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Die Rache des Bombenlegers

Die Rache des Bombenlegers

Titel: Die Rache des Bombenlegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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ihr nach, bis sie seinen Blicken
entzogen war.
    Ein Penner, in schmierige Klamotten
gehüllt, hockte auf einer Bank, trank aus einer Rotweinflasche und hatte sein
Hab und Gut in drei Plastiktüten bei sich. Er sah gesund aus, der Penner:
braungebrannt und kein bißchen müde.
    Wen wundert das, dachte Adolf.
Schließlich arbeitet der nicht, und von Almosen (milden Gaben) lebt er
offenbar gut.
    Dann bemerkte er den irren Typ.
    Es war ein junger Mann, vielleicht 25
Jahre alt. Die oberen Zähne wuchsen ihm fast waagerecht unter der Nase hervor.
Die wiederum erinnerte an einen Entenschnabel, und das paßte überhaupt nicht zu
dem spitzen Fuchsgesicht. Am mageren Kinn hingen einige rötliche Fransen. Ein
richtiger Bart wurde das bestimmt nie. Das rote Haupthaar war schulterlang,
geteilt durch einen Mittelscheitel und waschreif. Dieser sehenswerte Typ trug
einen grünen Pullover, der offenbar für einen Herkules gearbeitet war. Für
Rotschopf jedenfalls wäre nur halb soviel Wolle nötig gewesen. Der Pullover
hing an seiner dürren Gestalt wie ein Bettuch am Schloßgespenst.
    Dieser Typ stand nun in einer
Telefonzelle — kaum drei Schritt von Adolf entfernt, hatte den Hörer am Ohr,
redete aufgeregt und ließ dabei sämtliche Züge entgleisen. Aber nicht die auf
der Schiene, sondern die im Gesicht, Gesichtszüge eben. Er schnitt Grimassen.

    Bei dem ist wohl ‘ne Schraube locker,
dachte Adolf. Und läuft frei rum. Schlimm! Vielleicht ist er gefährlich.
    Rowdies hatten die Tür der Telefonzelle
verbogen. Sie schloß nur noch so wie eine Autotür nach doppeltem Überschlag.
    „...fliegt in die Luft...“, hörte Adolf
eine kläffige Stimme. Und dann: „...in 30 Minuten... Warnung... leichte
Schulter... Abrechnung... hahah... können mich mal... doch, doch! ... geht Sie
gar nichts an!“
    Es waren nur Wortfetzen. Der Lärm der
Bahnhofshalle übertönte das andere.
    Adolf spitzte die Lauscher. Aber
Rotschopf legte jetzt auf. Seine Entenschnabelnase zitterte. Er kratzte sich am
Kopf, starrte seine Fingernägel an und kam dann heraus. Eilig entfernte er sich
in Richtung Herrentoilette. Daß er bei jedem Schritt in den Knien einsackte,
schien er für schick oder sportlich zu halten.
    Adolfs Gedanken beschäftigten sich
wieder mit Pit. Über die Gesprächsfetzen dachte er nicht länger nach. Dazu bot
dieser Rotschopf keinen Grund.
    Dann sah er das Geld. Münzen nur. Aber
immerhin. Ein Geizhals wie Adolf bückte sich auch nach Pfennigen — selbst wenn
die im Hundedreck lagen. Und dort in der Telefonkabine, auf der Ablage unter
dem Fernsprecher, ruhten Markstücke und kleinere Münzen und schienen ihm
zuzuwinken: Hallo, nimm uns mit!
    Eilig trat er in die Kabine. Mit dem Rücken
zur Glastür grapschte er sich die Münzen — satte 2,45 Mark! Dann nahm er den
Hörer ab, hielt ihn ans Ohr und drehte sich um.
    Nein, von den Menschen, die hier
wurlten und wandelten, hatte keiner was gemerkt. Nicht mal die berückend schöne
Frau, die jetzt bei der Penner-Bank ihren Koffer abstellte und sich — mit zwei
Meter Abstand zu dem Walzbruder — am anderen Ende niederließ.
    Eine Augenweide!
    Adolf beschloß, noch ein Weilchen in
der Kabine zu bleiben. Indem er so tat, als telefoniere er, konnte er die
Schöne ungeniert beglotzen. Draußen wären solcherart Blicke aufdringlich
gewesen.
    Er grinste, bewegte ab und zu die
Lippen, murmelte: „Du könntest mir gefallen, Süße! Bist fast so toll wie Elly!“
und stützte einen Ellbogen auf die Ablage.
    Bis zum nächsten Zug aus Hartinghausen
war noch viel Zeit.

10. Der Verdächtige vom Hbf
     
    Von einer Bürodame ließ Kommissar Glockner
sich Tee bringen — sowie drei Tassen zur Kanne. Klößchen hätte zwar lieber
Kakao genommen, aber Tarzan freute sich über die Erfrischung.
    Die beiden Freunde waren zu Glockner
ins Büro gekommen, um fürs Protokoll noch genauer zu berichten, was sie gestern
am Wiesenbecker See erlebt hatten.
    „Damit wäre das klar“, sagte Glockner. „Ist
schon ein tolles Ding! Man versteht einfach nicht, was in den Köpfen der
Bombenleger vorgeht. Alle Anschläge scheinen ziel- und planlos zu sein. Die
reine Lust am Zerstören. Ein Verdächtiger wurde auch diesmal nicht bemerkt.
Eine Spur, die uns weiterhelfen könnte, ebenso wenig. Bleibt nur zu sagen, daß
Staatsanwalt von Simböck begeistert ist. Von euch, meine ich. Schließlich habt
ihr — buchstäblich unter Einsatz des Lebens — verhindert, daß seine Saune in
die Luft flog.“
    „Wenn er beim nächsten

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