterte und knackte es, Splitter fielen herab. »Was haben wir getan, um Vraccas' Ärger zu erregen? Diese Kammer wird es nicht mehr lange geben«, schätzte Ingrimmsch und schaute ziemlich besorgt zum keuchenden Tungdil. »Kannst du
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