Die Rache des Marquis
»Wirst du jedesmal heulen, wenn ich dir meine Liebe beteuere?« Er war mehr belustigt als verärgert.
»Du verstehst das nicht …«
»Was denn?«
»Was ich bin!« jammerte sie.
Caine packte ihre Hand und zerrte sie aus dem Zimmer. Auf der Treppe erklärte er: »Ich verstehe alles. Du gehörst mir.«
»Übrigens, ich hasse auch deine besitzergreifende Art«, teilte sie seinem Rücken mit.
An der Salontür blieb er stehen. »Wenn du zu fliehen versuchst, während wir da drin sind, stürze ich dich in tödliche Verlegenheit, das schwöre ich dir. Verstanden?«
Sie nickte, und als er die Tür öffnete, beobachtete er überrascht die plötzliche Verwandlung, die mit ihr vorging. Die verletzliche Frau, die er soeben in den Armen gehalten hatte, verschwand wie durch ein Wunder. Ein heiteres Lächeln umspielte Jades Lippen. »Ich bin bereit, Caine. Aber wenn du Harry verrätst, daß wir miteinander geschlafen haben …«
»Das werde ich nicht tun«, unterbrach er sie, ehe sie sich in neue Aufregung hineinsteigern konnte. »Es sei denn, du läufst davon.«
Jade warf ihm einen vernichtenden Blick zu, behielt ihr Lächeln mühsam bei und schlenderte in den Salon, wo das Gespräch sofort verstummte. Sie setzte sich auf die Armlehne eines Sessels in der Nähe des Kamins und bedeutete Caine, neben ihr Platz zu nehmen.
»Ist mein Essen bald fertig?« fragte Harry.
»In ein paar Minuten, Onkel«, erwiderte sie. »Ich habe erklärt, man dürfe dir nur das Allerbeste servieren. Deshalb dauert es ein bißchen länger.«
Er strahlte sie an. »Welch ein Glück, daß du dich um mich kümmerst, Pagan.«
»Sagen Sie nicht Pagan zu ihr!« fauchte Caine, und Nathan grinste, während Harry verwirrt blinzelte.
»Warum nicht? So heißt sie doch.«
»Nein, sie heißt Jade.«
»Mein Name lautet Pagan.« Ihre Stimme klang eisig.
»Tut mir leid, wenn dir das mißfällt, aber so ist es nun mal …« Abrupt verstummte sie, als er ihre Hand schmerzhaft drückte.
»Er glaubt es noch immer nicht«, bemerkte Harry.
Jade zuckte die Achseln. Sie vertrat dieselbe Ansicht. Wenn Caine die Tatsachen begriffen hatte, würde er ihre Hand gewiß nicht mehr halten. »Er denkt, alle Frauen wären schwach, Onkel.«
Er schnaufte und wollte gerade anfangen, seine Lieblingsgeschichten über Pagans besondere Fähigkeiten zu erzählen. Doch da kehrten seine Männer aus dem Dorf zurück. »Nun, was habt ihr für mich, Jungs?«
»Elf Stück«, verkündete der kleinere der beiden Seeleute.
Mit wachsendem Staunen beobachtete Caine, wie Brillen in verschiedenen Größen und Formen auf Harrys Schenkel geworfen wurden. Der alte Mann probierte eine, zwinkerte den Hausherrn an und warf sie über die Schulter. »Die taugt nichts.« Das Ritual wiederholte sich, und erst beim achten Modell seufzte er glücklich. »Die ist genau richtig.«
»Setz auch die anderen auf, Onkel«, schlug Jade vor.
»Vielleicht ist noch eine dabei, die du ebensogut gebrauchen kannst.«
Harry befolgte diesen Rat und steckte eine weitere Brille in seine Tasche. »Das habt ihr gut gemacht, Jungs. Ich bin stolz auf euch.«
Widerstrebend grinste Caine, als er erkannte, auf welche Weise Harrys Männer die Brillen beschafft hatten.
»Halb England wird wie verrückt zwinkern, ehe Harry das Zeitliche segnet«, prophezeite Colin kichernd.
»Soll das eine Beleidigung sein, mein Junge?« fragte Harry.
»Nein, nur eine Feststellung von Fakten.«
Sterns öffnete die Tür und meldete, das Dinner könne angerichtet werden. Sofort sprang Harry auf. Nathan und Colin rückten auf dem Sofa geistesgegenwärtig beiseite, als er den Schemel mit einem Fußtritt aus dem Weg beförderte. »Kommst du mit, Mädchen?«
Caine umfaßte Jades Finger noch fester, und sie schüttelte den Kopf. »Nein, Onkel, ich bleibe hier, weil ich einige Erklärungen abgeben muß. Ich wünsche dir und den Jungs guten Appetit.«
Sobald er den Salon verlassen hatte, bedeutete sie den Männern, ihm zu folgen. Jimbo sah so aus, als wolle er protestieren, und warf einen feindseligen Blick auf Caine. Aber sie starrte ihn nur an, bis er die stumme Botschaft verstand und hinter den anderen hinauseilte. »Macht die Tür hinter euch zu!« befahl sie.
»Dann hören wir dich nicht, wenn du uns rufst«, wandte Jimbo ein.
»Ihr werdet mich schon hören«, versprach sie.
»Und mich auch«, ergänzte Nathan gedehnt. »Ich kann sicher auf meine Schwester aufpassen, Jimbo.«
»Das wird sich zeigen«, flüsterte Jimbo laut genug, so
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