Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Rache des Marquis

Die Rache des Marquis

Titel: Die Rache des Marquis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
Vom Netzwerk:
dem Harry sich vorhin erhoben hatte, und sank hinein.
    »Lyon hat niemanden befragt, sondern Aktenmaterial studiert«, erklärte Caine.
    »Das kann er nicht«, wandte Jade ein. »Die Akte meines Vaters ist verschwunden.«
    Diese verräterische Bemerkung veranlaßte Caine, die Brauen zu heben. »Und woher weißt du das?«
    Anmutig zuckte sie die Schultern. »Weil ich sie genommen habe«, gestand sie.
    »Du hast – was?«
    »Caine, darauf kommt es jetzt nicht an«, versuchte sie ihn hastig zu beschwichtigen.
    »Und wie hat Lyon …«, begann Nathan.
    Caine starrte Jade immer noch finster an, als er ihrem Bruder antwortete: »Sein und mein Vorgesetzter, Richards, besitzt seine eigenen Akten. Und die las Lyon.«
    »Wurde mein Vater nach der Untersuchung rehabilitiert?« erkundigte sich Nathan.
    »Nein, aber auch nicht für schuldig befunden«, entgegnete Caine. »Es gab zu wenig Beweise.«
    »Die gibt es jetzt«, flüsterte Jade.
    »Beweise, die ihn entlasten?« Interessiert beugte sich Caine vor.
    »Nein, im Gegenteil. Ich las Papas Korrespondenz.«
    Ihre Stimme klang so traurig, daß es ihm in der Seele weh tat. Er wollte Jade zwar immer noch erwürgen, weil sie ihn hintergangen hatte, aber er sehnte sich nach ihren Küssen.
    »Caine, wie kannst du in einem solchen Augenblick lächeln!« tadelte Colin.
    »Oh, verzeiht mir«, bat Caine, der nicht wußte, daß er gelächelt hatte. »Ich war mit meinen Gedanken woanders.« Bei diesen Worten musterte er Jade, die angelegentlich ihre Hände begutachtete. »Sprich doch weiter, Colin«, forderte er seinen Bruder auf.
    »Kurz nach dem Begräbnis des Grafen nahm Black Harry die kleine Pagan – ich meine Jade – zu sich. Ihr Vater hatte ihm rückhaltlos vertraut.«
    »Es fällt mir schwer, das zu glauben«, warf Caine ein.
    »Harry ist ein guter Mann«, verteidigte Jade ihren Onkel. »Er hat ein Herz aus purem Gold.«
    »Hm … Aber du hast eine andere Freundin deines Vaters erwähnt – Lady Briars, die sich um dich und Nathan kümmern wollte. Ich verstehe nicht, warum euer Vater nicht Sie gewählt hat, sondern diesen Dieb …«
    »Mein Vater hatte England zu hassen begonnen«, erklärte Nathan. »Er dachte, dort wären wir nicht sicher gewesen. Deshalb entschied er sich für Harry.«
    »Warum glaubte der Graf, ihr wäret bei Harry in Sicherheit?«
    »Wegen der Briefe«, erwiderte Colin. »Der Graf verwahrte alle Briefe, die er von den beiden anderen bekommen hatte. Sein Deckname lautete Fox, und er war einer der drei Mitglieder des Tribunals. Die beiden anderen hießen Ice und Price.«
    »Mein Vater war sehr idealistisch«, sagte Nathan leise.
    »Ich glaube, anfangs hob er die Briefe für künftige Generationen auf. Er dachte, er würde Heldentaten vollbringen – zum Wohle Englands. Aber nach einiger Zeit suchte das Tribunal nur noch seine eigenen Vorteile. Die drei schreckten vor nichts zurück, um ihre Macht zu vergrößern.«
    »Es war eine langsame Metamorphose«, fuhr Colin fort. »Die ersten Briefe endeten mit dem Motto ’Zum Wohle Englands’. Das änderte sich beim zehnten oder elften Brief. Von da an hieß es nur noch ’Zum Wohle des Tribunals’. Ice war der erste, der diese Worte unter seine Korrespondenz setzte. Und die anderen folgten seinem Beispiel. Da hatten sie bereits den Gipfel ihrer Korruption erreicht.«
    »Schon lange davor hatten sie begonnen, unabhängig zu agieren«, bemerkte Nathan.
    »Der Zweck heiligte alle Mittel«, erklärte Colin seinem Bruder. »Und solange sie sich einredeten, sie würden ihrem Land dienen, konnten sie ihre Machenschaften rechtfertigen.«
    »Diese Haltung gleicht deinen Prinzipien, Jade«, meinte Caine.
    Verwundert hob sie die Brauen. »Keineswegs. Ich bin nicht so wie mein Vater, und ich mißbillige seine Handlungsweise. Es ist zwar eine Sünde, so etwas zu sagen, aber ich empfinde nichts mehr für ihn. Er hat seinen Weg gewählt und ist ihn gegangen.«
    »Sein Vermögen und seine Ländereien wurden konfisziert«, betonte Caine.
    »Ja«, bestätigte sie und fragte sich, worauf er hinaus wollte.
    »Und das ist der Grund, weshalb du die Reichen bestiehlst. Also trittst du gewissermaßen in seine Fußstapfen.«
    »Nein!« rief sie empört.
    »Die Macht korrumpiert. Und absolute Macht korrumpiert absolut.«
    »Du brauchst nicht Machiavelli zu zitieren, Caine. Ich gebe ja zu, daß das Tribunal die absolute Macht anstrebte.«
    »Und das hast auch du getan.«
    »O nein!« schrie sie.
    »Sie hat es getan?« fragte Colin.
    Caine

Weitere Kostenlose Bücher