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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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noch?«
»Ich muss wohl«, gab er ächzend zurück, stützte sich auf die Knie und rang nach Luft. »Ich hatte nicht vor, auf diese Weise zu enden.« Er dachte an die seltsamen Umrisse, die er hinter der Gestalt gesehen hatte. »Was war das für ein Ding, das er bei sich hatte?«
»Ich weiß es nicht. Wer immer er war, er hätte es auf uns gehetzt, wenn der Gang nicht eingebrochen wäre.« Boindil schüttelte den Bart aus, der sich von dem vielen Staub grau gefärbt hatte. »Du bist der Gelehrte, Tungdil. Hast du schon einmal etwas Ähnliches gesehen?«
Im gegenüberliegenden Teil der Höhle barsten große Abschnitte der Wand, die Steinsplitter flogen hunderte Schritte weit wie Geschosse umher und trafen einen der Krieger an der Wange. Blut schoss aus der Wunde. Tungdil antwortete nicht, sondern gab das Zeichen zum Aufbruch. Für ihn lagen die Dinge nicht ganz so klar auf der Hand.
Sie eilten durch den Gang zurück in den Nebel, während der Fels unter ihren Füßen bebte und sich gar nicht mehr beruhigen wollte. Tungdil war überzeugt, dass das Gestein es sehr übel nahm, wie man in seinen Innereien gewühlt und die Höhlen zerstört hatte.
Aber sie entgingen dem Zorn des Gebirges, erreichten schließlich den nächtlichen Nordpass und machten sich bei scharfem Frost auf den Heimweg. Der Nebel bildete Reif auf den Helmen, Kettenhemden, Schilden und Barten und tünchte die Zwerge weiß.
Als sie endlich die Pforte erreichten, erwartete man sie bereits.

II

    Das Geborgene Land, Königreich Gauragar, 6241. Sonnenzyklus, Frühling.
    Platz! Platz für den Kaiser der Schauspieler!«, schrie der bunt gekleidete Ausrufer und schlug einhändig auf die Trommel, die vor seinem Bauch hing. Dann setzte er die Fanfare an seine Lippen und schmetterte eine Melodie, die entfernt an die Königshymne von Gauragar erinnerte. Lärmend schritt er durch die Menge, die neugierig Platz machte und sich davon überzeugen wollte, wie ein solch hochwohlgeborner Mann aussah. Hinter dem Ausrufer stolzierter ein Mann in teuer anmutenden Gewändern, einem sehr auffälligen blauen Hut mit drei Federn und einem silberbeschlagenen Gehstock. Das Kinnbärtchen passte hervorragend zu den aristokratischen Zügen, und die langen dunkelbraunen Haare fielen bis auf den Kragen des Mantels. Majestätisch winkte er nach allen Seiten; zur Betonung der Geste hatte er ein kleines weißes Tuch am Ring seines Mittelfingers befestigt. Es flatterte und wehte wie eine Miniaturstandarte.
»Die Götter mögen euch alle herzen und küssen, ihr allerliebsten Bewohner von Sturmtal!«, rief er nach rechts und links und lächelte einer jungen Frau verwegen zu. »Und ganz besonders dich, schönes Kind. Wenn sie nicht wollen, rufe mich, und ich übernehme ihre Aufgabe nur zu gern.« Das Gesicht des Mädchens färbte sich rot, und es erklangen einige Lacher von Umstehenden.
In der Mitte des Marktplatzes angekommen, sprang er auf den Rand des runden Brunnens. »Kommt, verehrte Spectatores! Kommt und verfolgt in meinem fahrenden Curiosum die wunderlichsten Abenteuer, die das Geborgene Land jemals gesehen hat, als wäret ihr just dabei«, lockte er die Menge. Dabei lief er rund um die Einfassung des Brunnens, sodass die polierten Schnallen an seinen Schuhen klimperten. »Der Kampf gegen die Orks, gegen die Eoil und die Avatare, die Grauenhaftigkeit der Unauslöschlichen, die über Dsön Balsur herrschten, all das werdet ihr mit eigenen Augen sehen. Helden, Schurken, Tod und Liebe. Ich, der Unglaubliche Rodario, den man zu manchen Zeiten Rodario den Unglaublichen und Liebhaber der seligen Maga Andökai nannte, berichte von den größten Wagnissen. Ich weiß euch zu sagen, weshalb man Andökai noch aus einem anderen Grunde >die Stürmische< nannte.« Ein paar Männer lachten über die Anzüglichkeit. »Und ich habe Seite an Seite mit Tungdil Goldhand gegen die Eoil gefochten«, er fuchtelte mit seinem Gehstock, »bis die Nebelgestalt tot vor uns lag!« Er reckte sich und breitete die Arme aus. »Denn ich, verehrte Spectatores, habe die Geschehnisse selbst erlebt! Kann es einen wahrhaftigeren, ehrlicheren Erzähler geben als mich?« Aus seinen Händen schössen grüne und blaue Flammen, und die Menschen stießen erschrockene Rufe aus. »Das war nur ein Vorgeschmack!«, versprach er, bückte sich und schaute einen Jungen an. »Du wirst deine Hände vor die Augen halten müssen, kleiner Mann, damit sie dir während der Vorstellung nicht aus dem Schädel fallen«, raunte er

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