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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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seine Jeanstasche. Dann fuhren beide — ohne herzergreifenden Abschied
von Lutz — zum Internat. In der Besenkammer, wie die Telefonzelle des
Haupthauses genannt wurde, wählten sie Glockners Büronummer. Er war noch am
Schreibtisch. Staunend hörte er sich an, was die Jungs berichteten.

9. Der trojanische Trick
     
    Die Mittagssonne des nächsten Tages
hatte sich ein paar Dunstschleier vor das Gesicht gehängt. Trotzdem war das
Wetter freundlich, was man freilich von den Gedanken der Mittagsräuber nicht
behaupten konnte.
    Zu dritt quetschten sie sich auf die
Sitzbank des Kleintransporters. Es war ein heller, ziemlich schäbiger
Leihwagen, den sie für ihre Zwecke hergerichtet hatten: mit zwei 1x1-Meter
großen Klebefolien. Jede haftete auf einer Seite und zeigte den geistvollen
Slogan (Werbespruch): KÖGEL MACHT DIE BESTEN MÖBEL.
    Selbstverständlich existierte keine
Möbelfirma namens Kögel. Das war ja der Trick.
    Heye, der Ex-Boxer und Boss, lenkte die
Karre. Er fuhr langsam, malträtierte (mißhandeln) einen Kaugummi
zwischen den kräftigen Kiefern und grinste ab und zu. Er trug einen grauen
Arbeitskittel, wie Ausfahrer ihn haben. Fischauge Katzdobler, der neben ihm
saß, war genauso gekleidet. Der blonde Siggi hingegen trug einen blauen
Overall, der sehr sauber und gebügelt war. Oben sah ein lavendelfarbener
Hemdkragen heraus.
    Sie redeten wenig. Eigentlich war kaum
was zu hören — abgesehen von Heyes Kaugummigeschmatze und davon, daß Katzdobler
zweimal rülpste. Er hatte eine Riesenportion Grünkohl gegessen, obwohl er
wußte, daß das sein Magen nicht vertrug.
    Der Wagen bog nun in die
Fritz-Meier-Straße, rollte bis zu einer Telefonzelle und hielt.
    Fischauge deutete durch die Windschutzscheibe.
    „Noch etwa 500 Meter! Die Einfahrt dort
hinten! Das ist es!“
    Gemeint war Adolf Burkerts Grundstück.
    „Dann wollen wir mal!“
    Heye spuckte den Kaugummi durchs
Fenster, zog zwei kleine Plastikplatten aus der Tasche und schob sie sich in
die Backen.
    „Na, wie klinge ich jetzt?“ mümmelte
er. „Leicht verändert?“
    „Klingt nach vollem Mund“, meinte
Fischauge.
    „Dann ist es richtig. So hat Pit, der
Affe, immer geredet.“
    „Und du meinst wirklich, Adolf Burkert
beißt darauf an?“
    „Du wirst es erleben. Im Knast waren
die beiden ein Plerz und eine Seele. Pit hat ein paar Mal verhindert, daß Adolf
von den andern ‘ne Abreibung kriegt. Außerdem wollte Pit ihn mit interessanten
Typen — Spielern — bekannt machen, sobald er, Pit, wieder draußen ist. Das wird
zwar erst in zwei Jahren soweit sein. Aber vorzeitige Entlassung wegen
manierlicher Führung ist immer möglich, hahah!“
    Heye stieg aus. Er trat in die
Telefonzelle, nahm den Hörer ab, fütterte den Münzschlitz und wählte Burkerts
Nummer. Nach dem fünften oder sechsten Läuten wurde abgehoben.
    „Burkert.“
    „Tatsächlich, er ist es.“ Heye sprach
gaumig. „Hallo, alter Junge!“
    Burkert schien zu überlegen. „Wer ist
dort?“
    „Erkennst du mich nicht? Mensch, Adolf!
Hier ist Pit, der Affe!“
    „Waaas?“ In sein Erstaunen mischte sich
Freude. „Pit? Du? Mensch, wo steckst du? Noch im Knast?“
    „Nee, Adolf! Daß wir nach draußen
telefonieren, soweit sind die noch nicht. Ich bin entlassen. Habe mich gut
geführt, und der Rest ist zur Bewährung ausgesetzt.“
    „Pit, Mann! Ich freue mich. Wir müssen
uns sehen. Wo...“
    „Gerade das wollte ich dir vorschlagen.
Habe nämlich Neuigkeiten, die dich begeistern werden. Bin sozusagen schon auf
dem Weg zu dir. Das heißt, ich bin jetzt in Hartinghausen und nehme den
nächsten Zug in die Stadt. Dann wäre ich in ‘ner halben Stunde am Bahnhof.
Könntest du mich abholen? Würde verdammt gern in ‘nem Rolls-Royce fahren. Also
wirklich, da würde ich mich fühlen — könnt dann glatt die letzten Jahre
vergessen.“
    „Selbstverständlich hole ich dich ab,
Pit. Ich fahre gleich los.“
    „Adolf, das ist riesig nett. Aber es
kann sein, daß ich den Zug jetzt nicht mehr erwische. Wird etwas knapp. Wenn
ich den nächsten nehme, wäre ich erst um Viertel vor vier da.“
    „Macht doch nichts.“
    „Wartest du solange im Bahnhof? Allein
würde ich mich da nicht mehr zurecht finden.“
    „Klar, ich warte, Pit. Ich sitze in der
Winzerstube und trinke schon mal einen auf unser Wiedersehen.“
    „Dann bis gleich, Adolf. Ich flitze.“
    Heye legte auf. Das war ja bestens
gelaufen. Er hatte Burkert richtig eingeschätzt.
    Zufrieden mit sich stieg er in den
Wagen.

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