Die Rache der Zwerge
Besucher in den Orkkostümen in den Weg. »Rejalin möchte sich nicht weiter mit Euch unterhalten, Prinz Mallen von Idoslän«, kam es unter der Maske aus Papiermaschee hervor. Der Mann hob die Hand und streifte sie ab; darunter erschien ein Elbengesicht, das ihn freundlich, aber kühl anlächelte. »Sie möchte sich lieber um ihren Gastgeber kümmern und sehen, was das Wissen der Elben bei seiner Verletzung ausrichten kann.«
»Wissen, das Ihr Euch erst noch verdienen müsst. Geht und sucht nach dem Diamanten«, sagte der andere Elb und schlüpfte ebenfalls aus dem aufgesetzten Kopf. »Wir lassen es Euch wissen, wann Rejalin mit Euch über den Vorfall sprechen möchte.«
Mallen stieß sie zur Seite, aber sie überholten ihn und versperrten ein Durchkommen. Er blieb stehen, die Hand mit dem Schwert hob sich, doch die Worte an die Einigkeit der Völker mahnten ihn zur Besonnenheit. »Richtet Rejalin aus, dass ich eine Erklärung erwarte und die übrigen Königshäuser des Geborgenen Landes sowohl über den Vorfall als auch das merkwürdige Gebaren einer Elbin in Kenntnis setzen werde. Wenn sie sich nicht mir gegenüber erklären möchte, wird sie es sicher auf Geheiß ihres Fürsten Liütasil von Älandur tun müssen.« »Sicher, Prinz Mallen«, nickte ihm der Rechte überheblich zu. »Wir sagen es ihr.«
Er steckte die Waffe ein, ließ einige seiner Soldaten rufen und befahl ihnen, den Körper des toten Freundes aus dem Festsaal zu bringen.
Als sie ihn auf eine Bahre legten und die Treppen hinauftrugen, fiel ihm etwas ein: Das Monstrum hatte Alvaro am Kopf berührt, nicht am Hals, wo er die Wunde davongetragen hatte. Niemand sonst war nach dem Blitz in seiner Nähe gewesen. Außer der Elbin.
Ein unglaublicher Gedanke kam ihm in den Sinn. Mallen blieb auf der Empore stehen und schaute zu Rejalin, die sich um König Nate kümmerte. Hat sie Rache für die Beleidigung genommen, oder befand sich Alvaro mit seinen Worten beim Essen heute Mittag zu dicht an der Wahrheit?, grübelte er. Doch welche Wahrheit könnte das gewesen sein?
Der Zauber der unglaublich schönen Frau verflog nun restlos. Fortan würde er ihr mit allergrößtem Argwohn begegnen.
Ihr und jedem Elben.
III
Das Geborgene Land im Grauen Gebirge an der Nordgrenze des Reichs der Fünften 6241. Sonnenzyklus, Frühling.
Tungdil und Boindil standen in einem dem Großkönig vorbehaltenen Gemach und warteten ungeduldig auf Gandogar. Der Staub des Jenseitigen Landes juckte auf ihrer Haut und klebte in ihren Barten, doch nichts, nicht einmal ein Waschtrog, hatte sie von dem raschen Wiedersehen abhalten können. Dafür gab es zu viel zu besprechen.
»Hast du gesehen, wie sie geweint hat, als wir ihr den Helm ihres Sohnes brachten?«, fragte Boindil, während er die Krüge mit Wasser füllte. Ausnahmsweise stand ihm mehr der Sinn danach als nach Bier - im Gegensatz zu Tungdil, der bereits einen Humpen Schwarzbier geleert hatte.
»Es war besser, sie davon ausgehen zu lassen, dass ihr Sohn tot ist«, beharrte Tungdil.
»Aber du hast selbst gesagt, dass er ebenso gut leben könnte und du den offenkundigen Zeichen nicht traust.« »Lieber finden wir ihren Sohn während eines Umlaufs und bringen ihn lebendig zu ihr zurück, als sie in Ungewissheit zu lassen.«
Ingrimmsch schwieg. »Und was, glaubst du, war diese Gestalt? Und dieses seltsame Ding hinter ihr?« »Es könnte ein verkleideter Gnom gewesen sein«, meinte Tungdil leichthin und trank. »Oder ein Zwerg.« »Oder ein Untergründiger?«
Diese Frage hatte sich Tungdil auf der Rückreise vom Steinernen Torweg ständig gestellt.
Tatsache war, dass sie auf unlesbare Runen in den Felswänden gestoßen waren. Er und Boindil hatten sie wegen ihrer Vollkommenheit und der Hingabe, mit der sie in den Untergrund getrieben worden waren, als zwergisch eingestuft.
Tatsache war auch, dass in alten Aufzeichnungen von Verwandten ihres Volkes jenseits des Berggürtels um das Geborgene Land berichtet wurde. Sie waren es gewesen, die eine erste Feuerklinge geschmiedet hatten, also verstanden sie sich meisterlich aufs Schmieden und liebten die Glut und Esse. Leider war es ebenso Tatsache, dass noch niemand einen dieser anderen Zwerge zu Gesicht bekommen hatte. »Ich weiß es nicht«, seufzte Tungdil ehrlich. »Aber wenn es einer war, dann wissen wir, dass sie uns nicht wohl gesonnen sind.« Die Stirn des Kriegers legte sich in Falten, und die Brauen zogen dich drohend zusammen. »Du meinst, die haben es auf unsere Horte abgesehen?«
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