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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ganzen Tag noch nicht blicken lassen! Wisst ihr was von ihm?«
    »Nein«, sagten die beiden wie aus einem Munde. »Catarella!«
    Catarella kam herbeigerannt und nahm die Kurve ins Zimmer so knapp, dass er sich um ein Haar am Türrahmen die Nase gebrochen hätte. Er war ganz entsetzt. »Beddra Matre, bin ich erschrocken!«
    »Weißt du was von Dottor Augello?«
    »Von ihm persönlich selber? Nein.«
    Der Commissario wählte Mimis Nummer zu Hause. Nach einer Weile meldete sich Mimis Verlobte Beba, die Montalbanos Stimme gleich erkannte.
    »Salvo, bist du das? Danke, es geht ihm besser. Der Arzt war da.«
    »Was hat er denn?«
    »Eine Blasenentzündung. Das habe ich Catarella heute Morgen aber gesagt.«
    »Wenn ich es schaffe, komme ich vorbei.«
    Er legte auf und sah Catarella an. »Warum hast du mir nicht ausgerichtet, dass Signorina Beba angerufen und Bescheid gegeben hat, dass Mimi krank ist?«
    Catarella schien aufrichtig geschmerzt und überrascht. »Krank ist er? Mir hat die Signorina irgendwas von Zündung gesagt, und ich hab nichts verstanden.«
    »Sie hat nichts von Zündung gesagt, sondern von Blasenentzündung. Ist ja auch egal, aber warum hast du jetzt nichts gesagt, als ich dich gefragt habe?«
    »Weil Sie mich gefragt haben, ob Dottor Augello persönlich selber mit mir geredet hat. Und am Telefon hat doch seine Verlobte mit mir telefoniert.«
    Montalbano legte den Kopf in die Hände. Catarella traten fast die Tränen in die Augen.
    »Ich schwör's, Dottori! Sie hat nichts von krank gesagt, sie hat bloß was von Zündung gesagt!«
    »Bitte!«, sagte der Commissario. »Geh in dein Zimmer.«
    »Und wie geht's jetzt weiter?«, fragte Fazio. »Hast du die Namen aus Piccolos Büro aufgeschrieben, wie ich dir gesagt hatte?«
    »Ja, Dottore.«
    »Wie viele sind es?«
    »Fünf. Ich hab sie drüben. Soll ich den Zettel holen?«
    »Nicht nötig. Sieh zu, dass du mit einem von diesen Leuten sprechen kannst. Versuch herauszukriegen, welchen Zins Piccolo verlangte, was für ein Typ er war, wie er sich verhielt, wenn jemand nicht zahlte. Morgen Früh will ich was von dir erfahren.«
    »Und ich?«, fragte Galluzzo.
    »Grazias Befragung, die Gribaudo für jetzt anberaumt hatte, lassen wir bleiben. Wenn ich Näheres von ihr wissen will, sag ich's dir. Und du versuch doch, so gut es geht, das Vertrauen des Mädchens zu gewinnen. Wenn sie sich in Ruhe mit einem Freund unterhalten kann, fällt ihr vielleicht das eine oder andere wichtige Detail ein. Wir sehen uns morgen. Ich schaue auf einen Sprung bei Augello vorbei.«
    Als er allein war, merkte er, dass er keine Lust hatte, bei Augello vorbeizuschauen. Mimi konnte wegen eines eingewachsenen Nagels jammern, als läge er im Sterben, und dann erst bei einer Blasenentzündung! Und Montalbano ertrug es nicht, wenn Augello sich so benahm. Er rief noch mal an. Beba meldete sich. »Mimi schläft.«
    »Dann stör ihn nicht. Ich wollte dir nur sagen, dass ich nicht kommen kann. Richte ihm aus, er soll bald wieder gesund werden. Ich brauche ihn. Wir ermitteln in einem Mordfall.«
    »Der Wucherer?«
    »Ja. Woher weißt du das?«
    »Ein lokaler Fernsehsender hat darüber berichtet.«
    Als er das Kommissariat verließ, gelüstete es ihn ebenso plötzlich wie überwältigend nach einem Teller Pasta mit pesto alla trapanese, einem Gericht, das zuzubereiten
    Adelina sich aus unerfindlichen Gründen weigerte. Als er am Supermarkt ankam, waren die Rollläden halb heruntergelassen. Er schlüpfte unten durch und stand Signor Aguglia, dem Geschäftsleiter, gegenüber. »Commissario! Sie wünschen?«
    »Ich brauchte ein Glas pesto alla trapanese.«
    »Warten Sie, ich hole Ihnen eins.«
    Die Lichter im Supermarkt waren zu drei Vierteln gelöscht, an den Kassen saß niemand mehr. Aguglia kam mit dem Glas zurück.
    »Bitte sehr. Sie können nächstes Mal zahlen. Heute war ein schlimmer Tag, ununterbrochen haben empörte Kunden angerufen.«
    »Wieso das?«
    »Weil Dindo nicht zur Arbeit erschienen ist, er hat die Kundschaft nicht beliefert.«
    Dindo war ein hoch aufgeschossener Zwanzigjähriger mit dem Hirn eines Zehnjährigen und immer unterwegs, um in Vigata und Umgebung die Waren des Supermarkts auszufahren. »Der kriegt morgen was von mir zu hören!«
Kapitel 3
    In Marinella kochte er Nudeln, goss sie ab, tat sie auf den Teller, kippte das ganze Glas Sauce darüber (für vier Personen< stand darauf), setzte sich an den Küchentisch und ließ es sich schmecken. Im Kühlschrank fand er von Adelina

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