Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
Vom Netzwerk:
Brüche und Verletzungen auf, die bei einem Sturz aus zwanzig Meter Höhe plausibel sind. Ob der Sturz kein Zufall war und jemand nachgeholfen hat, das kann keine Obduktion jemals feststellen. Verstehen Sie?«
    Er kicherte.
    »Wieso wenden Sie sich wegen weiterer Auskünfte nicht an Maresciallo Verruso? Soll ich ihn verständigen, dass Sie ermitteln?«
    »Danke«, sagte Montalbano barsch und wandte sich zum Gehen. Da hielt Pasquanos Stimme ihn zurück, und er drehte sich noch mal um.
    »Etwas hat mich doch stutzig gemacht. Und Verruso werde ich das auch sagen. Er ging regelmäßig zur Pediküre.«
    Montalbano machte ein überraschtes Gesicht. Dottor  Pasquano breitete die Arme aus, um ihm zu bedeuten, dass es nun mal so sei und er nichts daran ändern könne.
    Der Commissario dachte, dass Nicolo Zito inzwischen im Büro sein könnte. Er hatte kein Handy, deshalb parkte er an einer Telefonzelle, oder besser vor einem dieser Aufhänger unter freiem Himmel, an denen man pitschnass wird, wenn es regnet; zwei Telefone hingen daran. Die natürlich besetzt waren. An einem kreischte eine Schwarze wie irr in einer unverständlichen Sprache. Am anderen stand ein siebzigjähriger Bauer mit Schiebermütze, den Hörer ans Ohr geklebt, und sagte gar nichts, keinen Mucks, sondern hörte nur zu. Nach fünf Minuten, in denen das Gekreisch der Schwarzen immer wütender wurde, sagte der Bauer >hm< und hörte dann weiter zu. Es war zwecklos. Montalbano setzte sich wieder ins Auto und hielt an einem anderen Telefonhaken. Beide Apparate waren frei. Er stürzte auf den einen zu und sah, dass das rote Lämpchen leuchtete, das Telefon war kaputt. Das zweite funktionierte, allerdings stellte der Commissario nach hektischer Suche fest, dass er keine Karte dabeihatte. Während er nach einem Tabakladen Ausschau hielt, trat ein Mann an das andere Telefon und fing in aller Ruhe an zu sprechen. Unbändige Wut stieg in Montalbano hoch. Was hatte dieses Telefon gegen ihn? Warum hieß es erst, es sei kaputt, und dann funktionierte es bei jemand anderem tadellos? Er knallte den Hörer mit solcher Wucht auf die Gabel, dass er abprallte und hinunterfiel. Fluchend warf der Commissario ihn an seinen Platz zurück und setzte sich ins Auto. Er wollte gerade den Motor anlassen, als der Mann, der vorher telefoniert hatte, zum Seitenfenster hereinsah. Er war um die fünfzig, hager, mit Brille, sehr erregt, streng. »Was ist?«
    »Sie sollten sich besser benehmen.« »Wieso, was habe ich Ihnen denn getan?«
    »Mir nichts. Aber Sie waren kurz davor, öffentliches Eigentum zu beschädigen. Sie hätten das Telefon fast kaputtgemacht.«
    Er hatte natürlich Recht. Aber Montalbano schluckte die Standpauke nicht. Wenn der Streit haben wollte, bitte sehr. Er öffnete die Tür, stieg langsam aus dem Auto, stellte sich fest auf beide Beine und sah dem gleichaltrigen Mann in die Augen.
    »Ich warne Sie, tun Sie nichts Unüberlegtes. Ich bin Maresciallo bei den Carabinieri«, sagte der.
    Montalbano erstarrte. Das hatte gerade noch gefehlt, eine Schlägerei zwischen einem Polizeikommissar und einem Maresciallo der Carabinieri. Und wer wäre wohl dazwischengetreten, die Finanzpolizei vielleicht? Am besten beendete er die Sache gleich.
    »Bitte entschuldigen Sie, ich war sehr nervös und.«
    »Ist schon gut, fahren Sie nur.«
    »Darf ich Sie was fragen, Maresciallo?«
    »Bitte.«
    »Wie können Sie mit einem kaputten Apparat telefonieren?«
    »Telefonieren? Ich habe nicht telefoniert. Ich habe geflucht, weil die Verbindung nicht zustande kam. Erst dann ist mir das rote Lämpchen aufgefallen.«
    »Dann waren Sie also auch wütend.«
    »Schon, aber ich habe nicht versucht, das Telefon zu demolieren.«
    »Ja, Commissario, Dottor Zito war im Büro, er hat eine Blumenvase zerschmissen, ein paar Unterlagen auf den
    Boden geknallt und ist dann wieder gegangen. Wenn er Zahnschmerzen hat, ist er schlimmer als der rasende Roland.«
    »Hat er gesagt, was er vorhat?«
    »Dass er sich ins Meer stürzt. Das sagt er immer. Ich glaube nicht, dass er noch mal kommt, er lässt sich für die Nachrichten von Dottor Giordano vertreten. Aber wenn ich Ihnen vielleicht weiterhelfen kann.«
    Nicolos Sekretärin war ein Goldstück: eine hübsche Dreißigjährige, die Montalbano sehr zugetan war.
    »Ja, gestern Abend hat Nicolo doch so einen guten Bericht über Arbeitsunfälle gebracht.«
    »Soll ich Ihnen eine Kopie machen lassen?«
    »Ja, aber was ich brauche, ist ein bisschen komplizierter. Nicolo

Weitere Kostenlose Bücher