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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Signor Siracusa klang mit einem Mal freundlich, höflich, geradezu dankbar für die erwiesene Ehre.
    »Ah, Commissario, Sie sind es? Entschuldigen Sie, aber ich bin erst vor zwei Stunden nach Hause gekommen, ich habe auf dem verdammten Flug von Indien hierher eine schlaflose Nacht verbracht. Sie werden es nicht glauben, aber um zehn Uhr morgens bin ich in Bombay an Bord gegangen und. Aber bitte entschuldigen Sie, wenn ich einmal angefangen habe zu reden. Was wollten Sie denn von mir?«
    »Nichts.«
    »Was soll dann der Scheiß?«, rief Signor Siracusa, während der Commissario auflegte. Fazio kam zurück.
    »Wie ich es mir dachte, Commissario. Verruso war dort.«
    »Das bedeutet, dass wir draußen sind.«
    »Das kann man so sehen.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir sind halb draußen und halb drin, Dottore. Draußen, weil es nicht unser Fall ist, drin, weil wir Kenntnis von etwas haben, was Verruso nicht weiß. Nämlich dass es kein Unfall, sondern Mord war. Außer es war doch ein Unfall, und dieser Signor Siracusa ist ein Hellseher.«
    »Und?«
    »Wir haben nur zwei Möglichkeiten: Entweder wir verbrennen den Brief und tun, als hätten wir ihn nie gekriegt, oder wir überwinden unseren inneren Schweinehund, das muss man in so einem Fall nämlich, und schicken den Brief an die Carabinieri, mit den besten Empfehlungen von der Polizei.«
    Montalbano schwieg nachdenklich. Da kam Augello herein, der sofort merkte, dass etwas in der Luft lag. »Was ist denn hier los?«
    Montalbano erzählte ihm alles. Das Ergebnis war, dass Augello ebenfalls nachdenklich schwieg. Nach einer Weile sagte er:
    »Wir halten uns bedeckt, ohne dass Verruso dadurch in Verzug gerät. Wir müssen uns gegenüber den Carabinieri unbedingt fair verhalten.«
    »Und was sollen wir machen?«, fragte Fazio. »Wir werden selber aktiv, forschen ein bisschen nach, sehen zu, wie sich alles anlässt. Wenn es sich gut anlässt, das heißt, wenn wir wissen, dass wir etwas in der Hand haben, machen wir weiter, und dann sorgt der liebe Gott dafür, dass sich die Situation zwischen uns und den Carabinieri klärt. Wenn wir aber mit dem Kopf gegen eine Wand  rennen.«
    Er unterbrach sich. Montalbano fuhr an seiner Stelle fort:
    ». überlassen wir die Angelegenheit den Carabinieri, dann sollen die sich drum kümmern. Mimi, welche Bedeutung hat für dich denn das Wort >fair    »Genau die gleiche wie für dich«, gab Mimi zurück. Daraufhin verteilte der Commissario die Aufgaben. Sie drei allein würden die Sache in die Hand nehmen, da durfte kein Staub aufgewirbelt werden, sie mussten still und heimlich vorgehen, nichts, aber auch gar nichts, durfte dem Mörder oder, noch schlimmer, den Carabinieri zu Ohren kommen. Fazio sollte in der Via Madonna del Rosario 38 überprüfen, ob dort ein gewisser Attilio Siracusa wohnte oder ob ihn jemand kannte. Fazio wollte etwas sagen, aber der Commissario kam ihm zuvor. »Ich weiß, dass es Zeitverschwendung ist. Der Name ist erfunden, genau wie die Adresse. Aber es muss geklärt werden.«
    Mimi sollte mit dem Briefumschlag aufs Postamt gehen. Es konnte ja nicht viele Leute geben, die einen Eilbrief von Vigata nach Vigata schickten. Er sollte sich den Quittungsabschnitt geben lassen, den der Absender ausgefüllt hatte, und den Postbeamten fragen, ob er sich erinnern könne, wer den Brief aufgegeben habe. Ganz beiläufig und in aller Freundschaft sollte er sich außerdem erkundigen, wieso ein beschissener Eilbrief für nicht mal einen Kilometer drei Tage brauchte. »Und du?«
    »Ich fahre nach Montelusa. Ich will mit Pasquano reden.«
    »Wie bitte? Gehen Sie den Leichen anderer Leute jetzt auch noch auf den Wecker?«
    »Nein, nein, Dottor Pasquano, wissen Sie, es handelt sich um eine statistische Studie, die das Ministerium angefordert hat, und da.«
    »Darüber, wie viele albanische Bauarbeiter jedes Jahr in Italien vom Gerüst fallen?«
    »Nein, Dottore, die Studie untersucht.«
    »Jetzt hören Sie mal her, Montalbano, ich lasse mich von Ihnen nicht verarschen. Wenn Sie von mir was erfahren wollen, dürfen Sie mir keinen Quatsch erzählen. Reden Sie Klartext.«
    »Also, Dottore, wir untersuchen in Vigata einen Einbruch bei einem Juwelier, in den möglicherweise, wohlgemerkt möglicherweise, dieser Puka verwickelt ist. Wir haben den Verdacht, dass er von seinen Komplizen ausgeschaltet wurde, das ist es.«
    Es klappte. Dottore Pasquano schien sich abgeregt zu haben. »Tja, was soll ich dazu sagen. Die Leiche des armen Kerls wies

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