Die Rache des Marquis
ihn gemacht habe. Sir Harwick hatte erklärt, es gehe dem Herzog nicht gut. Und ich dachte, eine nette kleine Unterhaltung würde deinen armen Papa aufheitern.« Bei diesem Geständnis schaute sie auf ihre Hände hinab.
»Wann hast du das Feuer gelegt, Jade?«
Nun sah sie auf. »Ich habe kein Feuer gelegt.«
»O doch!« schrie er, wandte sich ab und ging zum Kamin. Da ihn helle Wut erfüllte, wagte er nicht, in Jades Nähe zu bleiben – aus Angst, er könnte sich an ihr vergreifen.
Seufzend sah sie auf. »Ich habe den Stall nicht angezündet.«
»Dann hast du es einem deiner Männer befohlen. Ich will wissen, warum.«
»Welche Männer meinst du?«
»Die beiden Bastarde, die seit unserer Ankunft hier herumlungern.« Er nahm an, sie würde es abstreiten. Seit der ersten Begegnung hatte sie ihm nur Lügen aufgetischt. Das erkannte er nun klar und deutlich. Abwartend drehte er sich zu ihr um, und sie zuckte anmutig die Schultern.
»Oh, diese beiden. Also hast du Matthew und Jimbo kennengelernt?«
Sein Zorn wurde fast unerträglich. »Ja. Zwei weitere Lügen, nicht wahr?«
Sie konnte ihn nicht anschauen. Nun war er der Mann, der in dem Dossier beschrieben wurde. Kalt. Methodisch. Tödlich. Diese Worte stellten keine Übertreibung dar.
»Matthew und Jimbo sind brave Männer«, flüsterte sie.
»Du leugnest also nicht …«
»Ich werde nichts leugnen. Aber du bringst mich in eine unmögliche Lage. Ich habe mein Wort gegeben, und das darf ich nicht brechen. Eine kleine Weile mußt du mir noch vertrauen.«
»Dir vertrauen?« herrschte er sie an. »Hältst du mich für einen kompletten Narren?«
Jade holte tief Luft. »Mein Problem ist sehr heikel.«
»Dein Problem ist mir verdammt gleichgültig. Um Himmels willen, was für ein Spiel treibst du? Warum bist du hier?«
»Deinetwegen. Mehr kann ich dir nicht sagen.«
»Antworte!«
»Nun ja – ich bin hier, um dich zu beschützen.«
Ebensogut hätte sie behaupten können, sie stamme von einem anderen Planeten. »Ich will den wahren Grund wissen, zum Teufel!«
»Das ist der wahre Grund. Ich beschütze dich.«
Sterns erschien in der offenen Tür, ein Silbertablett in den Händen. Ein Blick ins Gesicht seines Arbeitgebers genügte ihm, um sich sofort wieder abzuwenden.
»Schließen Sie die Tür hinter sich, Sterns«, befahl Caine.
»Brüll den armen Mann nicht so an.« Jetzt schrie auch Jade. »Er hat nichts mit alldem zu tun, und du solltest deine Wut nicht an ihm auslassen.«
»Setz dich, Jade.« Caines Stimme klang nicht mehr so bedrohlich. Trotzdem mußte sie ihren ganzen Mut aufbieten, um ihm den Gehorsam zu verweigern.
»Wenn du schlecht gelaunt bist, trittst du wahrscheinlich nach jungen Hündchen, was?«
»Setz dich.«
Sie schaute zur Tür, um die Entfernung abzuschätzen, aber seine nächsten Worte belehrten sie eines Besseren. »Du würdest es nicht schaffen.«
»Du willst also nicht vernünftig sein?«
»Nein, das will ich nicht.«
»Ich hatte gehofft, wir könnten in Ruhe miteinander reden, wenn deine Wut verflogen ist.«
»Wir sprechen doch, oder?« Er wollte sie packen, um alle Antworten aus ihr herauszubeuteln, aber er fürchtete, dabei würde er sie womöglich umbringen. Sein Herz fühlte sich an, als wäre es entzweigerissen worden. »Pagan hat dich hergeschickt, nicht wahr?«
»Nein.«
»Doch. Mein Gott, der Bastard hat eine Frau beauftragt, ihm die Arbeit abzunehmen. Wer ist er, Jade? Dein Bruder?«
Sie schüttelte den Kopf und wich vor Caine zurück. »Bitte, hör mir zu …«
Er folgte ihr, dann zwang er sich stehenzubleiben. »Du hast immer nur gelogen und nie in Gefahr geschwebt.«
»Nicht alles war Lüge. Aber die Gefahr mußte ich nicht von mir, sondern von dir abwenden.«
Caine schüttelte den Kopf, und sie wußte, er würde ihr kein Wort glauben, was immer sie auch sagen mochte. Sie las tiefen Schmerz in seinem Blick. »Pagan hat dich hergeschickt«, wiederholte er. »Dein Bruder ist ein Feigling. Er wird sterben. Eine gerechte Strafe, nicht wahr? Auge um Auge oder in diesem Fall – Bruder um Bruder.«
»Caine, du mußt mir zuhören!« rief Jade, den Tränen nahe, weil sie ihm solche Qualen bereitete. »Dann würdest du es verstehen. Anfangs wußte ich nicht, was für ein Mann du bist … O Gott, es tut mir so leid.«
»Es tut dir leid?« fragte er tonlos.
»Ja. Und wenn du zuhören würdest …«
»Meinst du, ich werde dir auch nur ein einziges Wort glauben?«
Sie schwieg, und er schien durch sie
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