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Die Rache des glücklichen Mannes

Titel: Die Rache des glücklichen Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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aus der ich mich völlig heraushalte.«
    Leea wurde erneut wütend. Sie sprang auf und schlug Jaatinen auf die Wange:
    »Ich bin dir also nicht gut genug, du Landstreicher! Ich, die ich dir zwei süße Babys geboren habe, muss jetzt von dir, einem ungehobelten Ingenieur, die Ehe erbetteln! So weit würde ich mich niemals erniedrigen, das ist einfach schrecklich.«
    »Du kehrst also zu deinem Mann zurück?«, erkundigte sich Jaatinen.
    »Nein, nein, tausendmal nein!«
    »Nun, was willst du also tun?«, fragte Rummukainen hoffnungsvoll, die Wendung, die eingetreten war, gab ihm noch Chancen.
    »Ich bleibe hier und werde dich, Jaatinen, noch dazu zwingen, mich zu heiraten. Und von dir lasse ich mich jedenfalls sofort scheiden, du taube Nuss.«
    Rummukainen stand auf und riss seinen Mantel vom Haken, im Gehen sagte er zu Jaatinen:
    »Leeas Anteil am Haus beträgt sechsundvierzigtau­ send Mark, gib ihr das Geld, und sie soll mir dann eine Quittung schicken. Damit ist die Sache aber nicht abge­ tan, ich werde dich noch im Verlaufe dieses Frühjahrs vernichten. Adieu, und behaltet die Wasserkopf-Bälger, sie waren außerdem rot wie die Ferkel!«
    Die Türen knallten, als Rummukainen die Wohnung verließ. Jaatinen schrieb einen Scheck über sechsund­ vierzigtausend Mark und eine Quittung aus, er übergab Leea den Scheck, die ihrerseits die Quittung unter­ schrieb. Dann faltete Jaatinen aus der Quittung schnell ein Papierflugzeug, öffnete das Fenster und rief Rum­ mukainen, der inzwischen auf dem Hof angekommen war, zu:
    »Warte, die Quittung ist schon fertig, da, nimm!« Jaa­ tinen warf die gefaltete Quittung hinaus, das kleine Papierspielzeug glitt durch die Luft, beschrieb ein paar elegante Bögen und flatterte Rummukainen vor die Füße. Er bückte sich ungestüm nach dem Blatt und las es im Schein seines Feuerzeugs, dann faltete er es zu­ sammen, steckte es in seine Brieftasche und verließ eilig den Hof. Sein Gesicht glühte sowohl vor Wut als auch vor grenzenloser Freude. Seine Frau war er zwar losge­ worden, aber das für einen guten Preis.
    In der folgenden Woche wurde der Fall im Vorstand der Schule diskutiert. Direktor Rummukainen konnte die Versammlung nicht davon überzeugen, dass der Skandal nicht vollständig, der Stand der Dinge nicht gänzlich unbefriedigend sei. Rummukainen bat um seine Entlassung, und der Vorstand nahm sie an, sogar mit dem edelmütigen Zugeständnis, dass Rummukainen das Dorf nicht sofort, sondern erst nach Abschluss des Schuljahres verlassen musste. Außerdem versicherte man ihm, dass er gute Papiere und glänzende Empfeh­ lungen bekommen werde, wenn er Kuusmäki verlasse. Der Vorstandsvorsitzende, Bauer Jäminki, sagte zu Rummukainen:
    »Du bist schon Jaatinens drittes Opfer, lieber Bruder. Zuerst nahm der Satan sich Kavonkulma, dann vertrieb er Kainulainen von hier und jetzt bist du an der Reihe. Aber versteh bitte, dass der Vorstand in dieser Sache nicht anders entscheiden konnte… man muss wirklich sagen, dass der Jaatinen ein verteufelter Mensch ist.«
    »Das ist kein Mensch, sondern eine Bestie, und zwar von der schlimmsten Sorte«, knurrte Rummukainen.
    Rummukainen gab in der Redaktion der Lokalzeitung eine Annonce ab, in der er sein Haus zum Verkauf an-bot. Jaatinen kaufte es über seinen Anwalt aus Helsinki, bezahlte bar, ließ Rummukainen jedoch für seine restli­ che Zeit, einen Monat, kostenlos dort wohnen. Die Fami­ lie Manssila zog allerdings bereits in der oberen Etage ein, denn ihre bisherige Behausung war ziemlich dürftig.
    In diesem Frühjahr sprach man in der ganzen Ge­ meinde, in allen Dörfern, von Jaatinens Zusammenstoß mit dem Schuldirektor. Man war entsetzt über Frau Rummukainens Grausamkeit gegenüber ihrem Mann und wunderte sich, dass sie bereit war, unverheiratet mit dem schrecklichen Ingenieur zusammenzuhausen; man hatte Mitleid mit den beiden unschuldigen Kindern, deren Weinen man manchmal auf dem Platz vor der Bank durchs offene Fenster hören konnte. Es hieß, Jaatinen habe Rummukainen die Frau und die beiden Kinder abgekauft, jemand wusste sogar den Kaufpreis, nämlich dreiundzwanzigtausend Mark pro Kind, die Frau habe es als Draufgabe gegeben.
    »Der Millionenräuber kann sich’s ja leisten. Erst ver­ kauft er Sand, den er umsonst gekriegt hat, baut sich Fabriken und räumt die Gemeindekasse leer… so einer kann sich sogar Weiber kaufen, und kleine Menschen-

kinder, gleich mehrere auf einmal! Oh Graus, oh Graus.« 22
    Leea Rummukainen

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