Die Rache des Bombenlegers
Seine Komplicen erfuhren, daß die erste Phase (Abschnitt) ihres
Plans geglückt war.
Wieder verharrten sie schweigend, den
Blick auf die Einfahrt gerichtet. Nur fünf Minuten vergingen, dann rollte der
mitternachtsblaue Rolls-Royce auf die Straße. Er hielt in andere Richtung, und
das Trio (Dreiergruppe) sah ihm nach, bis er hinter der Biegung
verschwand.
„Los, Siggi!“ sagte Fischauge. „Und
wehe, du hustest oder niest oder gibst irgendwelche Töne von dir.“
„Nicht mal rülpsen werde ich“,
erwiderte der Blonde. „Das ist ja deine Spezialität.“
Er stieg aus, ging nach hinten und
öffnete die Hecktür des Kastenwagens. Eine Bettcouch stand darin. Sie war mit
kaffeebraunem Stoff bezogen und schien gut verarbeitet zu sein.
Siggi kletterte in den Laderaum, schloß
die Hecktür, klappte die Couch auf, legte sich in den Bettkasten, der etwas
ausgepolstert war, und klappte die Sitzfläche über sich.
Schweiß rann ihm von der Stirn. Für
einen Moment hatte er das Bedürfnis, aus diesem engen Versteck zu springen.
Aber dann beherrschte er sich und verdrängte den Gedanken, er liege in einem
Sarg. Rühren konnte er sich kaum. Aber Luftlöcher gewährleisteten, daß er nicht
erstickte.
„Fertig?“ rief Fischauge.
„Ihr könnt fahren“, antwortete Siggi.
Es klang dumpf. Er fühlte nach den Einbruchwerkzeugen, die neben ihm lagen:
Nachschlüssel, ein kleines Stemmeisen, Handschuhe und zwei Campingsäcke für die
Beute.
„Und jetzt, meine Damen und Herren“,
verkündete Heye wie ein Ansager, „erleben Sie den trojanischen Trick.“
Der Wagen setzte sich in Bewegung,
erreichte das Grundstück, bog in die Einfahrt, rollte zur Garage und frech
daran vorbei bis vors Haus.
Heye hielt einen plump gefälschten
Lieferschein in der Hand, als er klingelte. Es dauerte eine Weile, dann öffnete
Riebesiel.
„Guten Tag“, grüßte Heye. „Wir bringen
die Couch.“
„Häh?“ Riebesiel hielt eine Hand
hinters Ohr. „Bitte, lauter! Ich bin schwerhörig.“
Hoffentlich auch halb blind, dachte
Heye und brüllte ihm ins Ohr: „Wir bringen die Couch.“
„Welche Couch?“
„Ein Herr Adolf Burkert hat eine Couch
gekauft. Die liefern wir jetzt. Bezahlt ist sie schon.“
„Ach so!“ Riebesiel nickte. Und um vor
den Ausfahrern die Konvention (Schicklichkeit) zu wahren, sagte er: „Natürlich!
Wie konnte ich das vergessen. Herr Burkert sagte mir, daß er die Couch heute
erwartet.“
„Kögel liefert schnell und zuverlässig“,
grinste Heye.
„Man hört nur Gutes über die Firma“,
nickte der Alte.
„Das erzähle ich dem Chef. Dann freut
er sich. Sie zeigen uns, bitte, wohin wir die Couch stellen sollen, ja?“
Ist wirklich total vertrottelt, der
Alte, dachte Heye amüsiert. Er und Katzdobler luden ab. Keuchend schleppten sie
das Möbelstück ins Haus. Der blonde Siggi war leider kein Leichtgewicht.
Riebesiel war durch die große Diele
vorangeschlurft, unschlüssig, wohin er den Transport dirigieren (lenken) sollte. Er entschied sich für das weitläufige Kaminzimmer, in dem er nun schon
seit Monaten nicht mehr gewesen war: Wegen des ständigen Unfriedens mit Adolf.
Die Couch wurde vor die altdeutsche Schrankwand gestellt.
Heye schnaufte. Katzdobler prustete.
Als Ausfahrer wären sie ein trauriges Gespann gewesen.
„Hier lassen wir sie erstmal“, meinte
Riebesiel. „Der Herr Burkert kann dann entscheiden, wo sie bleiben soll.“
Auf dem Lieferschein ließ Heye sich den
Empfang der Sendung quittieren ( bestätigen ). Dann erhielten beide von
Riebesiel ein großzügiges Trinkgeld. Ohne auch nur im geringsten beschämt zu
sein, zogen sie ab.
Riebesiel sah, wie der Lieferwagen zur
Einfahrt rollte, schloß die Eingangstür und ging ins Kaminzimmer zurück.
„Nicht mal Geschmack hat er!“ sagte er
laut und versetzte der Couch einen Tritt. „So ein blödes Ding! Sieht ihm
ähnlich! Aber mich aus dem Haus ekeln wollen — das mag er.“
Er setzte sich auf die Couch, nahm dann
alle Kraft zusammen und hopste ein paar Mal auf der Sitzfläche hin und her.
Siggi, der in seinem Versteck die Stöße
abfing, schwitzte Blut und Wasser. Was würde der Alte jetzt noch anstellen?
Etwa im Innern der Couch nachsehen?
Doch Riebesiel tat nichts dergleichen.
Ihm fiel ein, daß in seiner zweizimmerigen Wohnung unter dem Dach noch das
halbvolle Weinglas stand. Jeden Tag um diese Zeit genehmigte er sich einen
Schluck Burgunder — als Stärkung. Und als Einleitung zu seinem Mittagsschlaf.
Eilig stieg er die
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