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Die Rache des Stalkers

Die Rache des Stalkers

Titel: Die Rache des Stalkers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Hünnebeck
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die Wohn- und Arbeitsecke. Auf dem Schreibtisch befand sich ein Laptop mit angeschlossenem Multifunktionsdrucker. Links davon war ein bis obenhin vollgestopftes Bücherregal fest im Boden verankert. Eine flüchtige Musterung reichte nicht, um einen Eindruck zu bekommen, welche Literatur Zander bevorzugt hatte.
    Für die beiden Kommissarinnen gab es vorläufig nichts Konkretes zu tun, bis die Spurensicherung abgeschlossen war, damit sie nicht versehentlich einen wichtigen Hinweis zerstörten. Folglich machten sie sich nach der ersten oberflächlichen Inspizierung auf den Weg nach draußen, um sich im Auto auszuruhen. Vermutlich würde keine von ihnen vor zwei Uhr nachts zum Schlafen kommen.
    Sie saßen noch keine fünf Minuten im Fahrzeug, als Anjas Handy klingelte, ohne eine Nummer zu übertragen. Allerdings ahnte sie, wer um diese Uhrzeit mit ihr reden wollte. Nach den Ereignissen des Abends spürte sie die Bereitschaft, ihm wenigstens kurz Gehör zu schenken.
    »Hallo?«, meldete sie sich mit matter Stimme.
    »Ich bin’s.«
    »Lass mich in Ruhe«, bat sie ihn emotionslos. »Wir haben nichts mehr miteinander zu besprechen.« Aus den Augenwinkeln registrierte sie Nadines fragenden Blick.
    »Ich weiß inzwischen auch, warum wir nichts mehr miteinander zu besprechen haben. Merkst du das nicht?«
    Mit diesem Einstieg hatte sie nicht gerechnet, eher mit einem weiteren Schwall von Entschuldigungen. Er klang aggressiv.
    »Ist das nicht schön?«, erwiderte sie sarkastisch. »Sind die Fronten also geklärt.«
    »Du gibst es zu?«, schrie er sie so laut an, dass sie das Telefon von ihrem Ohr weghielt.
    »Schrei mich noch einmal an und ich lege auf. Was gebe ich zu?«
    »Dass du mit einem anderen Kerl fickst!«, brüllte Frank.
    Abrupt beendete Anja das Gespräch.
    »Oh weh«, meinte ihre Partnerin. »Das hörte sich nicht gut an.«
    »Wir haben uns vor ein paar Tagen getrennt.«
    »Das tut mir leid.«
    »Muss es nicht. Dieser Schritt war überfällig.« Anja berichtete vom Abend der Trennung und was Frank seitdem unternommen hatte. Während sie ihr Herz ausschüttete, rief ihr Ex dreimal an, aber jedes Mal drückte sie sein Klingeln weg. Sie fragte sich, warum es ihn überhaupt interessierte, ob sie einen Neuen hatte.
    »Ich habe nie verstanden, dass du dich auf diese Beziehung eingelassen hast«, sagte Nadine.
    »Wieso?«
    »Richtig geliebt hast du ihn nicht, oder?«
    Anja zögerte mit ihrer Antwort. Seit ihrer letzten großen Enttäuschung vor fünf Jahren hatte sie keinen Mann mehr ganz nah an sich herangelassen. Zu tief hatte der Schmerz wie ein abgebrochener Stachel in ihrem Herzen gesteckt.
    »Wir hatten eine schöne Zeit«, entgegnete sie ausweichend.
    »Sicher? Mir kam es stets so vor, als hätte er dich benutzt. Immer, wenn er dringend Sex haben wollte, habt ihr euch getroffen. Für mich wäre diese Art von Beziehung nichts.«
    Anja lächelte. Nadine war in vielerlei Hinsicht konservativer als sie.
    »Es ging nicht nur Frank um die eigene Befriedigung. Gerade anfangs haben wir sexuell wahnsinnig gut harmoniert.«
    Nadine schien es unangenehm zu sein, über ein solch intimes Thema zu sprechen. Daher rechtfertigte sich Anja nicht weiter und dachte stattdessen an ihre letzte richtige Partnerschaft. Sie hatte den Mann bis zur Selbstaufgabe geliebt. Bis sie bemerkt hatte, dass er sie mit Prostituierten betrog und sich – nachdem ihm das Geld ausgegangen war – auch von ihrem Konto bediente.
    Verglichen mit dem damaligen Schmerz und der Wut, die die Situation in ihr hervorgerufen hatte, war die Trennung von Frank ein Kinderspiel.
    Das Piepen des Handys riss sie aus ihrer Grübelei. Da ihr Ex nicht mehr per Anruf durchkam, schickte er drei SMS. Die erste las sie noch und war wegen den feindseligen Worten überrascht. Die beiden folgenden Nachrichten löschte sie ungeöffnet.
    Spinner!, dachte sie. Aber irgendwann würde er ihre Trennung akzeptieren. Nadine bestärkte sie in diesem Glauben, als sie von einem Exfreund erzählte, der ihr über zwei Monate hinterhergelaufen war.
    Sobald die Kollegen von der Spurensicherung ihr Werk vollendet hatten, untersuchten die beiden Kommissarinnen die Bücherwand in Zanders Wohnung. Möglicherweise war eines der Bücher besonders abgegriffen; so, als habe der Verdächtige es immer wieder benutzt. Und tatsächlich gab es einige Werke, denen man ansah, dass Zander sie öfter in den Händen gehalten hatte. Nacheinander holten die Polizistinnen sie aus dem Regal, ohne einen Hinweis auf

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