Die Rache des Bombenlegers
Wagen erwischt hat. Sonst... Die Bombenleger müßten ja behämmert sein,
sich mit Ihrem Mann anzulegen.“
„Ich... habe Angst um ihn.“ Frau Glockner
fröstelte.
Gaby legte ihr den Arm um die Schulter.
Tarzan hätte gern das gleiche getan, getraute sich aber nicht.
Der Bombenalarm in der Schule war eine
Finte, dachte er. Wer auch immer da gedroht hat — kurz darauf rumst es hier.
Das ergibt keinen Zusammenhang und nicht für fünf Pfennig Sinn.
„Wir müssen Ihren Mann verständigen“,
sagte er.
*
Gaby half ihrer Mutter in der Küche,
damit aus dem kräftigen Eintopf doch noch was wurde. Tarzan stand neben
Kommissar Glockner am Fenster des gemütlichen Wohnzimmers. Sie sahen in die
Hebel-Straße hinunter, wo uniformierte Polizisten rund um die Garage für
Absperrung sorgten.
Sprengstoffspezialisten aus Glockners
Sonderkommission untersuchten das Autowrack. Dabei führten die Techniker Regie.
Für den Kommissar gab es nichts zu tun. Es genügte, daß er hier war: gerade
rechtzeitig zum Mittagessen. Obwohl richtiger Appetit sich nicht mehr
einstellen wollte.
Immerhin stand als erstes
Untersuchungsergebnis schon fest: Es war derselbe Sprengstoff benutzt worden,
den die geheimnisvollen Bombenleger verwendeten.
Emil Glockner, ein hochgewachsener,
stabiler Mann mit schütterem Haar und wachsamen Augen, war erst vor wenigen
Minuten hereingekommen. Jetzt erzählte er Tarzan, mit welchen Worten sich der
Bombendroher bei Fräulein Weinrich im Vorzimmer des Direktors gemeldet hatte.
„Die Lorchen, die auch Küßchen gibt“, sagte
er, „ist sicherlich ein Papagei. Vielleicht eine heiße Spur. Vielleicht aber
nur ein Trick, um uns auf eine falsche Fährte zu locken.“
„Glauben Sie, daß der Anrufer überhaupt
zu den Bombenlegern gehört?“
„Vorhin hätte ich gesagt: nein! Das ist
ein typischer Bombendroher, der als anonymer (namenloser, unbekannter) Anrufer
den Reiz genießt, ohne große Anstrengung andere Menschen in Angst zu versetzen.
Jetzt bin ich mir im Zweifel. Vielleicht wollten die Täter nur sicher sein, daß
ich nicht zu meiner Garage gehe — wofür ich ja noch dankbar sein müßte. Sie
sorgten durch den Anruf dafür, daß ich in der Internatsschule bin. Um mir dann
hier in Ruhe einen Denkzettel zu geben. Nur weil ich die Ermittlungen leite?“
„Vielleicht hat der Zufall die
Ereignisse aneinander gekoppelt“, sagte Tarzan — und fand, daß das altklug
klang.
„Was meinst du?“
„Bombendroher bei der Schule. Und hier
ein Racheakt gegen Sie. Ein Nachfolgetäter, wie man sagt. Einer, der mit den
Bombenlegern gar nichts zu tun hat.“
„Möglich ist das natürlich.“
„Haben Sie einen Verdacht?“
„O weh, Tarzan. Wie vielen bin ich von
Berufs wegen schon auf die Zehen gestiegen. Die Anzahl derer, die nur mit
Unbehagen an mich denken, ist riesig.“
„Ich denke an einen Mann von so 38 oder
40 Jahren. Eckiges Gesicht mit weißer, dicklicher Haut. Spitzes Kinn und kalte,
fischblaue Augen — ohne Wimpern. Brauen hat er auch nicht. Er fährt einen
verrosteten Mustang.“
Kommissar Glockner wandte den Kopf. „Deine
Beschreibung sagt mir zwar nichts. Aber was steckt dahinter?“
„Ich glaube, es ist der Kerl, der Ihren
Wagen zerstört hat.“
Tarzan erzählte.
Glockner hörte aufmerksam zu.
„Interessant, Tarzan. Bei jedem andern
als dir hätte ich gesagt: Der einzige Umstand, der Fischauge verdächtig macht,
ist sein Mangel an Interesse für die Explosion in meiner Garage. Und das muß
nicht notwendigerweise bedeuten, daß er der Täter ist. Es könnte auch sein, er
hat’s eilig gehabt. Oder er ist ein abgebrühter Bursche, der erst hinschaut,
wenn ein Flugzeug vom Himmel fällt oder Wolkenkratzer einstürzen. Aber weil er
dir aufgefallen ist, Tarzan, werde ich den Hinweis beherzigen. Auf deinen
Instinkt ist Verlaß.“
Gaby kam herein, leckte an einem
Finger, mit dem sie vermutlich genascht hatte, und verkündete, die Suppe sei
fertig.
Zu viert saßen sie dann am Tisch, und
die weißen Bohnen mit Schweinebauch schmeckten viel zu gut, als daß sich der
Appetit nicht von selbst eingestellt hätte. Sogar die Stimmung besserte sich.
Gerade als sie die Mahlzeit beendet
hatten, klingelte das Telefon.
Es war für Kommissar Glockner: ein
Anruf seiner Dienststelle.
Er hörte sich an, was ihm gesagt wurde,
erwiderte: „Ich geh sofort rüber!“ und legte auf.
„Die Mittagsräuber haben eine Frau
überfallen. Hebel-Straße Nr. 18.“
„Das ist doch ganz in der
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