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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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jedenfalls
konnte sich vorstellen, wie Gaby später aussehen würde.
    „Ich muß Mammi gleich erzählen, was in
der Penne los war“, sagte Gaby.
    Erst freilich schoben sie ihre Räder
durch den Flur auf den Hof, wo sie vor Dieben sicher waren.
    Die Kundin mit den Paprikaschoten
verließ gerade den Laden.
    Gaby küßte ihre Mutter auf die Wange. „Mammi,
Papi ist in der Schule. Wir hatten Bombenalarm.“
    „Wie bitte?“ Frau Glockner gab Tarzan
die Hand, lächelte und strich ihm rasch über die braunen Locken: eine mütterliche
Geste, wobei sie sich freilich hochrecken mußte, denn er war — obwohl noch
nicht 14 — erheblich größer als sie.
    Während Gaby aufgeregt erzählte, stand
er dabei, und ihm blieb nur, immer wieder bestätigend zu nicken.
    „Vielleicht haben wir Glück, und Papi
kommt zum Essen nach Flause“, sagte Frau Glockner. „Dann hören wir, auf welche
Weise man die Bombendrohung angekündigt hat. Übrigens, Tarzan, wenn du mitessen
willst, bist du herzlich eingeladen. Es gibt weiße Bohnen mit Schweinebauch.“
    „Eins meiner Lieblingsgerichte“, sagte
Tarzan. „Und von Ihnen gekocht, muß es Spitze sein.“
    „Wie nett er sein kann“, lachte Gaby, „wenn
er sich anstrengt.“
    Tarzan wollte gerade behaupten, so wäre
er doch immer, als sein Blick abgelenkt wurde: durch eine Bewegung, die
irgendwie nicht ins Bild paßte, obwohl sie in gewisser Entfernung — nämlich 300
Meter weit die Hebel-Straße hinunter — stattfand. Es war bei der Garage.
    Er sah gerade noch, wie dort ein
Schatten um die Ecke huschte. Ob Mann, Frau oder Kind ließ sich nicht
ausmachen. Es war wirklich nur ein Huschen. Und auf das planierte Gelände
konnte man von hier aus nicht sehen.
    Das allein wäre kein Grund zur
Aufregung gewesen. Aber etwas hatte sich verändert.
    Das Tor der Glocknerschen Garage stand
jetzt offen.
    Es war ein zweiteiliges Holztor, oben
rund, wie man es vor Jahrzehnten gebaut hatte.
    „Ich glaube, da will jemand euren Wagen
klauen.“
    Das sagte er bereits an der Tür.
    Sie fiel hinter ihm zu. Im schärfsten
Sprint wollte er die Fahrbahn überqueren und die Hebel-Straße hinunterjagen.
    Aber in diesem Moment donnerte ein
gewaltiger Lastzug vorbei, verhinderte das und nahm die Sicht.
    „Mein Gott!“ Gaby war ihm gefolgt. „Da
hat wer das Tor aufgebrochen. Es ist doch sonst abgeschlossen.“
    Jetzt war die Fahrbahn frei. Tarzan rannte.
Daß er ständig Turnschuhe trug — ausgenommen bei Schnee — , war technische
Voraussetzung für die bei ihm üblichen Bestzeiten.

    Müssen Verrückte sein! schoß es ihm
durch den Kopf. Ausgerechnet den Wagen des tollsten Kripo-Mannes der Stadt.
    Wie von der Sehne geschnellt, war er
über die Fahrbahn geflitzt. Er rannte die Hebel-Straße hinunter. Aber nicht auf
der Garagenseite, sondern gegenüber. Es war in Luftlinie der kürzere Weg.
    Niemand ging hier. Ein Radfahrer, der
ihm entgegenkam, schaute verwundert.
    Die Torflügel ließen sich nur nach
außen öffnen. Der diesseitige bildete einen rechten Winkel mit der Garagenfront
und erwies sich als Sichtblende.
    Erst als Tarzan fast auf gleicher Höhe
mit der Garage war, konnte er hineinsehen.
    Na, Gott sei Dank! Er bremste ab. Sein
Atem flog. Er war mit vollem Krafteinsatz gelaufen, beruhigte sich aber rasch.
    Der weiße BMW stand im dämmrigen
Halbdunkel. Niemand war in der Garage. Da rückwärts eingeparkt, glotzten die
Doppelscheinwerfer zu Tarzan herüber.
    Er blieb stehen, um auf Gaby zu warten.
Sie rannte aus Leibeskräften, hatte aber noch ein Drittel der Strecke vor sich.
    Aufmerksam ließ er den Blick über das
planierte Gelände wandern. Aber nur zwei Krähen hockten auf einem Schutthaufen.
    Wer auch immer die Garage geöffnet
hatte — er war längst hinter den Büschen im Hintergrund verschwunden.
    „Ein... Glück! Er... ist noch da!“ Gaby
japste nach Luft. Ihr Goldhaar wehte im Wind, und sie hatte heiße Wangen.
    „Wahrscheinlich hat irgendein Rowdy“,
begann Tarzan. Aber der Satz blieb unvollendet.
    Der Deckel der Motorhaube hob ab. Es
sah direkt komisch aus, wie er als Raumschiff im Senkrechtstart gegen die Decke
der Garage geschleudert wurde. Aus der „Startrampe“ — dem Motor, nämlich — schossen
Feuer, Schwefel und Blitz. Der Motor explodierte.
    Gabys Schreckensschrei, als sie von
Tarzan zu Boden gerissen wurde, ging unter im Krachen der Explosion. Blech
klirrte. Glas zerbarst. Metall kreischte. In der Garage flogen die Fetzen.
    Gaby lag auf dem Gehweg — unter

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