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Die Rache des Samurai

Die Rache des Samurai

Titel: Die Rache des Samurai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laura Joh Rowland
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Sano auf das Backborddeck und nach vorn zum Bug. Noch immer verzweifelt die Schläge des Gegners parierend, umkreiste Sano das Vorderdeck. Beinahe im Unterbewußtsein fiel ihm auf, daß das Segel in einem Bogen herumschwang, sobald das Boot sich von einer Seite zur anderen neigte. Mit einem wilden Sprung zur Seite, der ihm beinahe die Lungen zerriß, zwang Sano den Gegner, sich zu drehen und nun mit dem Rücken zum Segel zu kämpfen. Sanos Schwert zuckte vor und schlitzte Chūgos Schulter auf. Dann duckte er sich ab, wich zurück und stolperte über den Anker. In diesem Augenblick fuhr eine Böe ins Segel und schleuderte es herum. Der Baum schmetterte Chūgo in den Rücken; er taumelte. Sano sprang auf und hieb nach Chūgos Schwerthand, doch eine Welle hob das Boot empor, so daß Sano erneut das Gleichgewicht verlor und die Klinge nur Chūgos Knöchel ritzte. Dennoch ließ der Hauptmann die Waffe fallen. Sofort sprang Sano vor – um im gleichen Moment vom schwankenden Boot nach hinten geschleudert zu werden.
    Sanos Füße schlidderten über das überflutete Deck. Instinktiv riß er die Arme hoch. Als er gegen die Kajüte prallte, war Chūgo schon bei ihm. Mit einer Hand packte er Sanos Kehle, die andere krampfte sich um das Handgelenk des Gegners, so daß Sano sein Schwert nicht mehr benützen konnte. Wieder schwankte das Boot heftig. Sano und Chūgo wurden nach vorn geworfen, und mit einer geschickten Drehung riß Chūgo den Gegner herum, so daß nun Sano mit dem Rücken zum Segel stand. Die Gegner taumelten nach hinten, am herumschwingenden Segel vorbei zum Bug. Sano prallte mit dem Rücken gegen die Reling und versuchte, Chūgo abzuschütteln. Doch der Hauptmann verstärkte den Druck auf Sanos Kehle und zwang den Kopf des Gegners in den Nacken.
    Sano keuchte und mühte sich verzweifelt, mit der linken Hand den Griff Chūgos zu sprengen, während er mit der Rechten das Schwert freizubekommen versuchte. Doch immer weiter wurde er von Chūgo nach hinten über die Reling gedrückt. Wie aus der Ferne hörte Sano die Schreie Yanagisawas. Der Regen strömte ihm übers Gesicht in den weit aufgerissenen Mund und prasselte ihm in die Augen. Über sich sah er den Gewitterhimmel, der plötzlich von einem hoch aufragenden Bogen verdunkelt wurde, der aus überkreuzten und parallelen Holzbohlen bestand: Das Boot trieb unter der Ryōgoku-Brücke hindurch. Sano hatte nun keine Kraft mehr, Chūgo Widerstand zu leisten. Seine Füße hoben sich vom Deck …
    Mit einem plötzlichen, markerschütternden Krachen, das Sano im ersten Augenblick für einen Donnerschlag hielt, kam das Boot zum Stehen. Sano erkannte gerade noch, daß es gegen einen der Stützpfeiler der Brücke geprallt war, als er und Chūgo auch schon von der Wucht des Zusammenstoßes über die Reling geschleudert wurden. Sie fielen …
    Als er in den Fluß stürzte, spürte Sano den Aufprall bis in die Knochen. Er keuchte und gurgelte, als das kalte Wasser über seinem Kopf zusammenschlug. Er trat mit den Beinen, ruderte wild mit den Armen, um sich hinauf zur Oberfläche zu kämpfen, doch Chūgo hielt Sanos Handgelenk gepackt und drehte es. Der Schmerz durchraste Sanos Arm; er ließ das Schwert los. Dann schloß Chūgo beide Hände um die Kehle des Gegners, schüttelte ihn und drückte seinen Kopf immer wieder unter Wasser.
    Das Blut donnerte in Sanos Ohren, als er versuchte, Chūgos Hände fortzuzerren. Doch sie saßen fest wie Eisenklammern, gaben keinen Deut nach. Sano wand sich und drosch mit den Fäusten auf Chūgo ein. Durch das Wasser, das sprudelnd vor seinen Augen wirbelte, sah er das Gesicht des Gegners: verzerrt, die Zähne gefletscht, die Augen starr, war es das Antlitz eines Wahnsinnigen.
    Die Brücke schien über Sano zu schwanken, während das Boot vom wirbelnden Wasser herumgedreht wurde. Verzweifelt machte Sano sich schlaff, sank in die Tiefe und zog Chūgo mit sich unter Wasser. Gleichzeitig griff er nach dem Kurzschwert an seiner Hüfte.
    Doch der Hauptmann der Wache ahnte offenbar, was Sano vorhatte; er ließ den Hals des Gegners los und packte dessen Hand. Zusammen schossen sie beide in die Höhe, durchbrachen die Wasseroberfläche. Sano holte tief und keuchend Luft, bevor eine Welle über ihn hinwegspülte. Er bekam sein Schwert zu fassen, doch Chūgo hielt eisern seine Hand fest. Die muskulösen Beine des Hauptmanns schlossen sich um Sanos Hüften; die freie Hand preßte er auf Sanos Gesicht, drückte mit quälender Langsamkeit den Kopf des Gegners

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