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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Streifenbeamte der Polizeitruppe von Edo. Beide trugen das kurzgeschnittene Haar niederrangiger Samurai, waren mit nur einem statt mit zwei Schwertern bewaffnet und trugen einen dünnen stählernen Stab mit zwei gekrümmten Dornen über dem Griffstück, die dazu dienten, die Schwertklinge eines Gegners abzufangen – es waren jitte , Verteidigungswaffen, die zur übliche Ausrüstung der dōshin gehörten. Ihre Helfer – Schläger, die mit Speeren und Keulen bewaffnet waren – standen neben ihnen. Sano fragte sich, ob die Polizei, die schließlich Erfahrungen auf dem Gebiet der kriminalistischen Arbeit besaß, auf sein Erscheinen gewartet hatte, bevor sie ihre Ermittlungen aufnehmen wollte.
    Widerwillig näherte Sano sich seinem alten Feind, verbeugte sich und sagte mit gezwungener Höflichkeit: »Guten Morgen, Hayashi- san . Weshalb stehen Eure Männer nur herum, statt hier Ruhe und Ordnung zu schaffen und mit den Nachforschungen über den Mord zu beginnen?«
    Hayashis schmales Gesicht wurde starr vor Zorn. »Sōsakan -sama .« Seine Stimme triefte von herablassender Höflichkeit, und er machte eine spöttische Verbeugung. »Ihr habt Euch tatsächlich aus den luftigen Höhen Eures neuen Wohnsitzes« – er hob den Blick und schaute zum Palast hinauf – »in diese schäbigen Niederungen begeben.« Wohin du eigentlich gehörst, besagte Hayashis Tonfall. »Aber weshalb erwartet Ihr von uns, daß wir Eure Arbeit tun?«
    Eine düstere Vorahnung keimte in Sano auf und verdrängte den Zorn über diese Beleidigung. »Der Shōgun hat mich mit der Aufklärung dieses Mordes beauftragt«, erwiderte er, »wobei mir allerdings die uneingeschränkte Unterstützung durch die Polizei zuteil werden soll.«
    Hayashi grinste hämisch. »Ich habe keine dahingehenden Befehle erhalten«, sagte er mit boshafter Freude und dem Beiklang der Gewißheit. »Meine Anweisungen lauten, diesen Fall allein in Euren überaus fähigen Händen zu belassen.«
    Er drehte sich um und winkte seinen Männern, ihm die Straße hinunter zu folgen. Die Menge machte ihnen eine Gasse frei. Sano erkannte mit hilflosem Zorn, daß die Befehle des Shōgun immer mehr verzerrt worden waren, als sie die verschiedenen Kanäle der Verwaltung durchlaufen hatten, bis von polizeilicher Unterstützung keine Rede mehr gewesen war. Und ohne die erforderlichen Genehmigungen hatte Sano nicht das Recht, Polizeikräfte zu befehligen. Andererseits konnte er es sich nicht leisten, auf die nötigen Papiere zu warten. Die Fährte des Mörders erkaltete bereits.
    »Ich bestehe darauf, daß Ihr mit mir zusammenarbeitet, Hayashi- san .« Sano versperrte dem yoriki den Weg und blickte ihm fest in die Augen.
    Vor Zorn blähten sich Hayashis Nasenflügel. » Okashii – lächerlich! Und jetzt macht mir den Weg frei!« Verstohlen huschten seine Blicke umher.
    Sano wußte, daß Hayashi nicht nachgeben wollte, besonders nicht vor den Augen seiner Männer und der Stadtbewohner. Doch ebensowenig wollte er riskieren, die möglichen Konsequenzen auf sich zu nehmen, einem hochrangigen Gefolgsmann des Shōgun den Gehorsam zu verweigern. Sano wußte zwar nicht, wie weit seine neu erworbene Macht reicht, doch er nützte seinen Vorteil. »Wir haben viel Arbeit zu erledigen. Laßt uns anfangen.«
    Mit wutverzerrtem Gesicht ruckte Hayashis Kopf zu einem der dōshin herum. »Tsuda. Du sorgst mir dafür, daß der sōsakan-sama die Hilfe bekommt, die er braucht.« Dann schritt er die überfüllte Straße hinunter zu seinem Pferd, dessen Rücken mit prächtigen Schabracken bedeckt war.
    Sanos Erleichterung schwand, als er in Tsuda jenen dōshin erkannte, der einst dabei geholfen hatte, ihm einen Mord anzuhängen. Jetzt reckte Tsuda sein vorstehendes Kinn noch weiter heraus, nachdem er dem davonschlendernden Hayashi einen vorwurfsvollen Blick zugeworfen hatte. Seine Hand umkrampfte die jitte , als würde er nichts lieber tun, als die Waffe sowohl gegen Sano, als auch gegen seinen Vorgesetzten zu erheben, der ihm eine so unerwünschte Last aufgebürdet hatte. Dann aber verzog sich Tsudas Gesicht zu einem Grinsen, das jedoch nicht minder beunruhigend war als seine gewohnt mürrische Miene.
    »He, du, Hirata«, sagte er zu dem anderen dōshin , »du wirst dem sōsakan-sama helfen.« Tsudas Tonfall ließ Sanos Titel wie eine Beleidigung klingen. Mit einem triumphierenden, anzüglichen Grinsen starrte er Sano an.
    Hirata trat vor. Er war Anfang Zwanzig, mit einem breiten, unschuldigen Gesicht und ernst blickenden

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