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Die Rache des Chamäleons: Thriller

Die Rache des Chamäleons: Thriller

Titel: Die Rache des Chamäleons: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Åke Edwardson
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miesesten. Das Licht des Tages mischt sich mit dem Licht der Dämmerung auf eine sinnlose Art. Er versucht noch einmal anzurufen. Die Straßenleuchten, die über der Fahrbahn hängen, sind defekt, schwanken im Wind wie schwarze Löcher in der Dämmerung.
    Sie meldet sich immer noch nicht. Er stößt sich von der Wand ab wie ein Schiff von einer Kaimauer, nein, eine Jolle von einem Bootsanleger. Seine Beine tragen ihn, als er weitergeht. Es ist ein Gefühl, als ginge er über Wasser, über das Meer.
    Sie meldet sich nicht. Er ruft an. Er kürzt den Weg durch den lächerlich kleinen Park ab, jetzt geht er die Straße zum Hotel hinunter, er schaut auf, jetzt hat er das Hotel erreicht, dort ist der Eingang, da ist die Rezeption. In der Rezeption ist niemand, es sind überhaupt keine Menschen da. Der Fernseher in der Ecke murmelt vor sich hin, das Fußballspiel ist zu Ende. Auf der Mattscheibe gleitet eine tote Landschaft vorbei, als er die Treppe hinaufläuft. Warum läuft er? Was veranlasst ihn zu laufen? Ist es der Alkohol? Macht der Alkohol seltsame Dinge mit ihm, veranlasst ihn zu laufen? Seltsame Dinge, denkt er.
    Jetzt steckt er den Schlüssel ins Schlüsselloch. Ein altes Schloss, ein alter Schlüssel. Hotelschlüssel sind unüblich geworden, er ist Karten gewöhnt. Und dass die Gäste den Schlüssel mit sich herumtragen müssen, wenn sie das Hotel verlassen! Das musste man früher nie, den Schlüssel mitnehmen! Man konnte ihn abgeben, aber man konnte ihn auch mitnehmen. Das hier ist nicht in Ordnung.
    Er schiebt die Tür auf. Drinnen ist es dunkel. Die Vorhänge scheinen zugezogen zu sein. Die schweren Vorhänge müssen vollständig zugezogen sein.
    »Rita? Rita?«
    Seine Augen gewöhnen sich langsam an das Licht in dem halbdunklen Vorraum. Die Basttasche mit den Badesachen liegt auf dem Fußboden, die Badesachen halb verstreut. Die Sandalen liegen auch auf dem Boden, aber nicht ordentlich nebeneinander. Sie stellt ihre Sandalen grundsätzlich akkurat ausgerichtet hin, ganz gleich, wie nötig sie zur Toilette muss, bloß keinen Sand ins Bad tragen. Er geht ins Bad, dort ist kein Sand, nichts, es ist nichts zu hören.
    »Rita?«
    Was soll das verdammte, sinnlose Rufen? Warum ruft er? Um das Heulen in seinem Kopf zu übertönen, zu vertreiben?
    In der Pantry liegt die Saftflasche in einer Pfütze, die noch nicht ganz verdunstet ist. Die Flüssigkeit hat eine unangenehme Farbe, so unangenehm wie der giftige Schein der Abenddämmerung.
    Auf dem Bartresen in der Pantry liegt ein aufgeschlagener Notizblock. Er liest:
    ICH KAUFE MILCH
    Warum hat sie das geschrieben? Wenn sie unterwegs ist, um einzukaufen, kann sie sich doch an dem verdammten Telefon melden. Die Mitteilung hätte etwas ausführlicher sein müssen.
    Innerhalb von Sekunden fällt ihm ein, dass es sein eigener Zettel ist, den er heute Morgen geschrieben hat, es ist seine Schrift.
    Er geht ins Schlafzimmer. Auch hier sind die Vorhänge zugezogen. So haben sie das Zimmer heute Morgen zurückgelassen, sie hat es so zurückgelassen. Er war zu dem Zeitpunkt schon draußen in der Wildnis.
    Ihre Kleider hängen im Schrank, alle Kleider, soweit er es überblicken kann. Ihre Schuhe stehen auf dem Fußboden.
    Auch diesmal meldet sie sich nicht, als er ihre Nummer wählt. Er geht auf den Balkon, das Handy gegen sein Ohr gepresst. Unten liegt der Hotelpool, einige Gäste sitzen an der Bar, im Pool taucht ein kleiner Junge. Es ist wieder Happy Hour, hier ist immer Happy Hour.
    Die Schwiegermutter will er nicht anrufen. Es gibt keinen Grund zur Sorge. Es gibt keinen Grund, andere zu beunruhigen.
    Als er die Treppe herunterkommt, sieht er den Jungen wieder in den Pool tauchen.
    Die Frau in der Rezeption schaut ihn an, es scheint dieselbe zu sein wie beim Einchecken.
    »Hat meine Frau eine Nachricht hinterlassen?«, fragt er. »Rita Mattéus? Eine Nachricht?«
    Die Frau tippt auf der Tastatur, die sie vor sich hat. Der Fernseher hinter ihr ist eingeschaltet. Irgendwo brennt es. Häuser brennen.
    Die Frau blickt auf.
    »Nein, bedaure, keine Nachrichten.«
    Warum sagt sie »bedaure«? Glaubt sie, dass er eine Nachricht erwartet hat? Glaubt sie, dass er und Rita ausschließlich über Nachrichten miteinander kommunizieren? Warum glaubt sie das?
    »Hat sie ihren Schlüssel abgegeben?«, fragt er.
    Die Frau verneint.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragt er.
    Sie antwortet, dass sie den ganzen Nachmittag in der Rezeption Dienst hatte.
    »Können Sie trotzdem einmal

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