Die Rache des Chamäleons: Thriller
Silhouette eines Segels dort draußen. Es ist sinnlos, heute segeln zu wollen.
»Wie heißt dieser Strand?«, fragt Rita.
Sein Blick kehrt zurück zum Strand. Es ist, als sähe er ihn zum ersten Mal.
»Ich weiß es nicht«, sagt er.
Jesús hat sich umgedreht.
»Wie heißt dieser Strand?«, wiederholt Rita.
Auch er schaut den Strand entlang.
»Diese kleine Bucht? Sie hat keinen Namen.«
Er dreht sich wieder um. Sie stehen jetzt beim Auto. Er lächelt Rita an.
»Du kannst ihm einen Namen geben, wenn du willst.«
»Wie meinst du das?«
»Ich bin hier bald … tja, der Chef. Ich kann hier machen, was ich will. Ich kann die Bucht nach dir benennen, Rita.«
»Das möchte ich aber nicht.«
»Wir können sie Playa Rita nennen.«
»Darüber muss ich erst einmal nachdenken.«
Jesús deutet eine kleine Verbeugung an. Die Limousine startet mit einem weichen Spinnen. Jesús öffnet eine der Hintertüren.
»Ich glaube, Naiara möchte mit dir zusammen fahren, Rita.«
Er sieht Rita an und dann Peter.
»Wir fahren alle miteinander zum Frühstück, es ist nicht weit von hier entfernt.« Wieder sieht er Rita an. »Ihr fahrt mit John, wir folgen euch in der Karre, in der Naiara angeschaukelt gekommen ist.« Er lächelt. »Die habe ich schon seit Jahrhunderten nicht mehr gefahren.«
»Du hast sie einmal geklaut«, sagt John.
Jesús lacht.
»Du hast sie am selben Abend zurückbekommen.«
»Warum können wir nicht alle zusammen in der Limousine fahren?«, fragt Naiara.
»Wir sind direkt hinter euch«, sagt Jesús. »Ich muss noch etwas mit Peter besprechen, allein.« Er hält beide Hände hoch. Sie sind rein, sie verbergen nichts Gefährliches. »Naiara …«
»Okay, okay«, sagt sie. »Wir treffen uns im Barquito.«
Sie schauen einander an, Peter und Naiara. Er sieht, dass sie sich erinnert, aber das ist auch alles. Die Vergangenheit ist noch da, aber das ist auch alles. Sie lebt jetzt ein Leben in der Zukunft. Dort trennen sie sich voneinander. Vielleicht ist es immer so gewesen. Es bedeutet nichts mehr. Jetzt bedeutet die Gegenwart alles.
»In fünfzehn Minuten«, sagt Jesús.
»Ich will nicht ohne Peter fahren«, sagt Rita. »Das ist doch albern.«
»Ich möchte … dass du es tust«, sagt Peter.
»Warum?«
»Wir sehen uns in wenigen Minuten wieder.«
»Hast du keine Angst?«
»Nein.«
»Sind wir unter Freunden?«
»Selbstverständlich seid ihr unter Freunden«, sagt Naiara. »Ich bin deine Freundin, das weißt du.«
Rita antwortet nicht.
»Ich bin auch dein Freund«, sagt Jesús.
*
Sie dreht sich auf dem Rücksitz um. Die Männer am Strand werden kleiner und kleiner. Es geht furchtbar schnell.
»Wohin fahren wir?« Sie wendet sich Naiara zu.
»Zum Frühstück.«
»Werden alle da sein? Ich will Sicherheit!«
»Machst du dir Sorgen? Möchtest du, dass ich John bitte anzuhalten? Willst du zu ihnen zurück?«
»Nein, fahr«, sagt sie.
John fährt durch die Dünen. Sie mag sein Gesicht, seine Augen im Rückspiegel. Seine Tätowierungen an den Armen sehen vertrauenerweckend aus. Dies ist der sicherste Ort am Strand, vielleicht der einzige. Sie mag Naiara. Sie kennt sie nicht. Sie mochte sie vom ersten Augenblick an, als sie Kontakt zu ihr aufgenommen hat, durch John. John haben sie viel zu verdanken.
»Können wir nicht allein frühstücken?«, fragt sie.
»Klar«, sagt Naiara.
»Ich kenne ein Lokal«, sagt John.
Er kreuzt mit der Limousine über die schmalen Wege durch die Dünen. Über die sie heute Nacht auch gefahren sind. Da gab es nichts hier draußen. Sie hatte keine Hoffnung. Sie wusste nicht, wohin sie unterwegs war. Jetzt weiß sie es. Es war ihre Zukunft. Nur ihre.
John hält vor einem kleinen Holzhaus direkt am Strand. Ein Mann kommt heraus und winkt freundlich, als hätte er schon den ganzen Morgen auf sie gewartet.
»Das ist Andrés«, sagt John. »Der netteste Katalane der ganzen Küste.«
»Hier bin ich noch nie gewesen«, sagt Naiara.
»Das beste Frühstück«, sagt John.
»Ich habe einen Riesenhunger«, sagt Rita auf Schwedisch.
»Wunderbar, Schwedisch zu hören«, sagt John. »In Schweden ist alles riesig.«
»Was bedeutet das?«, fragt Naiara.
»Das sagt man bloß so«, antwortet John.
Sie begrüßen Andrés, der sie zu einem Tisch auf der Veranda führt. Die Sonne ist jetzt aufgegangen, sie hat den Tag mitgebracht. Das Wasser glitzert wie alles Silber und Gold von ganz Spanien. Hier gibt es alles, denkt sie, hier gibt es alles Geld, hat es immer gegeben, es
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