Die Rache des Bombenlegers
sehe“,
schlußfolgerte Adolf, „muß er der Bombendroher gewesen sein.“
„Jaja“, sagte Glockner. „Aber erstmal
werden wir bei Ihnen eine kleine Haussuchung veranstalten. Vielleicht stoßen
wir ganz unvermutet auf Sprengstoff und Bomben. Haben Sie einen Papagei?“
„Einen... was?“ Adolf war erbleicht,
als drohe von Papageien Schreckliches. „Ah, diese bunten Vögel? Nein! Ich mag
keine Vögel! Nur Gänse! Gebraten!“
„Er mag auch keine Hunde, hat Riebesiel
gesagt“, fügte Klößchen hinzu und starrte seinen ,Todfeind’ bitterböse an.
Adolf beachtete ihn nicht.
„Gegen die Haussuchung protestiere ich!“
schrie er.
„Ich nehme es zur Kenntnis“, sagte Glockner
kühl.
Matthias wurde losgeschickt, um einen
richterlichen Durchsuchungsbefehl — ein wichtiges Dokument — zu besorgen. Nur wenn
das vorlag, konnte die Haussuchung stattfinden.
Sinn dieser Regelung ist, wie Tarzan
wußte, eventueller polizeilicher Willkür vorzubeugen. Damit nicht irgendein
Polizist bei kleinstem Anlaß irgendeinen Bürger mit solchen Aktionen belästigt.
Ehe ein Richter den Durchsuchungsbefehl unterschreibt, müssen schwerwiegende
Gründe vorliegen. Gründe wie hier. Denn was Adolf Burkert verdächtig machte,
reichte allemal aus.
Ist auch wirklich lächerlich, dachte
Tarzan, die Schuld auf so eine — erfundene — Witzfigur abzuwälzen. Adolf also!
Wer hätte das gedacht. Jetzt bin ich gespannt! Ist er einer der Bombenleger?
Oder der Bombenleger — denn es kann ja durchaus nur ein einziger sein.
Oder ist er nur Bombendroher, ein Spinner also, der die Panik, die er mit
seinen Anrufen auslöst, genießt?
Matthias war abgerauscht. Der
Bahnpolizist hatte den Kopf gesenkt und spielte mit einem Lineal. Es hatte
Scharten, als werde es zum Holzspalten benutzt.
Glockner saß jetzt hinter dem zweiten
Schreibtisch, blickte mit unbewegter Miene auf den Wandkalender und schien zu
überlegen. Der Kalender — ein Abreißer — zeigte das Datum von gestern, wie
Tarzan feststellte.
Klößchen hatte sich rittlings auf einen
Stuhl gesetzt und das Kinn auf die Lehne gestützt. Unverwandt starrte er Adolf
an, als wollte er feststellen, ob der 380 Mark in der Tasche habe. Tarzan
lehnte an der Wand und bewegte seine Gedanken in diese und in jene Richtung.
Adolf benahm sich verdächtig. Hm. Aber vielleicht waren Angstschweiß und
Stotterei nur die Folge von der damaligen Erfahrung mit Polizei und Justiz.
Immerhin hatte Adolf eine schlimme Erfahrung gemacht. Die Möglichkeit,
schuldlos wieder der Dumme zu sein, konnte auch einen festeren Charakter, als
Adolfs ihn hatte, in Angst versetzen.
„Gleich läuft der Zug ein“, sagte der
Bahnpolizist.
Glockner stand auf. „Dann werde ich Pit
mal empfangen.“
Er ging hinaus.
Adolf machte ein Gesicht, als werde
sich seine Unschuld gleich herausstellen.
Klößchen suchte seine Taschen nach
Schokolade ab, hatte aber nichts mit. Er stöhnte verhalten.
Tarzan versuchte, sich die — von Adolf
vermutlich erfundene — Witzfigur vorzustellen.
Klar! Sollte es den geben und er ihm
jemals begegnen — auf den ersten Blick würde er ihn erkennen.
Dann kam Glockner zurück.
„Tut mir leid, Burkert! Nur elf Reisende
sind ausgestiegen. Pit Krokoschinsky war nicht dabei.“ Er lächelte milde.
„Sie glauben mir nicht“, wimmerte
Adolf.
„Nicht ein Wort“, sagte Glockner. „Wir
warten jetzt nur noch auf meinen Kollegen und den Durchsuchungsbefehl.“
Adolf war in sich zusammengesunken. Die
fahle Blässe zog sich über die Kopfhaut bis ins Genick. Er schwitzte.
„Ich verstehe das nicht“, murmelte er
dann. „Pit hat...“
„Hören Sie auf mit dem Unsinn!“
Glockner war anzumerken, daß er die
Geduld verlor.
Sie brauchten nicht mehr lange zu
warten. Matthias kam mit dem Durchsuchungsbefehl.
Er wurde Adolf gezeigt, und der machte
ein Gesicht, als wäre jetzt sein Schicksal besiegelt.
So wie der aussieht, dachte Tarzan,
würde ich ihn für den schlimmsten Bombenleger aller Zeiten halten. Jetzt macht
er auf Schweiger. Preßt die Lippen zusammen. Mahlt mit den Zähnen. Glotzt nur
noch zu Boden. Verstummt wie ein Fisch. Was soll das denn nun heißen?
Adolf wurde von Glockner und Matthias
in die Mitte genommen. Die Jungs folgten dem Trio. Klößchen grinste.
Die Jungs durften mit Matthias
mitfahren. Glockner setzte sich zu Adolf in den Rolls-Royce.
Als sie die Fritz-Meier-Straße
erreichten, strich kühler Wind durch die Gärten. Ein bißchen Regen fiel.
Der Rolls-Royce
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