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Die Rache des schönen Geschlechts

Titel: Die Rache des schönen Geschlechts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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wahrscheinlich ein Umkleideraum für die Arbeiter. Montalbano sah sich alles noch eine Weile an, aber nichts rührte sich; die Baustelle war sicher verlassen, außer jemand schlief in einer der Baracken. Schwarze Wolken verhüllten den Himmel, in der Ferne rumpelte es schon. Montalbano fuhr den Weg hinunter und blieb vor der Durchfahrt stehen. Auf einer großen Tafel stand, dass es sich um den Bau einer Villa für »Wohnzwecke« handelte und der Eigentümer ein gewisser Giacomo Di Gennaro war. Darunter die Nummer der Baugenehmigung; der Name des Bauunternehmens, die Firma Santa Maria von Alfredo Corso; der Bauleiter, Architekt  Mario Mattia Manfredi Montalbano stieg aus, hob ein Band mit der Hand hoch, drückte ein anderes mit dem Fuß hinunter, und schon befand er sich innerhalb des Bauzauns. Er ging zu der kleinen Baracke, deren Tür mit einem Riegel verschlossen war, auch die Tür der größeren Baracke war verriegelt, allerdings gab es hier zwei kleine Fenster, und das eine stand halb offen. Er lief an dem Gerüst entlang und fand schnell die Stelle, wo der arme Puka aufgeschlagen war, denn die Konturen eines Körpers waren auf die Erde gezeichnet und der Staub war da, wo der Kopf gelegen hatte, dunkel vom Blut.
    Der Commissario blickte nach oben: Etwa in der fünften Etage fehlte eine äußere Laufbohle. Und unten lag das entzweigebrochene Brett neben den Körperumrissen. Er hockte sich hin und prüfte die Bruchlinie des Brettes: Sie war ausgefranst, unregelmäßig, nichts wies darauf hin, dass man es präpariert hatte. Außerdem war das Brett alt. Die Szene sollte so aussehen, als sei Puka auf den Laufbohlen gegangen und dann abgestürzt, als plötzlich ein Brett durchbrach.
    Moment mal, überlegte der Commissario, wenn es so aussehen sollte, hatte der Mörder dann bedacht, dass Puka auf den darunter liegenden Bohlen hätte landen können und mit einem großen Schrecken und relativ unbeschädigt davongekommen wäre?
    Der so genannte Unfallhergang musste anders gewesen sein, sicherlich hatte der Täter an dieses Problem gedacht, aber das war nur festzustellen, wenn man wie ein Affe das Gerüst bis zum fünften Stock hinaufkletterte. Sehr witzig. Ich muss rauskriegen, was die Zeugen den Carabinieri erzählt haben, sagte er sich, Fazio hat bestimmt einen guten Spion bei denen.
    Das war sein letzter Gedanke. Erbarmungslos brach die Sintflut in Gestalt eines Hagels mit so dicken Körnern los, dass sie wie Steine auf seinen Kopf prasselten. Fluchend rannte Montalbano Richtung Auto, schlüpfte zwischen den Trassierbändern hindurch, riss die Tür auf, setzte sich ins Auto, ließ den Motor an. Und fuhr nicht los. Er fuhr nicht los, weil seine Füße sich weigerten, auf die Pedale zu drücken, sein Hintern saß schwer wie ein Betonklotz auf dem Sitz, sein ganzer Körper wehrte sich, er wollte diesen Ort nicht verlassen. »Ist ja gut«, sagte Montalbano zu sich selbst. Und als wollte er seinen Füßen und seinem Hintern beweisen, was er für Absichten hatte, lenkte er leicht zu der Durchfahrt hin. Sofort spürte er, dass er wieder normal wurde. Der Hagel hatte zugenommen, der Commissario brauchte den Scheibenwischer gar nicht einzuschalten, es hätte nichts genützt. Blind fuhr er drauflos, zerriss mit dem Auto die Trassierbänder und erreichte die große Baracke. Er hielt so nah wie möglich neben dem offenen Fenster, dann fasste er sich ein Herz, stieg aus und kletterte, wobei er ausrutschte, fluchte, sich schmutzig machte, auf die Motorhaube und schwang sich durch das Fenster. Bei der Landung prellte er sich die Schulter. Montalbano heulte auf vor Schmerz. Völlig durchnässt rappelte er sich hoch. In der Baracke war es stockfinster, bei dem Unwetter war es um fünf Uhr nachmittags dunkel. Nun hatte er gehorcht, was redete ihm sein Körper da noch ein? Sein Körper redete ihm gar nichts ein. Warum hatte er ihn dann da hineingeschickt? Montalbano fühlte sich wie in einer Trommel, die von Hunderten von Trommlern geschlagen wurde, das kam von dem Hagel auf dem Blechdach. Betäubt, blind und unter Schmerzen, die Arme vorgestreckt wie ein Schlafwandler, ging er drei Schritte und war aus irgendeinem Grund überzeugt, dass die Baracke leer sei. Also ging er schnell auf die Tür zu und schlug sich dabei heftig das linke Bein an der Kante einer Holzbank an. Genau an der Stelle, an der er sich zwei Tage vorher wehgetan hatte, als er im Bad ausrutschte. Der höllische Schmerz stieg ihm bis ins Hirn. Mit Schrecken stellte er

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