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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Gefängnis würde wieder beginnen.
    Auf der Baustelle war tatsächlich Bewegung zu er­ kennen. Beim genauen Hinsehen entdeckte Jaatinen, dass Pyörähtälä draußen vor seiner Baubude saß und dort friedlich eine Zigarette rauchte. Jaatinen trat aus dem Schutz des Waldes heraus. Pyörähtälä freute sich, als er den Ingenieur sah, und lief ihm entgegen.
    »Mensch, Jaatinen! Ich habe von dem Theater erst am Nachmittag erfahren. Ich habe nach dir gesucht. Kavon­ kulma und Ollonen sind immer noch auf der Jagd nach dir, ich wollte dich warnen.«
    »Was können sie mir anlasten?«
    »Gar nichts wohl, aber sie sind so aufgebracht, dass sie dich auf jeden Fall für die Nacht in die Zelle stecken wollen.«
    »Die Kerle bringen mich nicht in die Zelle, das hat man ja vorhin gesehen.«
    »Hör mal, du kennst den Kavonkulma noch nicht, und auch nicht unsere anderen Dorfoberen hier. Kavonkul­ ma hat ein paar wirklich hässliche Sachen hinter sich, der macht nicht bloß leere Worte.«
    Pyörähtälä erzählte einen Vorfall, der sich im vergan­ genen Herbst zugetragen hatte. Er, Pyörähtälä, war im Arrest gelandet… nun, Schwamm drüber, es kam oft vor, dass Kavonkulma und Ollonen ihn in die Zelle tragen mussten. Aber in jener Nacht war noch ein zwei­ ter Mann in dieselbe Zelle gebracht worden, auch er ein wenig betrunken, und schließlich ein dritter, ein junger Bursche. Der Kommissar hatte diesen Burschen im Kuhstall bei Sodomie erwischt, ihn verdroschen und in die Zelle gesteckt. Und dort hatte er in seiner Wut den Burschen dermaßen misshandelt, dass dessen eines Auge anschließend erblindet war. Kavonkulma hatte sich immerhin so darüber erschrocken, dass er den Jungen freigelassen hat, nachdem er ihn erst hatte schwören lassen, dass er die Sache nicht an die große Glocke hängen würde; für den Fall hat er ihm mit einer Anklage wegen Sodomie gedroht.
    »Ist in der Sache denn keine Anklage erhoben wor­ den?«
    »Gegen den Jungen?«, fragte Pyörähtälä. »Nein, gegen den Kommissar natürlich, er war es
    doch, der ein Verbrechen beging, als er dem Jungen das Auge blind schlug. Außerdem ist Sodomie heute nicht mehr strafbar.«
    »Es gab kein Verfahren. Der Kommissar hat die Sache mit der Mutter des Jungen geregelt, hat ihr wohl auch Geld gegeben und ihr versprochen, dass der Junge nicht vor Gericht kommt, wenn man sich einigt. Die Frau schämt sich furchtbar für ihren Sohn, weil er es mit Kühen treibt, ist wohl ein bisschen geistesschwach, glaube ich. Ich wollte die Sache eigentlich publik ma­ chen, aber die Frau war dagegen, sie hatte Angst, dass das ganze Dorf davon erfährt, obwohl es wahrscheinlich sowieso alle wissen.«
    »So einer ist also der Kavonkulma.« »Ganz recht. Pass bloß auf, dass du keine Schläge
    einsteckst. Heute Nacht werden sie dich bestimmt ho-len. Komm mit zu mir, hier in deiner Baubude suchen sie dich zuerst.«
    »Warum nicht. Ich hab keine Lust auf einen zweiten Ringkampf mit dem ganzen Dorf.«
    Die beiden Männer gingen durch die Wälder zu Pyö­ rähtäläs Wohnung. Am Morgen kamen sie gemeinsam zur Baustelle. Um acht Uhr wurde mit der Arbeit begon­ nen. Jaatinen teilte den Männern mit, dass in der letz­ ten Juniwoche in zwei Schichten gearbeitet werde, im Juli gebe es dann eine Sommerpause.
    Am Vormittag erschienen Kommissar Kavonkulma und Konstabler Ollonen auf der Baustelle. Sie traten mit sehr entschlossenen Mienen zu Jaatinen.
    »Ingenieur Jaatinen, folgen Sie uns.« »Ich gehe nirgendwohin. Sie haben keinen Haftbefehl,
    mich werden Sie nicht mitnehmen. Hat der gestrige Auftritt nicht gereicht?«
    Die Arbeit auf der Baustelle kam zum Stillstand. Die Männer scharten sich um den Kommissar, den Konstab­ ler und Jaatinen. Drohendes Schweigen umgab die beiden Polizeimänner, die erkannten, dass es für sie heikel werden könnte.
    »Sie haben gestern im Kirchdorf so herumgewütet, dass Sie zum Verhör kommen müssen. Es wird eine Anklage wegen öffentlicher Randale geben.«
    »Hinterlegen Sie die Anklageschrift drüben in der Baubude. Ich werde zur Gerichtsverhandlung kommen, aber für Verhöre habe ich jetzt keine Zeit. Diese Baustel­ le ist für Unbefugte gesperrt, wenn Sie sonst nichts weiter wünschen, verlassen Sie bitte das Gelände.«
    Ollonen knirschte mit den Zähnen, Kavonkulma über­ legte, was er machen sollte.
    Manssila entschied die Angelegenheit: »Ihr werdet Jaatinen hier nicht gewaltsam wegschlep­
    pen, wir alle werden ihm beistehen, wenn nötig. Ihr

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