Die Rache des Bombenlegers
Saunagang daran
denkt, daß sich sowas wiederholen könnte“, Klößchen grinste, „bricht ihm
sicherlich der Schweiß aus allen Poren. Zusätzlicher Schweiß.“
Glockner lächelte und trank von seinem
Tee, den er mit Sahne nahm. Klößchen schaufelte Zucker hinein, bis der Tee fast
über schwappte. Tarzan trank ihn am liebsten ohne alles: bitter und dunkel.
„Herr von Simböck ist heute nicht hier,
sonst würde er euch...“ Weiter kam Glockner nicht.
Ein Knöchelschlag gegen seine Bürotür
wollte wohl als Anklopfen verstanden sein. Dann wurde die Tür schon geöffnet,
und Glockners Mitarbeiter Matthias — mit heute etwas dünneren Tränensäcken —
stürmte herein.
„Chef, der Bombenleger hat angerufen.
Diesmal uns! Sagt, in einer halben Stunde fliegt das Präsidium auseinander. „
„Warum denn die Aufregung?“ fragte Glockner
verwundert. „Das ist doch das gleiche Windei wie beim Internat. Wir... Heh,
Matthias! Du grinst so siegessicher. Sag nur, der Anrufer hat eine
Fangschaltung erwischt.“
„Hat er, Chef. Und dann ging’s im
Handumdrehen. Der Anruf erfolgte von einer Telefonzelle in der Halle des
Hauptbahnhofs. Wir haben sofort die Kollegen von der Bahnpolizei verständigt.
Und die sind schnell gewesen. Jedenfalls — sie haben einen Kerl erwischt. Er
war noch in der Zelle. Und er scheint verdächtig zu sein.“
Glockner sprang auf. „Dann nichts wie
hin.“ Er sah die Jungs an.
Tarzans Blick bettelte buchstäblich,
während ihm andererseits Tatendurst wie Abendrot auf den Wangen glühte.
„Also gut! Kommt mit! Ist zwar nicht
nach Vorschrift. Aber wer, wenn nicht ihr, hätte sich diese Ausnahme verdient.“
In Glockners Dienstwagen brausten sie
durch die Stadt — leider ohne Rotlicht und Sirene, denn so eilig war’s auch
wieder nicht.
Matthias fuhr. Klößchen wollte wissen,
was eine Fangschaltung ist. Tarzan hätte es ihm erklären können, überließ es
aber dem Kommissar.
„Damit, Willi, kann man feststellen,
woher ein Anruf kommt. Es würde zu weit führen, dir auseinanderzusetzen, wie
das technisch funktioniert. Jedenfalls kann man diese Anlage bei den
Telefonanschlüssen von Leuten anbringen, die durch anonyme Anrufer bedroht
werden. Während des Gesprächs wählt man einfach eine Nummer. Dadurch wird die
Rufnummer des Anrufers festgehalten. Anschließend kann man von der Zentrale den
Anschluß feststellen lassen. Das geht, zumal wenn wir dahinterhaken,
sehr schnell. Diesmal hat’s wohl in Rekordzeit geklappt.“
„Ich bin gespannt“, meinte Tarzan. „Vielleicht
ist es der Bombendroher. Dann wird sich erweisen, ob er zu den Bombenlegern
gehört — oder nur ein Spinner ist,“
Kann der Anrufer merken, daß er in eine
Fangschaltung gerät?“ wollte Klößchen wissen.
„Das ist unmöglich“, antwortete der
Kommissar.
„Sie gehen davon aus, daß es sich
wieder um blinden Alarm handelt“, fragte Tarzan.
Glockner lachte. „Du bist besorgt ums
Präsidium, wie? Nun, daß jetzt alles durchsucht wird — vom Keller bis zum Dach
—, dafür sorgt der Polizeipräsident bestimmt. Ich wünsche mir zwar schon lange
ein größeres, modernes Büro. Aber durch so einen Umstand möchte ich nicht dazu
kommen.“
Matthias lachte und fluchte dann, weil
sich ein Porsche in ungehöriger Weise die Vorfahrt erzwang. Am Lenkrad saß ein
Greis von reichlich 75 Jahren. Er lenkte mit zittrigen Händen, hatte auch seine
Brille vergessen, und der Fuß auf dem Gaspedal war ihm eingeschlafen. Daß er im
ersten Gang fuhr, merkte er nicht. Vielleicht war er wütend, weil der Motor so
brüllte.
Kopfschüttelnd sah Tarzan ihm nach. „Wenn
es erst mal soweit ist, sollte man den Führerschein freiwillig abgeben.“
„Einige machen das“, nickte Glockner. „Aber
die meisten Senioren halten sich für fahrtauglich, solange sie noch die
Fahrbahn erkennen.“
Sie erreichten den Hof, rollten auf den
Parkplatz und hielten neben einem mitternachtsblauen Rolls-Royce.
„Sieh an!“ meinte Tarzan. „Adolf ist
auch da.“
„Mein Todfeind!“ vermerkte Klößchen
grimmig.
Wenn ihm jetzt in den Sinn kommt, den
Rolls-Royce zu beschädigen, dachte Tarzan, muß ich ihn unauffällig
zurückhalten.
Aber Klößchen machte keine Anstalten.
Die Jungs folgten den beiden
Kripo-Beamten quer durch die Halle in einen Seitengang, der zweimal Haken
schlug und vor einer hohen Tür mit der Aufschrift BAHNPOLIZEI endete.
In der Wachstube hielten sich fünf
Uniformierte auf, darunter zwei Hundeführer mit
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