Die Rache des Griechen
Höhle des Löwen geleitet.
2. KAPITEL
Kallie sah auf. Ihr Blick traf auf nur allzu bekannte dunkle Augen von unergründlicher Tiefe. Dazu ein unglaublich attraktives Gesicht. Ein Gesicht, das in ihrer Erinnerung stets lebendig geblieben war. Sie hatten den Mund zu einer automatischen Entschuldigung geöffnet, jedoch drang kein Wort über ihre Lippen.
„Alexandros Kouros …“ Sie war sich nicht einmal bewusst, dass sie die Worte laut ausgesprochen hatte. Warum musste sie mit ihm zusammenstoßen? Wie konnte das Schicksal nur so grausam sein?
„Kennen wir uns?“ Er hielt inne und wandte sich vollständig um.
Sie war es! Die Frau von vorhin … Er kannte sie …
„Es tut mir leid“, sagte sie und wandte sich um. Gerade, als sie nach einigen Schritten glaubte, wieder tief durchatmen zu können, umklammerte er ihren Arm mit festem Griff.
„Kallie Demarchis?“, fragte er ungläubig.
Sie schloss die Augen. Das Schlimmste, was sie sich vorgestellt hatte, war eingetreten. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als weitergehen zu können. So fest sein Griff um ihren Arm auch war, schien es doch, als würden erregende kleine Feuer über ihre Haut tanzen. Endlich drehte sie sich zu ihm um; ihr blieb sowieso keine andere Wahl.
Sie hob das Kinn und sah auf. „Ja.“
Seine Miene war verschlossen, doch in den Tiefen seiner Augen flackerte etwas auf. Langsam und bedächtig ließ er seinen Blick über ihren Körper wandern.
„So, so. Die kleine Kallie Demarchis. Du bist erwachsen geworden.“
Er sprach nachdenklich, wie zu sich selbst. „Es sind deine Augen. Niemals wieder habe ich dieses Blau und dieses Grün gesehen. Ansonsten hätte ich dich sicherlich nicht erkannt. Da hat wohl jemand nachgeholfen. Ich erinnere mich, wie unsicher du immer warst – aber es war die Arbeit wert“, sagte er.
Erst als sein Blick auf ihre Brüste fiel, rang Kallie empört nach Luft. Endlich gelang es ihr, ihren Schock zu überwinden und ihm ihren Arm zu entwinden. „Wie kannst du es wagen? Ich habe nichts dergleichen vornehmen lassen. Es tut mir leid, dass ich mit dir zusammengestoßen bin, glaub mir. Ich bin sicher, du bist mehr als glücklich, mich zu entschuldigen.“
„Meinst du nicht eher, es tut dir leid, meine Verlobung platzen gelassen zu haben … Oder es tut dir leid, meinen Namen in die Klatschzeitungen gezerrt zu haben … Oder es tut dir leid, mich öffentlich gedemütigt zu haben, weil ich wie ein gemeiner Dieb aus deinem Haus geworfen wurde?“
So viel zu ihrer Hoffnung, er habe die Vergangenheit vergessen …
Sie errötete, ihre Augen blitzten auf. Vergeblich versuchte Alexandros seine wachsende Anspannung niederzuringen.
Sie war makellos … Und wie war es ihr gelungen, ihn so schnell und mühelos in eine Zeit zurückzuversetzen, von der er glaubte, sie für immer hinter sich gelassen zu haben?
Ihn schwindelte. Schwindelte, weil er nun der Frau gegenüberstand, die ihn bereits quer durch das Zimmer hinweg gefangen genommen hatte. Schwindelte beim Anblick ihrer Schönheit. Und auch, weil sie, wie er nun wusste, Kallie Demarchis war. Das Mädchen, das beinahe sein Leben ruiniert hätte. Allerdings war sie nicht länger ein Mädchen. Jetzt war sie eine Frau. Eine sehr sexy Frau. Eine Frau, die das Blut in seinen Adern zum Summen brachte und heißes Verlangen in seinen Lenden entzündete.
Noch einmal öffnete Kallie den Mund, um endlich etwas zu sagen, aber bevor sie dazu kam, erschien eine Vision in blond an Alexandros’ Seite und legte eine Hand mit rot lackierten Fingernägeln auf seinen Arm. Die klassische besitzergreifende Geste. Und wer kann es ihr verdenken? dachte Kallie. Schließlich ist er der mit Abstand attraktivste Mann auf dieser Party.
Schon als junger Mann hatte er sehr gut ausgesehen, aber jetzt war er einfach atemberaubend. Die Jahre ließen sein Gesicht reifer wirken, die Linien traten härter und klarer hervor. Nun strahlte er ein sexuelles Charisma aus, das nur durch Alter, Selbstvertrauen und Erfahrung zustande kam. Sein Haar jedoch besaß noch immer die Locken seiner Jugend, was Kallie innerlich gequält zusammenzucken ließ.
„Liebling“, durchbrach die fein akzentuierte Stimme der blonden Frau Kallies Überlegungen, „willst du mich nicht vorstellen?“
Alexandros konnte seinen Blick nicht von Kallie wenden. Wie vorhin schien er fast wie hypnotisiert zu sein. Die Welt um ihn herum war verschwunden. Er sah, dass auch Kallie nur mühsam die Fassung wahrte. Als ob sie beide
Weitere Kostenlose Bücher