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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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merkte, dass Jaatinen stark betrunken war, und ließ sich auf nichts ein. Alles in allem ein eigenartiger Mann, fand der Arzt. Jaatinen verließ ent­ täuscht das Gesundheitszentrum. War das eine Art und Weise? Ein Vater darf seine eigenen Töchter nicht sehen. Er hatte Lust, das Recht des Vaters geltend zu machen, um seinen Nachwuchs zu Gesicht zu bekommen, doch sein Verstand sagte ihm, dass er es besser unterließ.
    Jaatinen holte sein Fahrrad, das noch am Motel lehn­ te, und fuhr in Schlangenlinien zu seiner Wohnung. Auf dem Vorplatz kippte er mit seinem Rad um, so viel Kog­ nak hatte er getrunken.
    Mühsam rappelte sich der Ingenieur vor dem Haus der Genossenschaftsbank wieder hoch, und noch müh­ samer erklomm er die steile Treppe zu seiner Wohnung. Dort schlief er am Tisch sitzend ein, den Kopf auf die Arme gelegt. Schwer atmend, träumte er in der Nacht von seinen kleinen süßen Babys, Papis Mädchen; im Traum sprach er zärtlich mit Frauen, dabei besonders Leea Rummukainen erwähnend, doch auch die Gemein­ desekretärin Irene Koponen, ihren Namen wiederholte er mehrfach: »Liebste Irene, wir schaffen uns ebenfalls Kinder an, krieg du auch Zwillinge…«
    20
    Der Bau der neuen Fabrik kam gut in Gang. Jaatinen war eifrig bei der Sache, arbeitete beinah rund um die Uhr, reiste, plante und überwachte die Arbeiten. Auf der Straße zum Flugplatz rumpelten wieder die Fahrzeuge, und die Männer, die das Klärwerk gebaut hatten, waren alle auf den Flugplatz übergewechselt. Die Hämmer der Zimmerleute dröhnten, die Eisenflechter bogen Armie­ rungseisen, und flüssige, aus eigenem Sand hergestellte Betonmasse floss in die Sockel.
    An einem Maiabend fuhr Jaatinen, wie es seine Gewohnheit war, mit dem Fahrrad heimwärts zu seiner Wohnung im Haus der Genossenschaftsbank. Es war etwa zehn Uhr, die Luft roch nach Frühling. Jaatinen war guter Dinge, auf seiner Baustelle gab es jeden Tag Fortschritte, es war zu sehen, wie sich aus dem Sand allmählich eine Fabrik erhob.
    Als er eben die Treppe ins Obergeschoss hinaufsteigen wollte, hielt er plötzlich inne und lauschte. Aus der Richtung des Büros und seiner Wohnung hörte er Kin­ derweinen, er unterschied die Stimmen zweier Kinder. Jaatinens Herz machte einen heftigen Sprung. Kleine Kinder in der oberen Etage! Er rannte hinauf, nahm mehrere Stufen auf einmal und stürzte ins Büro. Das Büro war leer, das Kinderweinen kam aus seiner dahin­ ter liegenden Wohnung.
    Jaatinen trat ein und blieb verwirrt in der Tür stehen. Pyörähtälä hielt ein kleines Baby, das vor sich hin wein­ te, und auf dem Bettrand saß Frau Leea Rummukainen mit einem zweiten Baby, das ebenfalls weinte. Jaatinen trat näher und sah, dass auch Frau Rummukainen weinte, wenn auch nicht so laut wie ihre Kinder. Pyöräh­ tälä erklärte:
    »Sieh mal, Jaatinen, Frau Rummukainen kam vor einer Stunde völlig verstört angelaufen, ihr Mann hat gedroht, die ganze Familie zu töten… sie ist hierher gekommen, ich habe sie natürlich hereingelassen.«
    Pyörähtälä reichte Jaatinen das weinende Baby, wobei er aufpasste, dass der Kopf des Kindes nicht nach hin­ ten fiel.
    »Hier, Jaatinen, dies ist deine Tochter.« Jaatinen nahm das Baby in seine großen Hände, er
    starrte es erschrocken an, und dann kam Leea und reichte ihm auch das zweite. Er wusste nicht, wohin mit dem ersten, gab es Pyörähtälä zurück, nahm das zweite, das ihm dargeboten wurde, und starrte auch dieses
    Kind mit weit aufgerissenen Augen an. Grenzenlose Verwirrung bemächtigte sich seiner, er legte das Kind ins Bett, holte das andere und legte es dazu. Dann stand er da und versuchte, die Schnuller in die kleinen roten Münder zu stecken, es sah aus, als versuchte ein großer, tölpelhafter Bär seine winzigen Jungen zu um­ sorgen.
    Pyörähtälä schlüpfte hinaus und schloss die Tür hin­ ter sich. Leea Rummukainen beruhigte die Kinder. Sie quärrten noch ein bisschen, hörten aber auf, als sie den Schnuller im Mund hatten, und nuckelten zufrieden.
    Jaatinen richtete sich auf und musterte Leea von oben bis unten. Ihr kamen wieder die Tränen, Jaatinen beschwichtigte sie. Dann setzten sie sich gemeinsam und betrachteten die Kinder.
    »Es sind also beides Mädchen?«, fragte Jaatinen scheu.
    »Ja, beide.«
    »Und sie sind von mir?«
    »Ja.«
    »Aha.«
    Jaatinen stand wieder auf und beugte sich über die Babys.
    »Haben sie irgendeine Krankheit, dass sie so furcht­ bar klein sind?«
    »Sie sind völlig gesund, und für

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