Die Rache des Kaisers
sah mich mit schiefgelegtem Kopf an. »Zamora?«
»Ja. Alonso Zamora, Scharführer, auf dem Weg nach Österreich.«
»Du klingst … anders?« sagte Karl.
»Er klingt«, sagte Avram leise, fast inbrünstig, »wie mein alter Freund Jakko klang, ehe ihn der Wahnsinn gepackt hat. Bist du wieder du?«
»Ich weiß es nicht. Aber« - ich trank einen Schluck - »das Bier schmeckt noch genauso schlecht wie vorhin.«
EINUNDZWANZIG
N un müssen wir von Suleyman sprechen, den sie auch Soliman oder Salomon nennen und Suleyman den Prächtigen, Sultan, Herr des Osmanischen Reichs, Großkönig, Fürst der Gläubigen, Padischah. Er ist der Sohn Selims des Grimmigen, der dem Osmanischen Reich Ägypten hinzugefügt hat, und man behauptet, er habe vier Söhne gehabt und drei von ihnen getötet oder töten lassen. Um 1520 trat Suleyman das Erbe seines Vaters an, 1521 nahmen die Osmanen Belgrad, 1522 Rhodos.
1526 fiel Suleyman in Ungarn ein, und in der Schlacht bei Mohács verlor König Ludwig Herrschaft und Leben. Der Sultan kehrte zunächst zurück nach Konstantinopel und überließ die Ungarn einem blutigen Streit um die Nachfolge Ludwigs II. Eigentlich sollte, gültigen Verträgen zufolge, Erzherzog Ferdinand von Österreich nun die Kronen von Ungarn und Böhmen tragen. In Prag wurde Ferdinands Krönung durchgesetzt; in Ungarn kam es zur Spaltung. Ein Teil des Hochadels wählte den Erzherzog zum König, die Mehrheit des niederen Adels dagegen den Woiwoden von Siebenbürgen Johann Zapolja. Sie krönten ihn, unterstützt von den Gegnern der Habsburger: Papst, Frankreich, Venedig.
Im folgenden ungarischen Krieg schien zunächst Ferdinand zu siegen, aber Zapolja gab nicht auf. Im Osten wie im Westen suchten die Feinde des Kaisers und seines Bruders das Reich zu schwächen; François I. schickte Gold und gute
Worte, und Zapolja bat den Sultan um Waffenhilfe. 1528 wurde ein Vertrag geschlossen, der die Oberhoheit Suleymans über Ungarn und einen gemeinsamen Feldzug gegen Ferdinand festlegte. Andere Gegner Habsburgs, darunter der mächtige Bischof von Agram, zettelten Aufstände und Kleinkriege an.
Ein Angriff des Osmanischen Reichs, zusammen mit den fortgesetzten Kriegen vor allem in Italien, mußte Auswirkungen auf ganz Europa haben. König Ferdinand wußte dies natürlich, und er bemühte sich um die nötigen Rüstungen, erbat und erhielt aber zugleich freies Geleit für eine Gesandtschaft nach Konstantinopel. Ihre Aufgabe war es, Zeit zu gewinnen.
Die Gesandten waren jedoch keine Geschickten; statt zunächst einen Waffenstillstand auszuhandeln, forderten sie die Räumung der besetzten ungarischen Städte und Gebiete, wofür sie Friede und Geld boten. Als Antwort erhielten sie eine Kriegserklärung.
Ab Ende 1528 bemühte sich Ferdinand um Zusagen für Truppen. Mähren, Böhmen und die österreichischen Lande kamen dem nach; die Reichsstände, mit denen er in Speyer verhandelte, richteten zwar Geldsammelstellen ein, wollten sich jedoch selbst von der Gefahr überzeugen, ehe sie handelten, und die evangelischen Fürsten und Städte verweigerten die »Türkenhilfe«, so lange ihnen nicht volle Religionsfreiheit zugestanden würde.
Auf der Suche nach Hilfe und Bundesgenossen schickte Ferdinand Gesandtschaften nach Polen und England; beide kehrten erfolglos heim. Sein Bruder, Karl V., konnte weder Geld noch Truppen schicken und bat selbst um deutsche Reiter und Fußvolk für Italien. Nur die Statthalterin der Niederlande schickte ihrem Neffen Spanier zu Hilfe,
befehligt von Luis de Ávalos. Sie marschierten den Rhein hinauf, dann nach Wien, wurden jedoch zunächst an der unruhigen Krainer Grenze eingesetzt. Dort kam es wegen ausbleibender Soldzahlungen zu Meutereien. Im September 1529 war nur etwas mehr als die Hälfte dieser Truppen übrig.
Inzwischen hatten Kundschafter gemeldet, der Sultan sei Anfang Mai mit einem gewaltigen Heer aufgebrochen und werde bald Ungarn erreichen. Die Ferdinand verfügbaren Mittel reichten nicht einmal dazu aus, die wenigen zur Besetzung und Verteidigung Ungarns entsandten Truppen für die kommenden Monate zu besolden und mit Nachschub an Pulver, Waffen, Pferden, Wagen und Nahrung zu versorgen. Er mußte auf Kirchengut zurückgreifen, und mit den reichen Augsburger Bank- und Kaufleuten verhandelte er über Anleihen in Höhe von achtundvierzigtausend Gulden. Pfalzgraf Friedrich, zum obersten Feldhauptmann bestellt, wollte bis zum September siebentausend Landsknechte und eintausendsechshundert Reiter
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