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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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dir sechs Monate später Tausend abgeknöpft. Und er war nicht nur ein Blutsauger, sondern auch ein Schwein.«
    »Inwiefern?«
    »Er verging sich an Frauen, die in Not waren. Anscheinend hat er keine ausgelassen. Bevor er ihnen Geld lieh, wollte er eine Anzahlung in Naturalien auf die Zinsen.«
    »Hast du mit den Personen von der Liste sprechen können?«
    »Das ist gar nicht so einfach. Die Ärmsten, die in die Fänge solcher Leute geraten, schämen sich einerseits und andererseits haben sie Angst. Ich konnte nur mit zwei von denen reden. Eine, die Witwe Colajanni, hat gesagt, sie würde meine Fragen nicht beantworten, weil sie dem Mörder nicht schaden wollte. Können Sie sich das vorstellen? Die andere heißt Raina, sie hatte einen Obst-und Gemüseladen, und Piccolo hat sich das Obst, das Gemüse, den ganzen Laden und ihre Unterhosen einverleibt.«
    »Wenn er Frauen missbrauchte, gehört auf die Liste der möglichen Täter außer denen, die er gerupft hat, demnach auch so mancher eifersüchtige Ehemann oder Bruder.«
    Fazio kniff die Augen zusammen.
    »Dann glauben Sie also nicht, dass wir es mit einem Einbruch zu tun haben, der in einen Mord ausgeartet ist.«
    »Warum, denkst du vielleicht, es sei ein Einbruch, der in einen Mord ausgeartet ist?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht. Hältst du mich für blöder als dich?« »Das würde ich mir nie erlauben.«
    »Hast du erfahren, wie Piccolo sich verhielt, wenn jemand sich wehrte und sich nicht länger das Blut aussaugen lassen wollte?«
    Fazio zog eine Grimasse.
    »Er schickte jemand, und die zahlten, da war nichts zu wollen.«
    »Und wer ist dieser jemand?«
    »Das wollten sie mir nicht sagen, Dottore. Sie haben Angst, mit dem Kerl ist wohl nicht zu spaßen. Aber Sie werden sehen, in vierundzwanzig Stunden weiß ich alles über ihn.«
    »Das bezweifle ich nicht. Hat Montelusa den Hausschlüssel geschickt?«
    »Ja, ich hab ihn drüben. Aber ich kann Ihnen gleich sagen, dass es keinen Sinn hat, sich Piccolos Schlafzimmer anzusehen. Erst die Spurensicherung, dann Dottor Pasquano, später die Leute, die den Toten weggebracht haben. Nichts ist mehr an seinem Platz.«
    »Weißt du denn noch, wie es war, als du gekommen bist?«
    »Natürlich.«
    »Lass dir von der Spurensicherung die Fotos schicken, die sie aufgenommen haben, bevor sie alles auf den Kopf gestellt haben. Die könnten uns weiterhelfen.«
    »Ich rufe gleich an.«
    »Und wenn du schon am Telefon bist, ruf doch gleich Jachino an, den Schmied.«
    »Wozu?«
    »Ich will den Tresor in Piccolos Büro öffnen lassen.«
    »Da brauchen wir keinen Schmied. Dottor Gribaudo hat den Schlüssel gefunden. Aber er hat den Tresor nicht geöffnet. Das wollte er am nächsten Tag machen. Dann kam er nicht mehr dazu. Er hat uns den Schüssel geschickt.«
    »Braucht man da keine Kombination?«
    »Ach was, Dottore. Diese Truhe von Tresor ist bestimmt über zweihundert Jahre alt! Ich ruf jetzt die Spurensicherung wegen den Fotos an.«
    Nach einer Weile kam er zurück, mit mürrischem Gesicht.
    »Ich habe mit Scardocchia gesprochen, dem Stellvertreter von Arqua, er hat gesagt, dass er es seinem Chef gleich ausrichtet. Als er sich wieder meldete, sagte er, es tut ihm Leid, aber sie brauchen die Fotos noch.«
    Montalbano fluchte leise. Dann telefonierte er. »Hier ist Montalbano. Gib mir Arqua.«
    Er hatte lange nicht mit ihm gesprochen und wusste daher nicht mehr, ob sie sich duzten oder siezten. Das Problem, wenn es überhaupt eins war, löste Arqua. »Was kann ich für Sie tun, Montalbano?«
    »Sie wissen, dass mir der Fall Piccolo übertragen wurde?«
    »Ja.«
    Ein widerwillig durch die Zähne gepresstes Eingeständnis.
    »Ich weiß, dass Sie das bedauern, aber so ist es nun mal. jetzt will es der Zufall, dass Staatsanwalt Tommaseo, der die Ermittlungen führt, gerade bei mir ist. Er braucht dringend diese Fotos. Wenn Sie sich einen Augenblick gedulden und am Apparat bleiben, können Sie mit ihm sprechen, sobald er von der Toilette zurück ist. Ich bin so frei, Sie darauf hinzuweisen, dass er wegen Ihrer Antwort ziemlich sauer ist. Ah, da kommt er ja. Jetzt können Sie selbst mit ihm sprechen.«
    »Das ist nicht nötig. Grüßen Sie Dottor Tommaseo von mir. Ich lasse die Bilder sofort mit einem Wagen bringen. Scardocchia hatte das nicht richtig verstanden.«
    »Brauchen Sie die Fotos doch nicht?«
    »Schon, aber wir können sie noch mal abziehen.«
    »Ausgezeichnete Idee«, sagte der Commissario und legte auf.
    »Und wenn der Bluff

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