Die Rache des Griechen
den Atem an. Auch wunderte sie sich nicht länger darüber, wieso sie still stehen bleiben konnte. Ihre Lippen erzitterten unter seinem Blick. Ihr Körper schrie, sie solle sich gegen seine Hand lehnen, damit er ihre Brüste noch intensiver verwöhnen, die Knospen noch zärtlicher streicheln konnte. Dann, plötzlich und unerwartet, war seine Hand fort, seine Wärme und sein Duft dahin, und Alexandros einen Schritt zurückgetreten. Nichts an ihm deutete darauf hin, dass in seinem Inneren auch nur ansatzweise derselbe Aufruhr herrschte wie in ihr.
„Lass dir also nicht zu viel Zeit, Kallie. Es wird keine Scheidung geben, solange diese Ehe nicht vollzogen worden ist. Du kannst entscheiden, wie lange es dauert. Ich genieße in der Zwischenzeit die Vorfreude.“
Kallie wollte in diesem Augenblick nichts sehnlicher, als den Mut zu finden, die Hände auszustrecken und ihn wieder an sich zu ziehen. Sobald sie miteinander geschlafen hatten, würde er einsehen, dass sie ihn nicht zufriedenstellen konnte – einen Mann mit seinem Ruf, der an Frauen wie Isabelle Zolanz gewöhnt war! Eine Nacht mit ihr würde seinen Wunsch nach Rache ersterben lassen.
Er wandte sich um, schlenderte zur Tür und drehte sich dann noch einmal um. „Abendessen gibt es um acht.“
Bewegungslos blieb Kallie lange Zeit stehen und wartete darauf, dass sich ihr Körper wieder beruhigte. Als ein kurzes Klopfen an der Tür ertönte, rechnete sie damit, dass Alexandros noch etwas vergessen hatte. Stattdessen betrat Thea das Zimmer und stellte zwei Koffer unmittelbar hinter der Schwelle ab. Sie war schon fast wieder gegangen, als Kallie ihren Namen rief und zu der älteren Frau hinübereilte.
„Thea … es tut so gut, dich wiederzusehen.“
Die Haushälterin blickte Kallie einfach nur an, stieß ein unverständliches Murmeln aus und ging.
Kallie ließ sich aufs Bett sinken. In ihrem Kopf drehte sich alles. Wie hätte sie ahnen können, dass sie sich jetzt, nachdem Alexandros vor sieben Jahren aus ihrem Leben gestürmt war, ihren inneren Dämonen doch noch stellen musste?
8. KAPITEL
„Du siehst müde aus.“
„Danke“, erwiderte Kallie trocken und stellte wenig überrascht fest, dass er lebendiger und vitaler aussah als jeder, den sie kannte. Sie saßen an einem schmiedeeisernen Tisch auf der hinteren Terrasse. Die Flügeltüren, die in den Salon führten, standen offen. Thea hatte darauf bestanden, das Abendessen hier draußen zu servieren. Mehr, da war sich Kallie sicher, um Alexandros eine Freude zu bereiten, als ihr. Aber auch sie musste zugeben, dass der Abend magisch war. Chinesische Lampions warfen bizarre Schatten, weit unter ihnen schimmerte das Wasser des Pools, und die in der Ferne funkelnden Lichter Athens und der Akropolis waren einfach fantastisch.
„Ich hatte vergessen, wie atemberaubend die Aussicht ist.“
„Ja, das ist sie.“
Die Anspannung zwischen ihnen bereitete Kallie Kopfschmerzen. Das Gespräch während des Essens war steif und gezwungen verlaufen. Sie fürchtete sich vor dem, was er für die Nacht erwartete. Sie stand auf; ihr Stuhl machte ein lautes Geräusch auf den Steinfliesen.
„Ich gehe hinein. Es war ein langer Tag.“ Ihre Stimme klang gepresst. Er blickte zu ihr auf. Wenn er jetzt aufstand und ihren Arm nahm, war es um sie geschehen. Aber er nickte nur, und sie empfand völlig irrationale Enttäuschung. Erst als sie schon fast an ihm vorbeigegangen war, streckte er die Hand aus und ergriff ihr Handgelenk.
„Die Tür steht offen, Kallie. Vergiss das nicht“, meinte er sanft.
Sie riss sich los und floh. Sosehr sie auch wollte, dass er den nächsten Schritt machte, wusste sie doch, dass sie es nicht konnte. Noch nicht.
In einer ruhelosen Geste leerte Alexandros sein Weinglas. Der Abend war die reinste Folter gewesen. Nur mit größter Anstrengung war es ihm gelungen, sich zu beherrschen und nicht die Hände nach Kallie auszustrecken. Jedes Mal, wenn er sich bewegte, war sie zurückgewichen, obwohl in den Tiefen ihrer Augen Sehnsucht gefunkelt hatte.
Warum nur musste er sie so sehr begehren? Ebenso gut hätte er sie doch auch in Begleitung ihres Onkels treffen und sie ganz und gar nicht attraktiv finden können. Sein Wunsch nach Rache entsprang einem Verlangen, das beim allerersten Blick auf sie geweckt worden war – als er noch gar nicht wusste, wer sie war.
Sie unterschied sich von allen anderen Frauen, mit denen er bislang zusammen gewesen war. Mit ihnen war alles leicht gewesen, wie ein Tanz,
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