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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Blitz geblendet; der gleichzeitige Donnerschlag ließ den Himmel erbeben. Das Boot schlingerte. Chūgo stellte sich breitbeinig hin, um das Gleichgewicht zu wahren, und lehnte den Kammerherrn so bäuchlings gegen die Reling, daß Kopf und Schultern über dem Wasser hingen.
    »Nein, bitte, nein!«
    Gleich war der Feind vernichtet! Die herrlich strahlende Flamme des Triumphs loderte in Chūgo auf. Der Donner dröhnte wie Kriegstrommeln; die Blitze erhellten ein brennendes Schloß. Der Regen wurde zum Gesang der Soldaten, der Wind zum Schmettern von Kriegshörnern. Chūgo sah sich in die Schlacht reiten und Fürst Oda eine weitere Trophäe überreichen. Mit dem Körper drückte er Yanagisawa gegen die Reling; dann packte er den Zopf des Kammerherrn, riß ihm den Kopf in den Nacken und entblößte die Kehle. Er zog sein Kurzschwert.

    Sano, der sich noch immer an der Reling festklammerte, spähte über das Heck. Entsetzen packte ihn, als er niemanden entdeckte. Warum bediente Chūgo nicht die Segelleinen? War er über Bord gesprungen? Hatte er Yanagisawa zurückgelassen und dem sicheren Tod ausgeliefert? Plötzlich hörte Sano gellende Schreie aus der Richtung des Steuerborddecks.
    »Nein, Herr, verschont mich, ich flehe Euch an!«
    Sano zog sich an Bord und stürzte auf dem Deck, auf dem knöcheltief das Wasser stand, erschöpft zu Boden. Er versuchte zu Atem zu kommen und Kraft zu sammeln. Sein durchgefrorener Körper zitterte heftig im kalten Wind. Als er aufstehen wollte, fiel er zweimal wieder hin, bevor er endlich auf die Beine kam. Dann bewegte er sich, an die Kajütenwand gestützt, mit schwankenden Schritten in die Richtung, aus der er Yanagisawas Stimme vernahm.
    Der Schreck riß Sano aus seiner Benommenheit und erweckte frische Kräfte in seinem Inneren, als er Chūgo sah, der Yanagisawa die Klinge an die Kehle hielt und ihn über die Reling drückte. Sano zog sein Schwert. Auch wenn er Chūgo lieber lebend fassen wollte – er würde ihn töten, um Yanagisawa zu retten.
    »Chūgo!« rief er über den Wind, den Regen und das Flehen Yanagisawas hinweg. Dann stürmte er vor.
    Der Kammerherr schrie noch immer. Chūgos Kopf ruckte herum. Seine Augen waren schmale Schlitze, sein Mund ein starrer Strich wie am Gesichtsschutz eines Helmes. Sano hob das Schwert mit beiden Händen, doch bevor er zuschlagen und Chūgo Gesicht und Schulter aufschlitzen konnte, krängte das Boot. Sano verlor das Gleichgewicht und taumelte zur Seite. Die Bewegung des Bootes riß auch Chūgo und Yanagisawa von der Reling fort. Der Hauptmann der Wache ließ seinen Gefangenen auf Deck fallen. Mit blitzartigen, fließenden Bewegungen, die Sano kaum verfolgen konnte, schob Chūgo das Kurzschwert in die Scheide und zog das andere, lange Schwert. Dann stürmte er mit wirbelnden, kreiselnden Klingen auf Sano zu.
    Sano erlangte das Gleichgewicht wieder, wich zur Seite aus und parierte einen Stoß des Gegners, doch zu spät: Chūgos Klinge schlitzte ihm den linken Oberarm auf. Ein Blutschwall wärmte Sanos kalte Haut. Er sprang gerade noch rechtzeitig zurück, um einem Hieb Chūgos nach seinem Hals auszuweichen, und attackierte seinerseits, doch seine Reflexe waren gefährlich langsam. Geistige Energie konnte die Schwäche eines erschöpften Körpers nicht gänzlich wettmachen. Mühelos parierte Chūgo jeden Schlag Sanos, hieb und stieß dabei immer wieder nach dem Gegner und trieb Sano nach hinten auf das Heck. Das Boot schwankte, als es stromabwärts jagte, und schleuderte Sano auf Chūgo zu. Sano erkannte immer deutlicher, daß er dem Hauptmann mit der Waffe nicht gewachsen war, und versuchte nun durch Worte, ihn zur Vernunft bringen.
    »Gebt auf, Chūgo«, stieß er keuchend hervor. »Selbst wenn Ihr mich tötet, kommt Ihr nicht davon. Erst recht nicht, wenn Ihr dem Kammerherrn etwas zuleide tut. Die Armee wird Euch jagen und stellen. Und wenn Ihr keine Geisel mehr habt, gibt es für die Soldaten keinen Grund mehr, Euer Leben zu schonen.«
    Chūgo führte einen tief angesetzten Schlag, der Sanos Wade aufschlitzte. Nur Sanos instinktiver Sprung nach hinten bewahrte ihn vor einer schweren Wunde am Bein. Doch seine Verzweiflung wuchs, denn er hatte den Hieb sofort als eine jener Schlagtechniken erkannt, die Chūgo bei den Waffenübungen mit den Strohpuppen gezeigt hatte. Doch Sano war zu schwach, um schnell genug reagieren zu können. Seine einzige Waffe gegen die überlegene Kraft dieses Verrückten war seine Klugheit.
    Chūgos Angriffe trieben

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