Die Rache des glücklichen Mannes
Fabrik zu beginnen.
Eines Tages sagte Jaatinen zu seinem Bürochef: »Hör zu. Die Tätigkeit der Firma weitet sich enorm
aus, die Arbeit wird zu viel für dich. Wir müssen min destens einen Ökonomen anwerben, und vielleicht im Herbst noch zwei Kaufleute dazu.«
»Das stimmt. Soll ich nach Helsinki fahren und einen Ökonomen besorgen? Dort sind angeblich leicht welche zu kriegen.«
»Tu das! Bring einen Vertriebsökonomen, so was brauchen wir jetzt. Und gut wäre es, wenn er auch die Kostenrechnung übernehmen könnte. Besorg uns den Mann, aber treib dich nicht ewig in Helsinki herum, du hast eine Woche für die Fahrt.«
So machte sich Pyörähtälä also eifrig auf den Weg, um einen Vertriebsökonomen aufzutreiben. Ein wenig be sorgt begleitete Jaatinen seinen Bürochef zum Bus.
»Versuch dich zusammenzureißen… und bring nicht irgendeinen Stiesel an.«
»Keine Sorge, ich werde die Sache schon machen!« Pyörähtälä blieb länger weg, als ihm zugestanden
worden war, nämlich zehn Tage. Und als er zurückkam, brachte er eine Frau mit. Jaatinen zürnte seinem Büro chef wegen seines langen Ausbleibens, zumal Pyörähtälä sehr müde und verkatert wirkte. Und wer war die Frau? Es zeigte sich, dass diese – klein, mit strengem Mund, dennoch nett anzuschauen – tatsächlich Ökonomin war. Doch diese Beute wirkte allzu dürftig. Jaatinen lud Pyörähtälä zu einem Gespräch unter vier Augen.
»Um so was anzuschleppen, brauchtest du also an derthalb Wochen! Solche müsste man eigentlich schnel ler kriegen. Gab es keine anderen?«
»Das schon, aber diese ist absolut die beste. Schrei jetzt nicht herum, ich habe ein bisschen getrunken, aber sie ist eine gute Ökonomin. Sie ist erst fünfunddreißig, hat aber schon mächtig viel Erfahrung. Sie ist mitge kommen, weil ich ihr eine Stelle als Vertriebsleiterin versprochen habe. Sie heißt Hellevi.«
»Hellevi, und weiter?«
»Ökonomin Hellevi Säviä. Glaub mir, diese Frau ist unbedingt die beste. Du kannst sie selber fragen. Sie wollte erst absolut nicht einwilligen, ich musste ihr gut zureden, und das dauerte eben. Sie kann Fremdspra chen, sage ich dir, sie redet Schwedisch, Englisch, Deutsch und Französisch, ohne mit der Wimper zu zucken. Schwedisch spricht sie besonders gut, in Stock holm hielt man sie für eine echte Schwedin.«
»Um ihr zuzureden, musstest du also bis nach Stock holm fahren.«
»Das war halb aus Versehen… aber es wurde dann eine schöne Reise. Und als Bürochef habe ich wohl auch mal das Recht auf eigene Entscheidungen, oder?«
Jaatinen rief die Ökonomin zu sich. Da er Zweifel heg te, ob diese kleine zierliche Frau in der Lage sei, schwere Betonprodukte in einer rauen Branche zu verkaufen, fragte er:
»Pyörähtälä hat bei der Stellenbeschreibung hoffent lich nichts beschönigt?«
»Oh, ich weiß, wie die Arbeit in dieser Branche ist. Ich habe reichlich Erfahrungen. Falls Sie glauben, dass ich nicht imstande bin, die Produkte Ihrer Fabrik zu ver markten, so kann ich Sie beruhigen: Ich habe schon jetzt erste Verträge für Ihre Produktion bis zum kom menden Herbst in Aussicht. Und im Herbst kann ich dann Lieferungen bis ins nächste Jahr vereinbaren.«
»Aha, so, so. Dann ist die Sache damit klar. Ich bin Akseli.«
»Hellevi.«
»Bring erst mal das Rechnungswesen der Firma auf den neuesten Stand. Bis Ende Juni wird die Buchfüh rung aus meinem Anwaltsbüro in Helsinki nach hier verlagert. Willkommen im Job. Pyörähtälä kann dir bei der Wohnungssuche helfen.«
Schließlich war auch die Kläranlage fertig. Sie wurde ohne Feierlichkeiten in Betrieb genommen. Gemeinde vorsteher Jäminki erschien nicht einmal zur Endab nahme.
Die Gemeinde hatte Probleme, der Nordischen Beton und Lehm AG die ausstehende Restsumme für den Auftrag zu bezahlen, denn in der Kasse herrschte Ebbe. Man musste einen Kredit aufnehmen, um die Summe mit Teuerungszulage und allem Drum und Dran beglei chen zu können. Es hieß, Jäminki habe, als er die Kre ditpapiere der Gemeinde unterschrieb, gesagt:
»Ich hätte nie gedacht, dass ich wegen dieses Millio nenräubers noch mal meinen Namen unter einen Kre ditantrag setzen muss.«
Nachdem Jaatinen das Geld empfangen hatte, reiste er nach Leningrad, um die Maschinen für seine Fabrik zu kaufen. Er fuhr mit dem Zug in die Stadt an der Newa und quartierte sich im Hotel Astoria ein. Der Auf enthalt dauerte länger als eine Woche, denn die Maschi nen waren noch
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