Die Rache des Marquis
sie. »Und du siehst wie der Tod aus, Liebster.«
Er hauchte einen Kuß auf Ihre Lippen, dann führte er sie zum Tisch. »Später reite ich zu Caine.«
»Sicher wird er über die Veränderung staunen, die mit dir vorgegangen ist. O Henry, es ist schön, dich wiederzuhaben.«
»Möchtest du mich nach Harwythe begleiten?«
»Sehr gern.« Ihre Augen begannen zu funkeln. »Im Trauerjahr schickt es sich zwar nicht, Gäste zu empfangen. Aber ich will Lady Aisely und ihre liebe Mutter für ein Wochenende einladen. Wir sagen Caine gleich heute, daß wir ihn auch erwarten … Warum schüttelst du den Kopf?«
»Spar dir die Mühe, Gweneth. Er wird Lady Aisely nicht heiraten.«
»Die beiden würden so gut zusammenpassen. Nenn mir wenigstens zwei vernünftige Gründe, warum ich diese Heirat nicht fördern sollte.«
»Einverstanden. Erstens – Lady Aisely hat kein rotes Haar.«
»Natürlich nicht. Sie ist eine bildhübsche Blondine.«
»Zweitens …« Der Herzog ignorierte die Verblüffung seiner Gemahlin. »Sie hat keine grünen Augen.«
»Henry, fühlst du dich auch wirklich wohl?«
Sein Gelächter hallte von den Wänden wider. »Caine braucht eine Zauberin. Damit mußt du dich nun mal abfinden, Liebes.«
»Ich verstehe nicht …«
Sein Lächeln stürzte sie in noch tiefere Verwirrung.
»Gweneth, dein Frühstück muß noch etwas warten. Geh sofort ins Bett zurück.«
»Warum denn?«
Der Herzog beugte sich vor, flüsterte seiner Frau etwas ins Ohr, und als er seine Erklärungen beendet hatte, errötete sie.
»O Henry«, wisperte sie, »Du scheinst dich tatsächlich besser zu fühlen.«
11
Wenig später kehrte Jade in Caines Haus zurück. Nachdem sie Matthew das Pferd übergeben hatte, rannte sie über die Hintertreppe zu ihrem Schlafzimmer hinauf. Sie bog um die Ecke des Korridors, und da sah sie Sterns wie einen Zenturio vor ihrer Tür stehen. Bei ihrem Anblick verschränkte er die Arme vor der Brust. »Eigentlich sollten Sie in Ihrem Zimmer sein, Mylady.«
Jade beschloß, in die Offensive zu gehen. »Und was machen Sie hier?«
»Ich bewache die Tür.«
»Warum?«
»Damit Sie nicht weggehen.«
»Aber ich war bereits weggegangen«, entgegnete sie und lächelte sanft. »Sie sollten etwas Besseres mit Ihrer Zeit anfangen, als einen leeren Raum zu bewachen.«
»Ich wußte nicht, daß er leer war, Mylady«, protestierte er.
Beschwichtigend tätschelte sie seinen Arm. »Erklären Sie mir das später. Und jetzt geben Sie mir bitte den Weg frei. Ich möchte mich umkleiden und Caine helfen.« Sie eilte an dem konsternierten Diener vorbei, und als er ihr Vorhaltungen machte, schlug sie ihm einfach die Tür vor der Nase zu. Ein paar Minuten später hatte sie sich umgezogen. In einem dunkelgrünen Kleid lief sie die Haupttreppe hinab.
Nun bewachte Sterns den Vordereingang, und wie seine Miene verriet, war er fest entschlossen, diesmal die Oberhand zu behalten. »Sie können nicht aus dem Haus gehen«, verkündete er mit einer Stimme, die einem Eisbären Kälteschauer über den Rücken gejagt hätte.
So leicht ließ sich Jade jedoch nicht einschüchtern. Lächelnd erwiderte sie: »Doch, das kann ich, und ich werde es auch tun.« Statt einer Antwort lehnte er sich an die Tür, schüttelte langsam den Kopf, und sie versuchte ihn abzulenken. »Sterns, wie viele Dienstboten wohnen eigentlich hier?«
Er blinzelte verblüfft. »Im Augenblick nur das halbe Personal. Wir sind zu fünft.«
»Wo stecken die anderen?«
»In London. Sie machen das Stadthaus sauber.«
»Ich dachte, das wäre abgebrannt.«
»So schlimm war es nicht. Nur eine Mauer wurde zerstört. Die hat man vorerst durch eine Bretterwand ersetzt. Jetzt werden gerade die Schäden beseitigt, die der Rauch angerichtet hat.«
»Ich frage mich, ob man den Dienstboten hier trauen kann.«
Der Butler straffte die Schultern. »Mylady, alle Diener sind vertrauenswürdig und ihrem Herrn treu ergeben.«
»Glauben Sie das wirklich?«
Er machte einen Schritt von der Tür weg. »Warum interessieren Sie sich so für …«
»Innerhalb der nächsten Tage werden zwei Gäste eintreffen, Sterns. Niemand darf davon erfahren. Das Personal muß Stillschweigen bewahren.«
»Der Marquis hat nichts von irgendwelchen Gästen erwähnt«, bemerkte der Butler leicht gekränkt.
Jade stürmte an ihm vorbei und riß die Tür auf. »Caine weiß noch nichts. Deshalb hat er Ihnen nichts gesagt. Es soll eine Überraschung sein, verstehen Sie?« Seine gerunzelte Stirn bekundete,
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