Die Rache des glücklichen Mannes
Bald kam sie wieder heraus, fertig angezogen, sie öffnete die Wohnungstür und sagte:
»Sei so gut und geh. Ich habe noch nie eine so große Dummheit gemacht. Geh schon. Und komm nicht noch mal her, um mein Leben zu zerstören.«
Jaatinen verließ die Wohnung. Im Ofen der Liebe er losch das Feuer, es war, als hätte jemand einen Kübel schlammigen Wassers über die fröhlich lodernden Flammen gegossen, und düsterer Qualm schien aus Jaatinens Ohren und Nüstern zu quellen, als er auf die Hauptstraße des Kirchdorfes trat, mitten hinein in den hellen Johannistag. Nur selten verfluchte Brückenbau ingenieur Jaatinen eine Frau, aber jetzt sagte er:
»Blöde Gans.«
7
Welch grenzenlose Schmach und Schande! Jaatinen ging mit rotem Kopf die Straße entlang, im hellen Son nenschein. Es waren ziemlich viele Leute unterwegs, sie schienen zu ahnen, woher er kam, auch schien allge mein bekannt, dass er ein verstoßener Liebhaber war.
Jaatinen war so beschämt und wütend, dass er sich nicht gleich erinnerte, wo er am vergangenen Abend sein Fahrrad abgestellt hatte. Während er danach suchte, traf er vor der Genossenschaftsbank auf eine kleine Gruppe von Männern, allesamt Honoratioren: Gemein devorsteher Jäminki, Propst Roivas und ein dritter jüngerer Mann, in dem Jaatinen den Leiter der Feuer wehr, Jokikokko, erkannte.
Es war sofort zu erkennen, dass sich die drei getroffen hatten, um zu beobachten, in welcher Verfassung Jaati nen von der Gemeindesekretärin käme. Jaatinen wusste über Jokikokko nur so viel, dass dieser seit Jahren das Ziel verfolgte, Irene Koponen zu heiraten, bisher jedoch ohne Erfolg. Jokikokko war groß und blond, er hatte nichts Besonderes an sich, war einfach ein Lümmel. So sahen also die Verehrer der Koponen aus; Jaatinen konnte nur verächtlich schnauben, als er sich den Mann ansah.
Die drei grinsten Jaatinen offen an, als er sich näher te. Dem verletzten Stolz des rausgeschmissenen Liebha bers setzte diese unverhohlene Schadenfreude schwer zu.
»Hören Sie, Jaatinen«, sagte Propst Roivas. »Ich will Ihnen in keiner Weise Unannehmlichkeiten bereiten, aber Sie werden verstehen, ich habe Fräulein Koponen konfirmiert… ich sah es als meine Pflicht an, sie vor Ihnen zu warnen. Ich glaube nicht, dass Ihr Einfluss auf sie irgendwie positiv sein kann.«
Auch Jäminki konnte sich nicht enthalten, ein paar Worte zu dem gedemütigten Ingenieur zu sagen:
»Wir beobachten Sie schon seit geraumer Zeit, Ingeni eur Jaatinen. In diesem Dorf wird nicht wie auf dem Feld gelebt, merken Sie sich das. Und außerdem ver kehrt unser Feuerwehrchef Jokikokko schon lange mit Fräulein Koponen. Wir haben in unserem Dorf selber genug Männer, das garantiere und unterstreiche ich.«
Jaatinen musterte die drei, er schnaubte vor Wut. Jokikokko ballte seine Fäuste. Die Situation spitzte sich zu, Propst Roivas wich ein Stückchen zurück.
Jokikokko konnte es nicht lassen, Jaatinen ein wenig anzurempeln. Dabei sagte er:
»Es dürfte besser sein, du verziehst dich in deine Bu-de am Fluss und denkst ein bisschen nach, abge macht?«
Das war schon zu viel.
Jaatinen brüllte auf, schleuderte Jokikokko von sich wie einen Lappen und hob seine Fäuste drohend vor Jäminki.
Weitere Männer aus dem Dorf eilten hinzu. Sie um ringten Jaatinen, man begann ihn zu schubsen, er spürte, dass er in dem Kreis eingezwängt war. Er ver suchte sich mit aller Kraft zu beherrschen, für gewöhn lich hielt er sich aus Schlägereien heraus, da er sein heftiges Temperament kannte.
Das allgemeine Gerangel ging eine Weile weiter. Joki kokko riss Jaatinen das Hemd an der Brust auf, der Lärm nahm zu und bald kam im Laufschritt Kommissar Kavonkulma angerannt, mit ihm Konstabler Ollonen. Jaatinen war so dicht umzingelt, dass der Kommissar die Stimme erheben musste:
»Zur Seite, damit ich den Gummiknüppel einsetzen kann!«
Man machte dem Kommissar Platz, und Jaatinens Rücken dröhnte von kräftigen Schlägen. Gut zehn Hiebe empfing er, ehe er seine Hände so weit frei bekam, dass er dem Kommissar den Gummiknüppel entreißen konn te. Er schleuderte ihn weit weg und versuchte sich mit Fäusten zu verteidigen, aber die Dörfler hingen an ihm wie eine Horde Ameisen, die einen Maikäfer zu ihrem Hügel schleppen.
»Bringen wir ihn in die Zelle«, entschied der Kommis sar.
Die auf und ab wogende Männerschar begann, Jaati nen zur Polizeistation zu zerren. Er widersetzte sich mit allen Kräften, im
Weitere Kostenlose Bücher