Die Rache der Zwerge
sind im Handumdrehen auf der Insel.«
»Dann los.« Tungdil schickte einen Gardisten an Bord der Wogenschwinge, um die Mannschaft zu wecken. Der Mann balancierte die Rampe hinauf und sprang an Deck, dann verschwand er für die Augen der Wartenden. Sie hörten ihn rufen, und kurz darauf gesellte sich die raue, schlecht gelaunte Stimme eines zweiten Mannes hinzu. Es entspann sich ein lautstarker Disput, der damit endete, dass der Gardist kopfüber über die Reling flog und im Wasser des Hafenbeckens landete. Zwei seiner Stadtwachenkameraden zogen ihn aus dem Nass. »Lasst mich raten: Der Kapitän hat gesagt, dass er nicht will?«, übersetzte Rodario amüsiert den Abgang des Gardisten.
»Und dass wir ihn am Arsch lecken können, ja«, nickte der Wächter, fluchte und langte an seinen Schwertgriff. »Ich werde es diesem Trottel noch einmal erklären müssen.«
Flagur verzog den Mund. »Lasst mich mit dem Kapitän sprechen«, sagte er und stapfte hinauf; die Rampe ächzte unter dem Gewicht, die Schritte krachten laut auf das Holz.
»Oh, oh«, grinste Rodario. »Gleich wird sich jemand wünschen, etwas freundlicher gewesen zu sein.« Es gab keine Unterhaltung. Dieses Mal kam der Kapitän über die Bordwand geflogen, verfehlte den Rand des Piers und schlug auf dem harten Pflaster auf, wo er benommen liegen blieb.
»Du bist selbst schuld, Kordin«, sagte der Gardist zu ihm und übergoss den Seemann mit einem Eimer Wasser. Das kalte Wasser weckte ihn aus seiner Benommenheit. Mit blutender Nase sowie etlichen Abschürfungen am Körper stand Kordin auf und schaute zu seinem Schiff, wo sich Flagur an der Bordwand zeigte, die breiten Arme auf die Reling gelegt. »Was ist das für eine Kreatur, die auf ehrbare Seeleute losgelassen wird, anstatt sie zu erschlagen, wie es sich gehört?«
»Ein Freund«, sagte Tungdil sofort. »Weckt die Mannschaft. Ihr müsst Eurer Königin einen wichtigen Dienst erfüllen.«
»Wenn sie bezahlt, sehr gern. Andernfalls geht.« Kordin war nicht im Mindesten beeindruckt. Das sollte sich schlagartig ändern.
Ein eisernes, schweres Rumpeln erklang, das sich ihnen rasend schnell näherte. Ein kugelgleiches Gebilde, geformt aus breiten Eisenbändern, kam auf sie zugerollt und fegte mitten durch ihre Gruppe hindurch. Der Runenmeister und drei Wärter konnten nicht mehr rechtzeitig ausweichen. Sie wurden von dem Gefährt überrollt und zwischen dem Eisen und dem Boden zerdrückt.
»Das ist das Monstrum, das Nate bestahl!«, rief Rodario, der sich hinter einen Pfosten geworfen hatte. »Wenigstens wissen wir, dass wir sie eingeholt haben.«
Die Ubariu zogen ihre schweren Schwerter, verstanden aber, dass sie gegen diese Art des Angriffs unterlegen waren.
Die Kugel hatte angehalten, stand still und bewegte sich mit Schwung von neuem auf sie zu. Auf dem schmalen Pier gab es wenige Möglichkeiten, der Walze zu entkommen, und wieder wurden einer der Ubariu, der Kapitän und zwei Gardisten getroffen. Wer überlebte, blieb mit schweren Verletzungen auf der Erde liegen; laute Schreie hallten durch den Hafen.
»Flagur!«, rief Tungdil zu dem Anführer der Ubariu hinauf. »Den Haken des Lastkrans, schnell!« Flagur verstand, was der Zwerg beabsichtigte. Er drückte den Schwenkarm herum, sodass er über dem Pier hing, und löste die Sperre des Windenmechanismus in dem Augenblick, als das Monstrum seine dritte Attacke begann. Surrend wickelte sich das Seil ab.
Der Haken prallte mit einem lauten Geräusch gegen die Kugel, die gekrümmte Spitze verfing sich in einer der Lücken zwischen den Eisenbändern. Das dicke Tau spannte sich knirschend und bremste die Kugel, fing sie ein. »Hoch damit!«, befahl Tungdil und wollte die Rampe hinauflaufen, um Flagur beim Bedienen der Kurbel zu helfen, da klickte es laut.
Verschlüsse schnappten auf, die zwei Finger breiten Metallbänder schoben sich zusammen, und der Haken schnellte davon, weil es nichts mehr gab, das er greifen konnte. Dieses Mal verschwanden die Bänder nicht in dem eisernen Rucksack auf dem Rücken der Kreatur wie damals in Güldengarb. Sie blitzen auf und formten sich auf wundersame Weise zu einem großen Schild vor dem Scheusal.
Sie sahen den vierten der Bastarde aus Alb und Ork aus unmittelbarer Nähe.
Die Haut schimmerte im Licht der Sterne dunkel mit schwarzen Schlieren, das anmutige und doch abstoßende Gesicht lag größtenteils hinter den langen schwarzen Haarsträhnen verborgen. Es öffnete sein Maul mit den kräftigen, spitzen Zähnen und grollte
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