Die Rache der Zwerge
und der Befün trabte los.
»Das ist unglaublich! Ich kann es kaum erwarten, den Diamanten in deine Heimat zu begleiten«, sagte Tungdil zu Sirka.
»Und ich kann es kaum erwarten, sie dir zu zeigen.« Sie berührte ihn sanft an der Hand und folgte Flagur nach. Ihr Tross machte sich auf die schnelle und sehr ungewöhnliche Reise, die sie durch den trockenen Norden Sangreins, durch die Ausläufer der Wälder von Ran Ribastur bis nach Weyurn führen würde, um die eintausend Meilen weit. Am ersten Umlauf ihrer Reise ging es durch Idoslän. Der kürzere Weg hätte wohl durch Sangreins heißes Wüstenherz geführt, aber dieses Wagnis wollte Tungdil nicht eingehen: Sandstürme und Trockenheit könnten tödlicher als jeder Alb sein.
Lot-Ionan hatte die größten Schwierigkeiten, sich an das Tier zu gewöhnen. »Ich war sicherlich einst ein guter Reiter und saß sicher in jedem Sattel«, klagte er gegen Mittag Tungdil sein Leid. »Doch diese Befün sind eine schwierige Herausforderung.« Wie alle bewegte er sich in unregelmäßigen Abständen vor und zurück, hin und her; seinen Bart hatte er vorsichtshalber unter den Tragegurt seines Rucksackes geklemmt, damit er ihm nicht ins Gesicht wehte.
Tungdil spürte ebenfalls all seine Knochen im Leib, mehrmals biss er sich auf die Zunge oder die Wange. Nein, wenn man die Tiere nicht gewohnt war, erwies sich der Ritt auf ihnen als äußerst unbequem. Sirka, Flagur und die restliche Truppe beherrschten das Kunststück, dabei auch noch gut auszusehen und Eindruck bei den Menschen zu schinden, an denen sie bei ihrer Reise vorbeikamen.
Ihr ungewöhnlicher Anblick verbreitete nicht nur Befremdung, sondern handfeste Angst und den Wunsch nach Verteidigung. Orks kannte man nur zu gut aus den alten Geschichten, und diese hier sahen noch gefährlicher aus als die alten. Nur das Siegel sowie die Banner von Mallen und Bruron verhinderten, dass sie von aufgeregten Soldaten angegriffen wurden.
Flagur gewährte keine Rast, bis die Sonne versank. Beinahe augenblicklich blieben die Befüns stehen und legten sich wie Hunde zur Ruhe hin; die Sättel blieben, wo sie waren.
Rodario hechtete mehr auf den Boden, als dass er abstieg. »Was, bei den Göttern, hat denn das wieder zu bedeuten?«
»Sie sehen nicht sehr gut in der Dunkelheit, und bei der Dämmerung lässt ihr Augenlicht bereits nach. Damit sie nicht aus Versehen gegen einen Baum oder einen Felsen springen, legen sie sich hin und warten, bis es wieder heller wird.« Sirka nahm ein Netz aus dem Rucksack an ihrem Befün und ging zum Bach. »Kommt einer von euch mit und hilft mir, ihr Fressen zu fangen?«
»Fische?« Tungdil begleitete sie. »Diese Kreaturen fressen Fische? Sie sehen mehr nach Raubtieren aus.« »Sind sie auch. Sie fressen alles«, sagte sie und betonte es so, dass er nicht weiter nachfragte. »Deswegen ist es sehr wichtig, dass sie keinen Hunger bekommen und satt sind. Wenn sie sich selbst auf die Jagd begeben, ist die Umgebung nicht mehr sicher.«
»Ich verstehe.« Er watete ins Wasser. »Wirf ein Ende zu mir. Wir bauen eine Sperre«, schlug er vor. »Lassen wir die Fische und die Strömung die Arbeit tun, anstatt uns beim Werfen der schweren Maschen die Schultern müde zu machen.« Sie willigte ein, und gemeinsam errichteten sie aus Stöcken und Ästen eine Schwimmreuse. Tungdils leere Augenhöhle begann wieder zu schmerzen, und Sirka gab ihm etwas von dem Pulver, das er mit Wasser aus der hohlen Hand schlürfte.
Die unterschiedlichsten Insekten zirpten ein Ständchen, in das die Abendvögel bald einstimmten. Tungdil wurde bewusst, dass es einer der wenigen Abende war, an denen sie von schlechten Überraschungen verschont wurden. »Keine Albae, keine Orks«, seufzte er erleichtert und sank ins Gras der Böschung.
»So ist es auch in Letefora«, sagte Sirka und stützte sich mit den Ellbogen auf, um die Reuse im Auge zu behalten. »Möge Ubar uns helfen, dass es so bleibt. Es sind schon zu große Opfer erbracht worden, und es wäre zu schrecklich, wenn es uns nicht gelingen würde.« Sie schaute ihn an. »Balyndis, so ist ihr Name?« Er nickte. »Ich möchte aber nicht über sie sprechen.«
Sirka betrachtete sein ernstes Gesicht. »Ich bin sehr glücklich, dass wir beide zueinander gefunden haben. Egal, wie lange es hält.« Sie küsste ihn auf den Mund.
Er streichelte ihren Nacken und zog sie an sich.
Sie legte den Kopf auf seine Brust und lauschte seinem Herzschlag. »Ich kann nichts Ungewöhnliches daran erkennen«, sagte sie
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