Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
Vom Netzwerk:
nicht völlig fertig gestellt. Das Hotel war so luxuriös, dass Jaatinen die Verzögerung ganz gelegen kam; er streifte durch die frühlingshafte Stadt, atmete die Gerüche der Newa ein und prüfte als Mann vom Fach sorgfältig die Struktur der Klappbrücken. Hervor­ ragende Anlagen! Wehmütig dachte Jaatinen, wie schön es wäre, wenn er solche Brücken einmal in Finnland bauen könnte.
    Jaatinen wurde mit dem Personal des Hotels so ver­ traut, dass er sich wie zu Hause fühlte. Eines Tages erzählte ihm der Oberkellner, in jeder Hinsicht ein vor­ trefflicher Mann, von einem Finnen, der ein Jahr zuvor im Hotel gewohnt hatte.
    »Sie glauben gar nicht, Jaatinen, welch angenehmer Gast er war! Sein Name lautete ganz ähnlich wie Ihrer, ich glaube, er hieß Vatanen. Ein wirklich feiner Mensch! Er hatte einen echten finnischen Hasen bei sich. Wir alle haben dieses lustige und liebe Tier verwöhnt, es war ganz zahm. Als der Mann mit seinem Hasen wieder nach Finnland fahren musste, haben wir fast geweint!«
    Schließlich wurden die großen Betonmaschinen im Werk auf Waggons verladen. Jaatinen war bei der Verla­ dung anwesend. Er freute sich über die Qualität der Maschinen, sie waren schwer und stabil und würden mühelos ihre Arbeit verrichten. Außerdem waren sie fast um die Hälfte günstiger als entsprechende englische oder schwedische Fabrikate.
    Die neuen Maschinen trafen gerade rechtzeitig zum
    1. Mai in Kuusmäki ein. Tieflader brachten sie am Vor­ tag auf den Flugplatz. Am Abend feierten die Beschäftig­ ten der Nordischen Beton und Lehm AG im Motel den Frühling; man ließ die Gläser klingen, Jaatinen erzählte von seinem Leningrad-Aufenthalt. Am Feiertag mar­ schierten die Arbeiter mit roten Fahnen zu Vornanens Denkmal. Manssila hielt eine Rede, die Fahnen wehten und man sang die Internationale, dass es im ganzen Ort widerhallte.
    »Das geht zu weit«, sagte Jäminki im Hinterzimmer seines Hauses.
    19
    Am Abend des 1. Mai sprach sich herum, dass Frau Rummukainen im Gesundheitszentrum von Kuusmäki Zwillinge geboren hatte. Zwei Mädchen.
    Die Nachricht erreichte Jaatinen im Motel. Jetzt war es schon passiert? Waren seit August tatsächlich schon neun Monate vergangen? Verstohlen schlich sich Jaati­ nen in die Telefonzelle im Vestibül des Motels und rief im Gesundheitszentrum an.
    »Wie geht es Frau Rummukainen und den Kindern?« »Wer will das wissen?«, fragte die Dienst habende He­
    bamme.
    »Der Va… ehm, der Pate. Sind sie gesund?« Die Hebamme berichtete, die Geburt sei in jeder Hin­
    sicht gut verlaufen. Sowohl die Mutter als auch die Zwillinge seien gesund, beide Mädchen kräftiger Konsti­ tution, sie wogen 3,1 und 3,3 Kilogramm. Die Geburt hatte zwei Stunden gedauert, sie hatte um zehn Uhr begonnen, um zwölf Uhr war alles vorbei gewesen. Die Hebamme fragte noch, von wem sie Grüße bestellen sollte, doch Jaatinen gab sich nicht zu erkennen, son­ dern sagte nur, er werde am späteren Abend selber kommen. Er erkundigte sich, ob der Kindesvater schon da gewesen sei. Die Hebamme erklärte, Direktor Rum­ mukainen sei bereits am Nachmittag da gewesen und wolle abends noch einmal wiederkommen.
    Jaatinen musste es sich also verkneifen, während der Besuchszeit nach seinen Kindern zu sehen. Er kehrte in die Gaststätte zurück und bestellte sich einen guten Kognak. Trotz allem war er äußerst erleichtert. Zwei Mädchen, und beide gesund! So war es recht. Leea hatte ihre Sache gut gemacht, eine tüchtige Frau! Aber waren diese Kinder wirklich von ihm? Nur Leea könnte die Wahrheit sagen.
    Wie es auch stehen mochte, Hauptsache, die Babys waren gesund. Der gute Kognak und die Freude über die vermutliche Vaterschaft erwärmten Jaatinen, sodass er einen tüchtigen Rausch bekam. Irgendwann gegen acht Uhr abends verließ er die Gaststätte und schlich sich ins Gesundheitszentrum, ging jedoch nicht auf die Entbindungsstation, sondern zum Dienst habenden Arzt. Dieser, Kandidat der Medizin, Pajunen, fragte, was Jaatinen wünsche.
    »Hör mal, Pajunen, würdest du mir die Kinder von den Rummukainens zeigen?«, stammelte Jaatinen mit trunkener Stimme.
    »Wozu das? Ich habe gehört, ihr seid verfeindet, du und Rummukainen.«
    »Deshalb bitte ich dich ja um Hilfe. Hol die Kinder schon her, meinetwegen einzeln. Ich würde sie gern sehen, mag bloß nicht selber auf die Station gehen.«
    Pajunen erklärte kühl, die Neugeborenen seien noch im Behandlungsraum, er könne sie nicht einfach dort herausholen. Er

Weitere Kostenlose Bücher