Die Rache der Zwerge
reist er mit einer eigenen Truppe umher?«
»Wie kommst du darauf?«
»Er war hier. In Begleitung eines Kindes.«
Rodario sprang beinahe über den Tisch vor Aufregung. »Wann, bester Lambus?«
»Vor einem halben Zyklus, kurz nach Herbstanfang.«
»Weiter, weiter!«, drängte der Schauspieler und goss ihm Wein nach. »Ich muss alles wissen. Wo er wohnt, was er macht...«
»Er besitzt kein Haus. Jedenfalls nicht in Mifurdania. Er kam mit einem Boot, einer Art Lastkahn.« Lambus überlegte. »Er hat Vorräte für den Winter gekauft, Butter und Schmalz, dazu säckeweise Getreide. Von mir wollte er die alten Formen, mit denen ich die Zahnräder fürs Curiosum gegossen habe.« Seine Züge wurden nachdenklicher. »Weil er viel Nahrung einkaufte, nahm ich an, dass es für Eure Theatertruppe wäre, die ihr Winterquartier auf einer der Inseln bezogen hatte, um in Ruhe ein neues Stück einzustudieren.« »Das verstehe ich nicht«, meinte Rodario. »Hat er wirklich eigene Schauspieler engagiert?« »Vielleicht wollte er mit Euch nichts mehr zu tun haben«, meinte Lambus. »Hattet Ihr Streit? Aber das kann ich mir bei Euch beiden nicht vorstellen.«
Rodario verspürte keine Lust, die ganze Geschichte vor dem Schmied auszubreiten. »Weißt du, auf welcher Insel er wohnt?«
Lambus zuckte bedauernd mit den Schultern. »Nein. Wenn Ihr ihn suchen möchtet, stellt Euch auf ein langes Unterfangen ein.
Seit der großen Flut entstehen und vergehen so viele Inseln, dass man bei jedem Sonnenaufgang etwas Neues auf dem umtriebigen Wasser entdecken kann.«
Rodario seufzte. Wenigstens wusste er jetzt, dass sein Freund lebte. Mehr aber auch nicht. »Hat er dir irgendetwas gesagt?«
»Nun, eigentlich nicht«, druckste der Schmied herum. »Das heißt, er wollte, dass ich ihn für vier Dutzend Umläufe begleite«, erzählte er schließlich. »Er bot mir einhundert Wey-Münzen, unter der Bedingung, dass ich Stillschweigen über meine Arbeit bewahre. Ich musste ablehnen. Ich habe zu viele Käufer in der Stadt, mit denen ich es mir nicht verscherzen kann.« Lambus schaute an Rodario und Tassia vorbei. »Kann es sein, dass man Euch sucht?«
Die beiden erstarrten und dachten das Gleiche. »Wie viele? Wie sehen sie aus?«, fragte Rodario, ohne sich umzudrehen. Er hatte nur einen schäbigen Dolch zu seiner Verteidigung dabei.
Lambus wiegte den Kopf. »Acht. Groß, breit gebaut, ich würde sagen, sie schleppen ordentliche Lasten, wenn es sein muss. Sie tragen einfache Kleider und stammen, der Art ihrer Hosen und Jacken nach zu urteilen, nicht aus Weyurn.«
»So viel zu deinem nicht vermissten Schatz, meine Liebste«, zischte Rodario Tassia an. >»Er bemerkt nicht einmal, dass die Kette fehlt<«, äffte er sie in hoher Stimmlage nach.
»Wer sagt, dass ich die Schuld trage? Vielleicht sind es betrogene Ehemänner aus der Umgebung, die dein Taschenmesser knicken möchten«, gab sie nicht weniger gereizt zurück. »Schaut, ihr Weiber, ich bin der Ausdauerndste, ich bin der Unglaubliche«, imitierte sie ihn mit tiefem, prahlendem Tonfall. »Nein, Liebste. Noliks Vater hat uns seine Schläger auf den Hals gehetzt.«
»Probt Ihr gerade ein Stück?«, erkundigte sich Lambus begeistert. »Es gefällt mir wirklich.« Rodario wandte sich an den Schmied. »Lambus, mein Gutester, die Männer hinter uns sind nicht die besten Freunde. Besäßest du die Freundlichkeit...« Er schob ihm eine Wey-Münze hinüber.
Der Schmied nickte. »Geht durch die Küche. Ich werde sie ein bisschen aufhalten, falls sie Euch bemerken, Herr Rodario.«
Die beiden standen langsam auf, gingen zum Tresen, und der Wirt ließ sie tatsächlich durch die Küche gehen. Zu ihrer Über raschung warteten dort zwei weitere Schläger, wie unschwer an den Knüppeln in ihren Händen zu erkennen war. »Das ist sie!«, rief einer von ihnen und sprang auf Tassia zu.
»Siehst du? Sie sind doch deinetwegen hier«, konnte sich Rodario die Bemerkung nicht verkneifen und trat dem Mann mit Wucht in den Schritt. Aufstöhnend brach er zusammen.
Tassia wich dem Fallenden aus und ergriff seinen Holzprügel. Kurz entschlossen drosch sie damit auf den zweiten Mann ein, der von ihrer Attacke überrumpelt wurde und einen herben Schlag gegen das Kinn erhielt. Er taumelte rückwärts, und bevor er sich erholte, schlug ihm Rodario eine Kiste mit faulem Obst über den Schädel. Auch er fiel auf den Boden und rührte sich nicht mehr.
»Wir sind ein verflucht gutes Gespann«, juchzte er und wollte Tassia küssen, da flog die
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