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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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niederrangiger Palastwächter. Jeder der Männer trug ein Schwert an der linken Hüfte, an der rechten eine klobige Holzkeule. Sie trugen keine Helme, sondern hatten sich schwarze Masken übergestreift, welche die untere Hälfte ihrer Gesichter verdeckten.
    »Was wollt ihr von mir?« Auf schwankenden, vor Erschöpfung schmerzenden Beinen stand Sano inmitten der Verfolger und schaute von einem der Männer zum anderen. Alle Hoffnung fiel von ihm ab, als er das frohlockende Funkeln in ihren Augen sah. »Warum habt ihr mich gejagt?«
    Stille. Nur das Knistern der Fackeln, der ruhelose Wind und das keuchende Atmen der Männer waren zu vernehmen. Dann ergriff ihr Anführer das Wort, dessen verzierter Waffenrock seinen höheren Rang erkennen ließ.
    »Du wirst die Jagd nach dem bundori- Mörder aufgeben«, sagte er, und seine Stimme klang dumpf unter der Gesichtsmaske hervor. Doch Sano konnte heraushören, daß der Mann es tödlich ernst meinte.
    Sano verspürte einen vagen Anflug hoffnungsvoller Erleichterung. Hatten die Männer ihn nur gejagt, um ihm diese Warnung zu überbringen?
    Plötzlich schleuderte der Anführer seine Fackel zu Boden und rückte auf Sano vor, wobei er die Keule von einem Haken an seiner Schärpe löste. Die anderen Männer taten es ihm gleich. Es gab keinen Zweifel an ihrer Absicht: Sie wollten ihr Opfer verprügeln, wollten es zum Krüppel schlagen oder gar töten, um den Nachforschungen über die bundori- Morde ein für allemal ein Ende zu machen.
    Mit einemmal strömte eine Woge frischer Energie durch Sanos Körper, und er wappnete sich für den Kampf. Seine Hand tastete nach dem Schwertgriff. Dann fiel ihm ein, daß es verboten war, auf dem Palastgelände ein Schwert zu ziehen. Er zögerte, obwohl der Selbsterhaltungstrieb ihn dazu drängte, sein Leben mit allen Mitteln zu verteidigen.
    Dieser winzige Augenblick der Unentschlossenheit wurde Sano zum Verhängnis. Bevor er das Schwert ziehen konnte, schlug der Mann zu seiner Rechten ihm die Keule auf den Unterarm. Sano stieß scharf den Atem aus, als der Schmerz wie eine Feuerlohe bis hinauf in die Schulter raste. Wieder versuchte er, das Schwert aus der Scheide zu ziehen, doch der Hieb hatte seine rechte Hand taub und steif werden lassen. Sano versuchte, mit der Linken an den Schwertgriff zu kommen, doch ein anderer Angreifer schmetterte ihm die Keule auf die Schulter. Sano taumelte nach hinten auf die Lichtung. Noch einmal versuchte er, nach seinem Schwert zu greifen – was ihm einen Schlag auf den Oberschenkel einbrachte.
    Nun drangen sämtliche Angreifer auf Sano ein, und ein Hagel von Schlägen prasselte auf ihn nieder. Ein Hieb gegen das Kinn schleuderte Sanos Kopf in den Nacken, wobei er sich die Zunge blutig biß. Ein weiterer Schlag in die Kniekehle fegte ihn beinahe von den Beinen. Der Mond und die Bäume huschten durch sein Sichtfeld, als er nach hinten kippte, doch er fiel nicht zu Boden, denn ein wuchtiger Hieb auf den Rücken schleuderte ihn wieder nach vorn.
    Indem er den Schwung ausnützte, senkte Sano den Kopf und rammte ihm einem Angreifer in die Magengrube, die durch den Waffenrock geschützt war. Beim Aufprall hatte Sano das Gefühl, der Schädel würde ihm bersten, doch der Mann stöhnte und fiel zu Boden. Sano warf sich auf den liegenden Körper. Die Verzweiflung verlieh ihm zusätzliche Kraft. Während Hände an seinem Kragen zerrten und ihn in die Höhe rissen, wrang er seinem Gegner die Keule aus der Hand. Seine Aufmerksamkeit fiel auf einen Flecken Licht in der Nähe. Sano packte die Fackel, als die Männer ihn auf die Beine zerrten.
    Mit einem wilden Ruck befreite er sich aus dem Griff, wirbelte herum und hämmerte die Keule aus der Drehung in eines der maskierten Gesichter. Er hörte das Splittern von Zähnen und ein schmerzerfülltes Aufheulen; der Getroffene ließ die Keule fallen und preßte sich beide Hände auf den Mund. Sano schlug mit der Fackel nach den anderen Männern. Drei wichen zurück, doch der Umhang des vierten ging augenblicklich in Flammen auf. Kreischend ließ der Mann sich fallen und wälzte sich am Boden, um das Feuer zu ersticken.
    »Aufpassen! Packt ihn!« Die anderen, die zurückgewichen waren, stürmten wieder vor. Einer zerschmetterte die Fackel mit einem gewaltigen Hieb in zwei Stücke, so daß Sano nur noch einen kurzen, nutzlosen Stummel in der Hand hielt.
    Im Kampf ohne Schwerter hatte Sano sich nie hervorgetan. Er wußte, daß seine einzige Chance auf Überleben in der Schnelligkeit, der

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