Die Rache der Zwerge
zwischen einer Made und einem Ork. Nicht nur geschmacklich.
Rodario seufzte. »Was machen wir denn nun, Tungdil? Können wir es wagen, Flagur zu trauen, oder trägt er den Keim des Bösen in sich? Vielleicht ohne es zu wissen?«
Der Zwerg hob den Kopf ein wenig, um den Ubari zu betrachten. Er saß mit dem Rücken zu ihnen vor den Flammen, der schwarze Schemen war breit und beeindruckend. »Um ehrlich zu sein, ich weiß es nicht«, antwortete er dem Schauspieler. »Behalte ihn im Auge und sage es mir, sobald du den Eindruck gewinnst, dass er sich nicht mehr wie ein Verbündeter benimmt.« Er legte den Kopf auf seinen angewinkelten Arm. »Aber ich vertraue ihm, bis wir das Gegenteil beweisen können.« Er lächelte. »Lass ein paar Dinge in den Händen der Götter, Unglaublicher. Sie sollen auch etwas zu tun haben und nicht nur alles den Sterblichen überlassen.« »Wenn du es sagst, Held des Geborgenen Landes«, seufzte Rodario und schloss die Augen. »Hoffen wir, dass die Götter alles sehen.« Er dachte nach. »Nein, alles müssen sie nicht sehen«, schränkte er gleich darauf ein. »Sonst wird der Einzug meiner Seele in den Garten der Schöpferin nicht eben einfach werden.« »Wieso? Hat sie den Menschen verboten, sich so zu benehmen, wie du es tust?«, fragte Tungdil mit geschlossenem Auge.
Rodario lachte leise. »Es kommt auf die Auslegung an. Aber sie findet es nicht gut, wenn man die Liebeskraft Frauen spendet, die eigentlich in die Arme eines anderen gehören.«
Und wieder war er da, der Gedanke an Balyndis.
Frei von ihr, dachte Tungdil nun beinahe öfter an sie als zu der Zeit, in der sie noch ein Paar gewesen waren. Die Schuld nagte an ihm, weil er wusste, wie hintergangen sie sich fühlen musste. Wie feige er sich verhalten hatte. Ein Brief. Mehr nicht.
Da besiegte er die schrecklichsten Ungeheuer des Geborgenen Landes und wagte es nicht, einer Zwergin gegenüberzutreten und ihr zu gestehen, dass er mit ihr nicht mehr zusammenleben wollte. Konnte.
Er öffnete sein gesundes Auge und drehte sich zu Sirka, betrachtete ihre Züge, die im Sternenlicht schwarz aussahen, hörte ihr gleichmäßiges Atmen, roch sie und bildete sich ein, die Wärme zu fühlen, die von ihr ausging.
Jedenfalls würde Sirka weniger leiden, wenn er sie eines Tages verließ. Anscheinend waren die Untergründigen eine ähnlich rastlose Gemeinschaft, wenn es um die Beständigkeit der Gefühle ging. Vielleicht verließ sie auch ihn zuerst.
Und das machte ihm das Herz wieder etwas leichter.
XVI
Das Geborgene Land, Königinnenreich Weyurn, Südostgrenze, Hafenstadt Untief, 6241. Sonnenzyklus, Spätsommer.
Die Befüns hatten ihre Unerschöpflichkeit unter Beweis gestellt. In gerade einmal einer Hand voll Umläufe legten sie die Strecke nach Weyurn zurück, für die ein Reiter auf einem Pferd die dreifache Zeit benötigt hätte. Als Tungdil und seinen Begleitern unterwegs Menschen begegneten, die ihnen von seltsamen Wesen auf der Straße nach Untief erzählten - oder besser gesagt, noch seltsameren Wesen als denen, aus denen ihre Gruppe bestand -, erhöhten sie die Geschwindigkeit.
Aber die Natur machte ihnen einen Strich durch die Rechnung.
Kurz vor Untief brachen die Nacht und dicker Nebel herein, und die Befüns legten sich eisern wie sonst auch zur Ruhe. So blieb Tungdil und seinen Begleitern nichts anderes übrig, als die Reittiere zusammen mit einem Ubari zurückzulassen und die letzten vier Meilen im Laufschritt zurückzulegen. Lot-Ionan, der die Geschwindigkeit nicht hätte aufbringen können, wurde von Flagur getragen.
Schwitzend und keuchend, was zumindest Tungdil und Rodario anging, erreichten sie die Stadttore von Untief und wurden dank der Vollmacht von Königin Wey eingelassen. Die Gardisten senkten die Waffen nicht, ihnen waren die gefährlich aussehenden Orks nicht geheuer. Wie sollten sie auch wissen, dass die Ubariu nicht deren Hunger auf Menschenfleisch teilten?
Der Hauptmann gab ihnen eine Eskorte mit und befahl, dass der Gruppe alles überlassen werden sollte, was sie für ihren Auftrag benötigte.
»Zum Hafen«, rief Tungdil und eilte durch die leicht abschüssigen Gassen hinunter zu den großen Anlegeplätzen. Eine große Auswahl an Booten und Schiffen lag vor Anker, die schemenhaft aus dem Dunst ragten.
»Nimm dieses«, sagte die meereserfahrene Sirka und zeigte auf ein kleines, kaum zu erkennendes Segelschiff. »Es ist leicht, hat einen schnittigen Kiel und einen hohen Mast. Wir können jede Menge Segel setzen und
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