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Die Rache der Zwerge

Die Rache der Zwerge

Titel: Die Rache der Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Augen trocken«, schüchterte Rodario den Gefangenen weiter ein und setzte seine berüchtigte Miene auf, mit der er vorzugsweise finstere Gesellen spielte. Dabei dachte er nicht im Traum daran, dem Alten noch mehr Schaden zuzufügen.
»Seid Ihr ein Freund vom Schmied?«, fragte der Mann, dessen Benommenheit wich. »Dann bitte ich Euch, Herr, bei der Gnade von Palandiell: Berichtet niemandem von dem, was Ihr gesehen habt. Sagt, Lambus sei auf Wanderschaft, und lasst die Leiche des Jungen verschwinden. Nur so wird Euer Freund wieder zurückkehren dürfen.«
»Ist Furgas ebenfalls in der Gewalt von dem, der Lambus mitgenommen hat?«, fragte Rodario ihn aus einer Eingebung heraus. »Er ist ungefähr so groß wie ich, hatte schwarze Haare und ...«
Das Gesicht des Mannes veränderte sich, er wirkte verblüfft. »Ihr kennt den Magister?«
»Er ist mein bester Freund.«
Der Mann spie ihm ins Gesicht. »Die Dämonen sollen Euch ...«
Rodario hörte ein leises Schwirren, wie er es aus seinen Abenteuern außerhalb der Bühne kennen gelernt hatte; ein leichter Ruck ging durch den Leib seines Gefangenen, und er erschlaffte im Griff des Mimen. Ein Pfeilschaft ragte aus seinem Rücken, die Spitze hatte augenblicklich den Tod gebracht.
»Runter, Tassia! Geh in Deckung!«, rief Rodario, hechtete zur Seite hinter einen Stapel Kohle und wischte sich den blutigen Speichel des Mannes aus dem Gesicht. Er hatte schon manches Mal in seinem Leben Dinge nicht begriffen, aber in diesem Augenblick erlebte er den Höhepunkt von Verständnislosigkeit.
Leise Schritte näherten sich. Rodario vernahm das Knirschen einer Lederrüstung, Eisenringe schlugen aneinander, und ein Schwert wurde gezogen. Als ein Stiefel neben ihm erschien, hielt er die Zange über den Rand und ließ das heiße Eisen in den Schaft gleiten.
Es zischte laut, der Mann schrie gellend auf und rannte aus der Scheune, eine Qualmwolke hinter sich herziehend. Gleich darauf platschte es. Der Fremde war ins Wasser gesprungen, um seinem geschundenen Bein Kühlung zu verschaffen.
»Ha!« Rodario lief hinaus, nahm einen leichteren Schmiedehammer und folgte ihm. Doch der Mann war verschwunden, lediglich die Wellen auf dem Wasser verrieten, dass jemand eingetaucht war. Tassia kam an seine Seite. »Er ist abgesoffen?«, wunderte sie sich. »Er hat in seinem Schmerz wohl vergessen, dass er nicht schwimmen kann.«
Aus den Augenwinkeln bemerkte Rodario ein Boot, das sich bereits einige Mastlängen von Mifurdania entfernt hatte. Es war ein plumper Frachtkahn, beladen bis zur obersten Bordkante, und er lag derart tief im Wasser, dass ein sanfter Wellenschlag ausge reicht hätte, um ihn vollaufen zu lassen. Das breite Segel schob den Kiel voran, er fuhr nach Norden. Am Heck stand eine brünette Frau in einem schlichten, dunklen Miederkleid, die durch ein langes Rohr zu ihnen schaute, Glas blitzte im Schein der Sonne auf. Dann legte sie das Rohr hinter sich.
»Tassia. Wir gehen.« Rodario ließ die Gestalt nicht aus den Augen. Sie erinnerte ihn an jemanden, doch das konnte nicht sein ...
Tassia starrte auf die vielen kleinen Strudel. »Vielleicht taucht er wieder auf?«
Die fremde Frau nahm einen Kurzbogen und legte einen Pfeil auf die Sehne.
»Tassia! Komm!«
Die Sehne wurde mit einem schnellen Zug nach hinten gedehnt, die Spitze zeigte zu ihm und seiner selbst ernannten Gemahlin.
»Was denn, Unglaublicher?« Sie deutete nach links. »Da könnte er sein. Ich sehe was Dunkles. Vielleicht...« Rodario reichte die Zeit gerade noch, um sich gegen Tassia zu werfen und zusammen mit ihr in die kalten Fluten einzutauchen. Er wollte keine Pfeilspitze in seinem und auch nicht in ihrem Leib. Das Wasser umfing ihn mit kalten, weichen Armen, prustend kehrte er im Schutz eines Steges an die Oberfläche zurück. Tassia durchbrach mit einem lauten Fluch die Wasseroberfläche und schlug nach ihm. »Was hat das zu bedeuten?! Zweimal an einem Tag nass zu werden ist mir zu viel, Rodario!«
»Langsam, kleine Meermaid.« Er deutete nach vorn in Richtung Kahn.
Die Frau stand noch immer auf ihrem Posten, den nächsten Pfeil auf die Sehne gelegt, und lauerte darauf, dass sie ein Ziel zu Gesicht bekam.
Als der Kopf eines Menschen plötzlich wie ein Korken auf dem ruhigen Wasser tanzte, zögerte sie nicht. Ziehen, zielen, loslassen - die Bewegung war fließend, schnell und fehlerlos. Das Geschoss sirrte heran und bohrte sich seitlich vom rechten Ohr in den Schädel.
Der Schrei des Getroffenen wurde durch das in den

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