Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
Nähe“, rief
Tarzan überrascht. „In Höhe der Garage, nicht wahr?“
    „Etwas weiter“, nickte Glockner. „Du
kannst mitkommen. Ich glaube, ich brauche dich.“

6. Die Mittagsräuber
     
    Nr. 18 war ein dreistöckiges Gebäude
mit der Entstehungszahl 1900 an der Front und hohen Fenstern, die rund
ausliefen. Im Erdgeschoß befand sich eine Gastwirtschaft. ZUR EINKEHR — stand
über dem Eingang. Dort lehnte ein Mann mit glasigem Blick. Offenbar hatte er
sich drei oder vier Gläschen zu lange in der EINKEHR aufgehalten, und jetzt
suchte er seine Taschen verzweifelt nach dem Autoschlüssel ab.
    Glockner ging zur Hausecke, wo ein
uniformierter Polizist stand.
    „Kümmern Sie sich um den Betrunkenen.
Der will fahren, falls er sein Auto wieder findet.“
    Der Polizist lächelte und verließ
seinen Posten. Der Polizeiwagen parkte schräg gegenüber, aber den Betrunkenen
hätte das nicht von seinem Vorhaben abgehalten. Der Notarztwagen wartete mit
laufendem Motor.
    Hinter der Hausecke war der Eingang zu
den Wohnungen in den Obergeschossen.
    In einem sauberen, aber schmucklosen
Treppenhaus stiegen Glockner und Tarzan die Treppe hinauf.
    Anita Rankl, das Opfer des Überfalls,
wohnte ganz oben.
    „Der Mustang“, sagte Tarzan, „parkte
ungefähr zehn Meter von der Hausecke entfernt.“
    Glockner nickte.
    Auf der Treppe über ihnen trappelten
Schritte. Jemand sagte: „Vorsicht, Paul! Nicht verkanten!“
    Sanitäter vom Notarztwagen schleppten
eine Trage, auf der eine Frau lag. Sie war weit über 70, schneeweißes Haar und
ein feines Gesicht mit dunklen Augen, in denen jetzt die Angst hockte. Sie war bei
Bewußtsein. Tarzan fühlte ihren Blick auf sich. Dann bemerkte er die Rötung an
ihren Augen und die Flecken am Hals. In einem Mundwinkel war ein Blutstropfen
geronnen.
    Als sie vorbei getragen wurde, berührte
er ihren Arm. „Es wird wieder gut, Frau Rankl. Und sowas passiert bestimmt nie
wieder.“
    „Mein Gott, Junge — warum ausgerechnet
ich?“
    Der Sanitäter, der vorn trug, sagte
wieder: „Vorsicht, Paul!“
    Dann verschwanden sie um die Biegung.
    „Man hält es nicht für möglich“, sagte Glockner,
„daß sich diese Verbrecher an Alten und Hilflosen vergreifen. Was sind das nur
für Menschen?“
    „Die sind vom selben Schlag wie
Tierquäler und jene Menschen, die Kinder mißhandeln. Hm — Menschen? In dem Wort
liegt Wertschätzung. Vielleicht sollte man sparsamer damit umgehen. Nicht
alles, was zwei Beine hat und aufrecht geht, verdient diese Bezeichnung.“
    „Da hast zu leider recht.“
    Im dritten Stock stand ein
Kriminalbeamter an Frau Rankls Wohnungstür. Er begrüßte Kommissar Glockner,
seinen Vorgesetzten, mit einem vertraulichen „Hallo, Chef!“ und sah Tarzan
neugierig an.
    „Das ist Peter Carsten, genannt Tarzan“,
stellte der Kommissar vor. „Gaby hält große Stücke auf ihn. Ich übrigens auch.
Tarzan hat eine Beobachtung gemacht, die uns vielleicht weiter hilft. Weiß man
schon was, Matthias?“
    Matthias, der trotz junger Jahre eine
blasse Glatze und Tränensäcke hatte, nickte eifrig.
    „Frau Rankl ist Rektoren-Witwe, 76
Jahre alt, rüstig. Frau Müller, die Nachbarin links, hörte Hilferufe und konnte
— da sie den Zweitschlüssel zur Wohnung hat — Frau Rankl befreien. Dann wurden
wir verständigt. Frau Rankl ist zäh. Sie hat ausgesagt. Demnach spielte es sich
so ab: Sie war gerade nach Hause gekommen — vor ziemlich genau einer
Dreiviertelstunde, als es klingelte. Als sie öffnete, wurde ihr Tränengas ins
Gesicht gesprüht. Vom Täter hat sie nichts gesehen. Sie wurde gewürgt, zu Boden
gestoßen, geknebelt und gefesselt. Ziemlich brutal sogar. Man darf sich nicht
ausmalen, was passiert wäre, hätte sie — beispielsweise — ein Herzleiden
gehabt. Sie blieb bei Bewußtsein und hörte, wie der Täter die Wohnung durch
wühlte. Offenbar hat er Schmuck entwendet und eine überaus wertvolle Sammlung
von Goldmünzen — jedenfalls alles Wertgegenstände, die man in der Hosentasche
wegträgt. Als der Kerl verschwunden war, konnte sie den Knebel mit der Zunge
herausstoßen und um Hilfe rufen.“
    „Spuren?“
    „Nun die übliche Verwüstung. Sonst
nichts. Das ganze Vorgehen zeigt eindeutig: Es war einer der Mittagsräuber.“
    „Hast du die übrigen Bewohner befragt?“
    Matthias nickte. „Fehlanzeige. Niemand
hat irgendwas oder irgendwen bemerkt.“
    Tarzan räusperte sich. „Herr Glockner!
Ich sah Fischauge erst, als er schon auf den Mustang zuging. Ich weiß

Weitere Kostenlose Bücher