Die Rache des Griechen
dessen Schritte sie beide gekannt hatten. Mit Kallie jedoch …
Abrupt stand er auf und marschierte ins Haus. Er fragte sich, ob er möglicherweise ein Narr war, sie bestimmen zu lassen, wann sie in sein Bett kommen wollte. Dann tröstete er sich mit dem Gedanken, dass er nicht lange würde warten müssen. Ihr gefiel diese Ehe ebenso wenig wie ihm. Abgesehen davon würde ihre Leidenschaft füreinander sie bald lichterloh brennen lassen.
Am nächsten Morgen duschte Kallie nur und schlüpfte dann in ihre Kleider. Sie entschied sich für einen schlichten Rock und ein Top; an den Füßen trug sie Flip-Flops. Im Erdgeschoss wandte sie sich gleich der Küche zu. Der Raum barg viele schöne Erinnerungen. Sie schreckte richtiggehend auf, als Thea sie überraschte. Es folgte ein knapper Gruß. Kallie seufzte und ging ins Esszimmer hinüber. In der Küche war sie definitiv nicht willkommen. Als Thea das Frühstück servierte, fragte Kallie ruhig nach Alexandros. Er sei, wurde ihr mitgeteilt, in sein Büro nach Athen gefahren.
Kallie versteinerte innerlich. Ein ganzer Tag in der Villa mit einer Thea, die sie ignorierte und schnitt. Etwas regte sich in ihr, aber sie redete sich fieberhaft ein, dass sie Alexandros’ Gesellschaft auf keinen Fall vermissen würde.
O bitte, sei doch wenigstens dir selbst gegenüber ehrlich. Wenn er in deiner Nähe ist, kribbelt dein ganzer Körper, deine Gedanken überschlagen sich und du hast dich noch nie so lebendig gefühlt …
Mit dieser spöttischen Stimme im Kopf erkundete Kallie die Kouros-Villa von oben bis unten. Sie vermied es nur, jenen Teil der Veranda zu betreten, auf dem sich damals das Drama ereignet hatte. Jedoch reichte ein Blick auf den alten Baum, um ihren Herzschlag zu beschleunigen.
Und obwohl sie wusste, dass Thea einen Schlüssel besaß, entschied sie sich dagegen, das Haus ihrer Großmutter zu besuchen. Sie fürchtete sich davor, was ein Wiedersehen in ihr auslösen würde, welchen Gefühlen sie sich vielleicht stellen musste.
Als Alexandros am Abend zurückkehrte, fühlte er sich heiß und verschwitzt und war wütend auf sich selbst, weil er nach Athen gefahren war. Auch ein Besuch bei seiner Mutter hatte seine Stimmung nicht verbessert. Sie war so kalt und mit sich selbst beschäftigt gewesen wie immer. Natürlich war sie nicht zu seiner Hochzeit gekommen, wie überhaupt ein Großteil seiner Familienmitglieder durch Abwesenheit geglänzt hatte.
Bei seiner Geburt, ungeplant und zehn Jahre nach seinen Schwestern, waren seine Eltern nur froh gewesen, endlich einen Sohn bekommen zu haben und damit einen geeigneten Erben. Ansonsten hatten sie sich ausschließlich für ihre eigenen Belange interessiert. Schon seit Langem schob er den Schmerz beiseite, den ihm die Gleichgültigkeit seiner Familie bereitete.
Auf der Fahrt den Hügel hinauf wanderten seine Gedanken in eine bereits vertraute Richtung. Kallie. Er fragte sich, wie sie wohl den Tag verbracht hatte. Er war hauptsächlich nach Athen gefahren, weil er eine Atempause brauchte, weshalb er sich jetzt seltsam schuldig fühlte.
Im Haus war es ruhig, als er eintrat. Er schlenderte von Zimmer zu Zimmer. Weder eine Spur von Kallie noch Thea war zu entdecken. Schließlich ging er hinunter zum Pool. Die untergehende Sonne blendete ihn, und er musste seine Sonnenbrille aufsetzen. Dann sah er sie. Sie trug eine Trainingshose und ein enges Top. Das Gesicht der Sonne zugewandt, führte sie eine Reihe Bewegungen aus. Obwohl er wusste, dass es Yoga-Übungen waren, erschienen ihm die Abläufe als etwas sehr Mysteriöses und Magisches.
In der eng anliegenden Kleidung konnte er ihren Körper in all seiner verführerischen Pracht bewundern. Ihr Körper war nicht dürr und muskulös, wie er es sonst mit Yoga-Anhängerinnen assoziierte, sondern besaß wundervolle Kurven, einen sanft gerundeten Bauch und volle Brüste. Ihre Bewegungen waren kontrolliert und anmutig zugleich. Er hielt den Atem an, als sie schließlich stehen blieb, die Hände vor der Brust zusammenpresste und den Kopf als Symbol des Gebets und des Danks neigte. Sie wirkte so gelassen und friedlich, dass Alexandros einen eifersüchtigen Stich verspürte. Und dann wandte sie sich um und entdeckte ihn.
„Oh …“
Er konnte sehen, wie sich ihre Brust noch vor Anstrengung hob und senkte, und war froh, dass die dunkle Brille seine Augen verbarg. Nur sie brachte jenes wilde Verlangen in ihnen zum Vorschein.
Sie griff nach dem Handtuch, das sie als Unterlage benutzt
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